Uber, ein Anbieter für Fahrservices aus den USA, soll 100.000 S Klassen bei Mercedes in Auftrag gegeben haben. Will das Unternehmen sich damit für den deutschen Markt anbiedern oder steht uns ein neues Zeitalter bevor? Denn die Autos haben eine Besonderheit: Sie fahren von alleine. (Foto: Vimeo)
In Deutschland ist “Uber” vergleichsweise unbekannt. Bei ihm handelt es sich um ein Online-Vermittlungsdienst für Taxifahrten bzw. Fahrservices. Dahinter steckt folgende Idee: Nach einem gemütlichen Abend mit Freunden bei Wein und Bier möchten sie zur späten Stunde nach Hause fahren. Normalerweise würde man ein Taxi rufen.
Doch Uber bietet eine Alternative. Mit seinem App kann man bequem einen privaten Fahrdienst bestellen. Privat heißt hier wirklich privat. Ein privater Mensch bietet über Uber sein privates Auto mit sich als Chauffeur an, um eine Taxidienstleistung zu erbringen. Kunden in seinem Einzugsgebiet können ihn dann über die App rufen. Später rechnet Uber von ihm 20% seiner Einnahme ab.
213 Millionen Dollar Umsatz – ohne Autos
Ohne eine eigene Fahrzeugflotte zu besitzen, erwirtschaftete das us-amerikanische Unternehmen 2013 einen Umsatz von über 213 Millionen Dollar. Das ist riesig. Wie so viele andere Unternehmen der digitalen Ökonomie wie Facebook, Twitter, Amazon und Co. will auch Uber in den europäischen und deutschen Markt eindringen. Schließlich ist Europa eine lukrative Zielregion.
Doch das Problem ist die vergleichsweise strenge Reglementierung der Personenbeförderung in diesen Breitengraden. In manchen Städten darf Uber daher nur unter strengen Auflagen seinen Dienst anbieten. In anderen ist der Service sogar verboten oder befindet sich in einer Erprobungsphase. Deutschland ist dabei eine der größeren Hürden, die Uber überwinden müsste.
Echter Auftrag oder Marketing-Gag?
Ist dies der Grund für die Mega-Bestellung von 100.000 Mercedes S-Klassen? Denn so viele Autos soll Uber bei Mercedes in Auftrag gegeben haben, wie das manager magazin und mashable.com berichtet haben. Dies entspricht nicht nur der jährlichen Absatzmenge dieser Modellreihe von Mercedes weltweit. Nach Schätzungen von Experten beträgt das Auftragsvolumen etwa zehn Milliarden Euro.
Daimler-Chef Dieter Zetsche und Uber-CEO Travis Kalanick hätten bereits eine entsprechende Vereinbarung abgeschlossen, heißt es aus den beiden Unternehmen. Die finale Entscheidung hänge allerdings noch von verschiedenen Bedingungen ab. Angesichts der unglaublichen Größenordnung drängt sich die Frage auf, ob das Vorhaben echt oder doch nur ein taktisches Manöver ist, um die Aufmerksamkeit und die Gunst der deutschen Öffentlichkeit zu gewinnen.
Ob Mega-Deal oder Mega-Anbiederung – sollte das Vorhaben echt sein, dann läutet Uber gleich zweifach ein neues Zeitalter ein: Bisher war wesentliches Merkmal von Diensten wie Uber aber auch Lieferheld.de oder Facebook, dass sie nur eine Vermittlungsplattform im Internet bereitgestellt haben. Die notwendigen Betriebsmittel (Fahrzeuge, Gastronomie, Inhalte) haben Dritte eingebracht. Mit dem Mega-Deal würde dieses Geschäftsmodell sich der klassischen Wirtschaft öffnen.
Kann neues Zeitalter einleiten
Noch elektrisierender ist aber ein anderer Fakt: Uber hat autonom-fahrende S Klasse-Autos bestellt, die nach Angaben von Daimler ab 2020 eine Marktreife erreichen werden. Mit einem Schlag könnte Uber damit den Weg für völlig neue Mobilitätskonzepte, Transport- und Verkehrstechnologien freimachen, in denen führerlose Autos, Busse und Transporter Menschen und Waren von A nach B transportieren. Die Vorstellung ist verführerisch, ob sie aber auch Wirklichkeit wird, werden wir noch sehen.