Amerika, das “Mutterland der Demokratie”, leidet unter notorisch schlechten Wahlbeteiligungen. Jetzt soll versucht werden, die wahlmüden Bürger mittels moderner Digitaltechnik zu aktivieren.
45 Prozent der Amerikaner blieben bei der letzten Präsidentschaftswahl zuhause. Die Wahl zwischen Donald Trump und Hillary Clinton schien also fast jeden zweiten US-Bürger nicht wirklich zu interessieren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben wirklichem Desinteresse ist manchen der Weg zum Wahllokal einfach zu beschwerlich, oder sie halten ihr Land für eine Oligarchie, in der sie sowieso nichts mitbestimmen können. Lösungsvorschläge für diese Situation gehen in verschiedene Richtungen – von der Möglichkeit per E-Mail zu wählen, bis zu der Idee, Wahlen zukünftig immer auf Feiertage zu legen.
Mit Social Media gegen Wahlmüdigkeit
Die Idee, Bürgerinnen und Bürger auf elektronischem Wege besser in das Politikgeschehen einzubinden, ist nicht neu. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren gab es in den USA derartige Versuche. TV-Übertragungen der New York Regional Plan Association zu Sitzungen über Umwelt und Städtebau zeigten aber entmutigende Beteiligungsraten. Erst die Möglichkeiten von Social Media scheinen eine Wende zu bringen. Ein aktuelles Beispiel ist die 2014 vom US-Milliardär Sean Parker gegründete Plattform “Brigade”, wo Community-Mitglieder zu diversen politischen Themen Stellung beziehen und miteinander diskutieren können.
Die bisherigen Erfahrungen mit diesem neuen “Forum Romanum” zeigen: Die größte Herausforderung ist es, den Bürgern eine sichere und glaubwürdige Plattform zu bieten, die weitgehend vor Hass-Postings und der Lächerlichmachung durch andere Mitglieder schützt. Wird diese Hürde gemeistert, könnte Social Media zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der politischen Kultur bieten.