Mittelschicht: Es war mal “Wohlstand für alle”

Wohlstand für alle – nicht aber für Ausländer. So kann man die aktuelle DIW-Studie zur Mittelschicht zusammenfassen. Während der Anteil der mittleren Einkommensbezieher unter den Deutschen um 5% sank, ist die Mittelschicht der Ausländer um 18% geschrumpft. (Foto: Erika39)

“Wohlstand für alle” lautet ein Versprechen der Sozialen Marktwirtschaft, die auch heute das Fundament Deutschlands bildet. Allerdings kann seit Ende der 1990er Jahre ein schleichender Prozess beobachtet werden, wonach der Wohlstand in der deutschen Gesellschaft sich ungleich verteilt. Zu diesem Ergebnis sind die Forscher vom Deutschen Wirtschaftsinstitut (DIW) – aufs Neue- gelangt.

Das renommierte Institut aus Berlin untersucht den Zustand der deutschen Mittelschicht in regelmäßigen Abständen. So hat sich die Schlagzeile zur Untersuchung der Einkommensverteilung in den letzten Jahren nicht verändert: Die Mittelschicht schrumpft und die Ungleichheit nimmt zu.

Was ist der Median?

Auch bei der jüngsten Untersuchung haben die Forscher keine neue Botschaft zu vermelden. Zwischen 1991 und 2013 ist der Anteil der Mittelschicht an der Gesamtgesellschaft um fünf Prozentpunkte gesunken. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der einkommensstarken Gruppe von 22 Prozent auf 33 Prozent angewachsen. Bereits in einer anderen Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands wird aufgezeigt, dass die Ungleichheit in Deutschland zugenommen hat (€).

Bei der Ermittlung der Einkommensgruppen spielt Median als Maßzahl eine wichtige Rolle. Hierbei wird die Zahl aller Erwachsenen mit Einkommen in genau zwei gleichgroße Hälften geteilt. Das Einkommen der Personen, die genau zwischen diesen beiden gleichgroßen Hälften liegen, bilden das Medianeinkommen. Zur Mittelschicht zählen alle Erwachsenen, deren Einkommen zwischen 67 Prozent bis 200 Prozent des Medianeinkommens liegen.

Ausländer sind die Verlierer

Auch mit dieser Untersuchung kann die Warnung vor sozialer Spaltung der DIW-Forscher aus den vergangenen Jahren wiederholt werden. “Bei der aktuellen Entwicklung in Deutschland ist zudem bemerkenswert,” heißt es im DIW-Wochenbericht (PDF), ”dass trotz des seit 2006 zu beobachtenden Beschäftigungsaufbaus sich dies bislang nicht in einer Stabilisierung oder gar Zunahme des Bevölkerungsanteils mittlerer Einkommensbezieher geäußert hat, was darauf schließen lässt, dass die hier präsentierten Entwicklungen auf eine Vielzahl an Ursachen zurückzuführen sind.”

Interessante Entwicklung: Der Anteil der Ausländer aus der mittleren Einkommensgruppe ist stark gesunken. Gehörten 73 Prozent der Ausländer im Jahr 1983 zur mittleren Einkommensgruppe, ist deren Anteil 2013 auf 55 Prozent abgesunken. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Mittelschicht ohne die Gruppe der Ausländer von 68 Prozent auf 62 Prozent gesunken.

2 Kommentare zu Mittelschicht: Es war mal “Wohlstand für alle”

  1. Wenn hier mit „Ausländern“ tatsächlich staatsrechtliche Ausländer gemeint sind, läßt sich der sinkende Ausländeranteil in der Mittelschicht ganz einfach mit einem Statistik-Effekt erklären: Gut integrierte, gutverdienende Ausländer sind nämlich keine mehr, wenn sie die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben. Was sie in der Regel, da gut integriert, früher oder später auch tun. Die Soziologie spricht vom „Creaming-Effekt“: Wenn aus einer bestimmten Population immer wieder die oberen Prozente abgeschöpft werden, sinken die Durchschnittswerte der Population ab.

  2. Mich würde mal interessieren, wie sich die absoluten Zahlen verändert haben nicht nur die Prozentanteile. Ich stimme Herr Kruschel in Bezug auf den Ausländeranteil in der Mittelschicht zu (die gutverdienenden, gut integrierten ehemaligen Ausländer die ich kenne, haben alle die deutsche Staatsangehörigkeit erworben). Statistisch kann man eine ganze Menge machen. Wenn, wie im letzten Jahr geschehen allein 1,1 Mio Flüchtlinge und Asylbewerber zugewandert sind, verringert sich automatisch der Anteil der Mittelschicht, da die Zuwanderer in der Regel kein Mittelschichteinkommen haben.

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