Die „Stadt der Liebe“ geht energisch gegen die sogenannten Liebesschlösser vor. Unter den Blicken von Schaulustigen und Touristen begannen am Montag gut zwei Dutzend Arbeiter, Hunderttausende Vorhängeschlösser von der Seine-Brücke Pont des Arts in der Nähe des weltbekannten Museums Louvre zu entfernen. (Foto: pixabay)
Die kleinen Schlösser als Liebesbeweis sind in den vergangenen Jahren weltweit zum Brauch geworden, in Deutschland zum Beispiel besonders populär an der Hohenzollernbrücke in Köln.
Mit geschätzten mehr als 50 Tonnen sind die Liebesschlösser in Paris sogar zum Sicherheitsproblem geworden: Unter der Last der Treuesymbole brach vor einem Jahr ein knapp zweieinhalb Meter langes Geländerteil der Pont-des-Arts-Brücke zusammen.
Die Pariser Studentinnen Léa Darnigny (19) und Laura De Natos (21) beurteilen die Demontage aber skeptisch. Auch bisherige Bemühungen seien gescheitert, sagen die beiden unter Hinweis auf die Internet-Kampagne „love without lock“.
Damit versucht Paris seit Monaten, Paare zu einem verliebten Selfie zu bringen – weg vom Liebesschloss-Trend. Doch gerade einmal ein paar Hundert Fotos sind bisher auf der Seite gelandet – während gleichzeitig die Brückengeländer von Schlössern überquollen.
Die beiden Studentinnen sehen bereits in den geplanten Glasscheiben an den Geländern der Seine-Brücke eine gute Grundlage für die bunte Arbeit von Graffiti-Sprayern.
Selfie statt Liebesschloss
Die 88-jährige Madeleine Bourdoiseau erinnert sich noch an die Brücke Pont des Arts, bevor im Jahr 2008 erlaubt wurde, dort Liebesschlösser anzubringen. Der Brauch schädigt aus ihrer Sicht den Anblick der im 18. Jahrhundert unter Napoleon erbauten Brücke.
Für manche Verkäufer von den Vorhängeschlössern geht auch ein Markt verloren. Im Umkreis der Pariser Brücken werden sie fast überall angeboten. Auch der Souvenirhändler Gil Volle hatte sie im Sortiment. Der 61-Jährige bedauert, dass nun Schluss mit den Schlössern sein soll. Er und seine Frau haben selbst eines angebracht.
Der 52 Jahre alte Eric Le Ouez ist einer der Arbeiter, die damit beschäftigt sind, die Schlösser abzumachen. Eigentlich findet er die Zerstörung der Liebesbeweise schade. Doch es ist sein Job. Und: „Sicherheit geht vor Romantik.“
Als Ersatz für die metallenen Liebesbeweise verspricht der stellvertretende Bürgermeister Bruno Julliard eine „nie da gewesene künstlerische Aktion“. (dpa/dtj)