Der iranische Filmregisseur Jafar Panahi hat den Goldenen Bären für seinen Film “Taxi Teheran” verdient gewonnen. Er ist ein kurzweiliges und humorvolles Meisterwerk, das das iranische Regime kritisiert und den Vorurteilen deutscher Zuschauer den Spiegel vorhält.
Aufgrund des 20jährigen Berufsverbots, das ihm auferlegt wurde, und den sehr bescheidenen technischen Möglichkeiten öffnet Panahi dem Zuschauer das Fenster in die iranische Gesellschaft nur einen kleinen Spalt weit. Er hat keinen großen Raum für Kritik, Stile und Subtilitäten, die sein Handwerk, seine Begabung und Klugheit demonstrieren. Der Brennpunkt seines Blicks liegt ausschließlich auf die Laiendarsteller, für deren Geschichten das Taxi die Bühne ist.
Das Taxi als Bühne für einen Film
Der Zuschauer erlebt die Alltagssorgen normaler Menschen in Teheran. Ein Mann, der im Sterben liegt; ein Schwarzhändler für amerikanische Filme; alte Damen und ihre Goldfische; Opfer von Betrug und Gewalt; die “Schreie von Menschen”; die “Blumenfrau”; Frappucino; der Straßenjunge und das Geld. Je tiefer der Zuschauer in den Film eindringt, umso mehr erlebt er, dass der Lebensalltag der Menschen und das autoritäre System Irans voneinander losgelöst sind.
Der Film möchte keine einfachen Wahrheiten von “gut” oder “böse” bieten. Er zeigt, dass die Menschen in Iran das Böse wahrnehmen, aber auf das Gute hoffen und es anstreben. Genau wie die Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin, die mit einem strahlenden Lächeln erinnert wird, dass ihr ein Berufsverbot droht.
Frappucino als Symbol des US-Imperialismus als Lieblingsgetränk
Oder der Mann, der brutal überfallen wurde. Obwohl er die Täter kannte, hat er sie nicht angezeigt, aus Sorge, dass sie vielleicht hingerichtet werden könnten. Auch wusste er, dass die Täter, die seine Bekannten waren, Geldsorgen hatten, die sie durch das erbeutete Geld losgeworden sind.
Das Kaffegetränk “Frappucino”, das eine Nebenrolle im Film zu haben scheint, zeigt, dass das Produkt eines amerikanischen Franchise-Unternehmens, in einer anti-amerikanischen und anti-westlichen Gesellschaft Irans präsent ist.
Der Film möchte keinesfalls die Zustände in Iran beschönigen. Das Regime in Iran ist autoritär, ungerecht und grausam. Es bestimmt darüber, welcher Film “vorzeigbar” oder “unzeigbar” ist. Die Selbstzensur als pädagogische Intervention des iranischen Bildungswesens wird klug auf die Schippe genommen.
Er zwingt aber auch den Zuschauer zu differenzieren, zwischen dem Regime Irans und der Menschen, die in ihm sich mit Höflichkeit, Selbstkritik und Humor begegnen. Ein Film, der gut in die jüngsten Entwicklungen zwischen Iran und dem Westen passt. Absolut vorzeigbar!