Mit 465 000 Neuzuzügen war Deutschland im Jahr 2013 hinter den USA das Land mit den zweitmeisten Einwanderern unter den OECD-Staaten. Ein Gewinn für das Land, wenn es auch genutzt wird. (Foto: Cihan)
-von DTJ-Online
Mit 465 000 Neuzuzügen war Deutschland im Jahr 2013 hinter den USA das Land mit den zweitmeisten Einwanderern unter den OECD-Staaten. Allerdings nutzt Deutschland nicht alle Chancen, um deren Potenziale zur Entfaltung zu bringen.
Am 07.12.2014 veröffentlichte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihren Bericht mit dem Titel „International Migration Outlook 2014“, der schwerpunktmäßig einen Überblick und eine Analyse über die Wanderungsbewegungen gibt, die sich im Laufe der letzten Jahren vollzogen und Einfluss auf die 34 OECD-Mitgliedsstaaten gehabt hatten.
Insgesamt mehr als vier Millionen Menschen wanderten 2013 auf Dauer in die 34 OECD-Staaten ein. Das entspricht gut einem Prozent mehr als im Jahr davor. Allerdings war die Tendenz sehr uneinheitlich und in den meisten Staaten sogar rückläufig.
Dass es dennoch bei einem Plus geblieben ist, liegt vor allem daran, dass die Einwanderung nach Deutschland anhaltend hoch ist. Allein im Vorjahr siedelten sich 465 000 Einwanderer in Deutschland an, das sind mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2007.
Damit ist Deutschland wie bereits 2014 das zweitbeliebteste Einwanderungs-Zielland hinter den USA, die im Jahre 2013 insgesamt 989 900 Neuzugänge zu verzeichnen hatten. Deutschland ist, so der OECD-Experte Thomas Liebig, damit zumindest der „Motor der Migration in Europa“.
Erst vor kurzem hatte eine Studie der Bertelsmann-Stiftung gezeigt, dass Ausländer deutlich mehr zu öffentlichen Haushalten beitrügen, als sie in Form von Transferleistungen erhielten. Darüber hinaus ist der Anteil an Menschen in Deutschland, die in einem anderen Land geboren wurden, prozentual betrachtet mit 13,3% im Jahr 2012 nur Platz 14 innerhalb der OECD und weit unter jenem Luxemburgs (42,6%), der Schweiz (27,7%) oder Australiens (27,3%).
OECD: Einwanderung als Chance sehen
Dennoch ist die Fremdenangst in Deutschland noch verhältnismäßig hoch. Politiker, die eine strengere Regulierung oder Beschränkung der Einwanderung befürworten und an diese Angst appellieren, haben es oft leichter als jene, die versuchen, sie den Menschen zu nehmen. Und auf diese Weise verschenkt Deutschland ohne Not Potenzial.
„Die Länder würden mehr Nutzen aus der Einwanderung ziehen, wenn sie Migranten als eine Ressource ansehen und nicht als Problem“, machte OECD-Generalsekretär Angel Gurría deutlich. Vor allem täten politische Verantwortungsträger gut daran, Schritte zu setzen, die es erlauben, die Fähigkeiten von Einwanderern besser zu nutzen. Dies solle das vorrangige Ziel der Integrationspolitik sein. Integration, so die OECD, sei eine Investition in die Zukunft.
Sprachkenntnisse müssen verbessert werden
Deutschland zeige dabei durchaus positive Ansätze. So lobte die OECD Fortschritte bei der Integration von Einwanderern in den deutschen Arbeitsmarkt. Es sei jedoch immer noch reichlich Nachholbedarf vorhanden, unter anderem bei hoch qualifizierten Einwanderern. Sinnvoll wären in diesem Zusammenhang, heißt es seitens der OECD, noch mehr Anstrengungen bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Auch der Abbau von Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt und die Förderung der Einbürgerung blieben unabdingbar.
Ein Problem sei es auch, dass viele Jugendliche aus Einwandererfamilien die deutsche Sprache in Wort und Schrift immer noch nicht vollständig beherrschen würden.
Die OECD-Minister, darunter Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), hielten im Anschluss an die Veröffentlichung des Berichts ein Fachtreffen unter dem Motto „Kompetenzen von Migranten mobilisieren“ ab. Nahles sagte in diesem Zusammenhang zu, die berufsbezogene Sprachförderung und eine zügige Anerkennung ausländischer Abschlüsse weiter zu fördern.