In digitale Innovationsförderung ist USA das Maß aller Dinge. Europa und Deutschland ziehen nach. Allerdings muss mehr geschehen: mit der industriegeprägten Wirtschaftstradition des alten Kontinents brechen.
Die USA haben es vorgemacht, Deutschland und Europa haben es endlich verstanden: Start-Ups fördern, Talente mobilisieren und Innovationspotenziale erschließen. Hört sich einfach an, ist aber für eine Gesellschaft mit einer industriegeprägten Wirtschaftstradition keine einfache Aufgabe.
Es ist auch einfacher, eine große Industriemaschine zu setzen, die dutzende Menschen beschäftigt, als dutzende Menschen zu fördern, die an einer Idee arbeiten. Trotzdem – Deutschland und Europa sind nicht die USA. Daher sind Erstere gut beraten, nicht das Erfolgsmodell der USA blind zu kopieren. Die Industrie- und Gründungskultur ist eine andere, genau wie die Innovations- und Diskurskultur.
Drei Säulen, um sich mehr auf die europäischen Werte zu besinnen
Daher sind die Studienergebnisse der Beratungsgesellschaft Roland Berger über europäische Start Ups wenig überraschend – aber auch erfrischend. Zur zentralen Forderung gehört nämlich, dass sich das alte Kontinent auf seine Traditionen zu besinnen: Industriekompetenz, Vielfalt und Internationalisierung.
Die Autoren der Studie haben dazu drei Säulen formuliert.
- Unternehmen und Personen aufbauen, die mit den alten Spielregeln des Marktes brechen, neue Spielregeln festlegen und Marktlücken füllen können.
- Im Anblick von Big Data, Datensicherheit und Datengovernance international anerkannte Normen entwickeln, um Vertrauen zu schaffen und so die Grundlage für die Internationalisierung der europäischen Start Ups fördern.
- Im Lichte europäischer Werte von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein digitales Ökosystem schaffen, in dem sich Kunden, Firmen, Unternehmer und Mitarbeiter in der digitalen Welt sicher fühlen.
Open-Innovation ist Voraussetzung
Philipp Leutiger, Partner von Roland Berger, fasst zusammen: „Es geht um den positiven Einfluss, den die Startups auf die europäische Wirtschaft haben. Ihre Präsenz hilft traditionellen Unternehmen, in den digitalen Wettlauf einzusteigen – und umgekehrt auch. So entsteht eine gesunde Symbiose, die europäische Firmen dabei unterstützt, sich in der globalen Digitalwirtschaft stark zu positionieren.“
Unser forgsight-Gastautor MIT-Professor Eugene A. Fitzgerald ist in seinem Beitrag einen Schritt weiter gegangen. Er kritisiert, dass die bisherige Innovationsförderung in den geschlossenen Forschungslaboren großer Unternehmen nicht mehr zeitgemäß ist. Auch er sieht in der Zusammenarbeit zwischen Start Ups und den Großunternehmen eine bedeutende Chance. Allerdings fordert er eine strikte “Open Innovation: “Die Ökosysteme der offenen Innovation erlauben es diesen Parteien ihre Stärken, Budgets und Erfahrungen zu bündeln um neue Lösungen zu finden.”