Im Zuge der Legalisierung der Droge in einigen Staaten und einem Selbstexperiment, spricht sich die Redaktion der Zeitung nun für eine landesweite Legalisierung aus. Dabei vergleicht die Redaktion das Verbot sogar mit der Prohibition der 1920er Jahre. (Foto: rtr)
-von forgsight
Noch 1966 zur Zeit der Hippie- und Freiheitsbewegungen in den USA bezeichnete die renommierte New York Times Marihuana als “Vorstufe zu Heroin und anderer Drogen”. Überraschend ist es, wie vehement sich die altehrwürdige Zeitung, die wegen ihrer 163 jährigen Historie auch “The Gray Lady” genannt wird, sich vergangene Woche für eine Legalisierung des landesweiten Marihuanakonsums aussprach. Nicht nur in einem ausführlichen Leitartikel, sondern auch jeden Tag in mehreren wohlwollenden Artikeln zum Thema. Die Kampagne steht unter dem Motto “High Time”, ein Wortspiel, das sowohl als “höchste Zeit”, als auch die Zeit während des Rausches zu verstehen ist.
Das Thema ist innerhalb der amerikanischen Gesellschaft höchst umstritten und anrüchig. Berühmt sind die Worte des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton, der angesprochen auf einen eventuellen Konsum der Droge antwortete: “I did not inhale!” (Ich habe nicht inhaliert!) Ein paar Jahre später sieht die Situation schon anders aus. US-Präsident Barack Obama gab offen zu während seiner Studentenzeit Marihuana konsumiert zu haben, relativiert den Cannabiskonsum jedoch als “schlechte Angewohnheit”, wie Alkohol- oder herkömmlichen Tabakkonsum. Während letztere in den meisten Bundesstaaten legal sind, ermutigt er die Bürger in Colorado oder Washington nicht zum Jointrauchen.
Die Artikelserie der New York Times erscheint sogar etwas spät angesichts der Tatsache, dass der Konsum der Droge in 23 Staaten bereits legal ist – für medizinische Zwecke versteht sich. In Colorado und Washington ist sogar der private Anbau und Konsum zu “freizeitlichen Zwecken” gestattet. Das Geschäft mit dem Kraut ist sogar ziemlich rentabel für die USA. Allein der Bundesstaat Colorado hat 25 Millionen Euro durch Steuern eingenommen. Bis zum Ende des Haushaltsjahres werden sogar 60 Millionen Euro erwartet. In Washington sind es 51 Millionen Dollar.
Das Cannabisverbot sei gleichzusetzen mit der Prohibition von 1920 bis 1933. Schon damals wurde trotz Alkoholverbots munter weitergefeiert und getrunken in den so genannten “Speakeasy”-Kneipen der Großstädte New York und Chicago. Vom Alkoholschmuggel profitierten in erster Linie Mobster wie Al Capone. Gepanschte und selbstgebrannte Getränke mit zu viel Ethanol sorgten dabei für gesundheitliche Risiken der Konsumenten. Ebenso verhält es sich laut New York Times mit Cannabis. Viele “vernünftige” Bürger wären damals kriminell geworden, weil sie auf ihr Feierabendbier nicht verzichten wollten. Ebenso füge auch Cannabis der Gesellschaft keinen erheblichen Schaden zu. Mit einer Legalisierung könnte man neben den finanziellen Vorteilen auch Kontrolle über die Dosierung und Mischung gewinnen um gesundheitliche Risiken der Konsumenten unter Kontrolle zu behalten. Laut der US-Bundespolizei habe es zudem allein 2012 über 650.000 Festnahmen nur wegen Marihuana-Besitzes gegeben. Angesichts überfüllter Gefängnisse in den USA dürfte eine Aufhebung des Verbotes ein Segen sein, auch weil Steuergelder gespart werden, indem sich die Polizei “wichtigeren” Delikten widmen kann. (Spon/süddeutsche-online/ forgsight)
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