Mit einem Textnachrichten-Projekt haben die USA offenbar versucht, Kubaner zum Widerstand gegen ihre kommunistische Regierung zu ermutigen. Das soziale Netzwerk mit den Namen „ZunZuneo“ gab es bis 2012 und hatte Zehntausende Nutzer – geheim finanziert von den USA. (Foto: rtr )
-von forgsight
ZunZuneo war bis 2012 eine soziale Plattform auf Kuba, sozusagen ein „kubanisches Twitter“. Der Name ist Slang für den Ruf des einheimischen Kolibris. Die Plattform war beliebt: „Du konntest dich einloggen und 140 Zeichen eingeben – es hat nichts gekostet“, erinnert sich Ernesto Guerra.
Wie ihm ging es auch vielen anderen der 40.000 kubanischen ZunZuneo-Nutzer: Der Nachrichtendienst war kostenlos und einfach zu benutzen – und deshalb populär. Was sie nicht wussten: ZunZuneo war eine amerikanische Plattform, entwickelt und betrieben von USAid, einer amerikanischen Regierungsbehörde.
Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AP finanzierten die USA das Projekt, um auf Kuba soziale Unruhen zu provozieren. Die Nutzer von ZunZuneo bekamen regelmäßig Kurznachrichten zugeschickt: In der ersten Phase zu Themen wie Wetter, Fußball oder Musik.
Später sollten die vor allem jungen Nutzer zum Widerstand gegen die Regierung ermutigt werden. Doch bis dahin kam es nie – 2012 wurde der Dienst plötzlich und ohne Erklärung beendet. Laut USAid lief damals die Finanzierung für das Projekt aus. Gut eine Million Dollar sollen die USA für ZunZuneo ausgegeben haben. Doch ob die US-Regierung davon wusste, ist unklar.
Fulton Armstrong arbeitete zu dieser Zeit für den amerikanischen Kongress. Er erinnert sich an Auseinandersetzungen mit USAid, die Projekte durchführten, von denen niemand wusste. Es sei eine traurige Angelegenheit, wenn Bürokraten Projekte durchführen, die nicht kontrolliert werden und nicht transparent seien.
Neben der kubanischen Regierung dürften nämlich auch amerikanische Politiker empfindlich auf die Enthüllung reagieren. Bisher ist unklar, ob ZunZuneo nach amerikanischem Recht legal war. Der Präsident selbst muss solche verdeckten Operationen genehmigen, auch der Kongress muss informiert werden.
Ernesto Guerra hätte nie gedacht, dass die USA hinter ZunZuneo steckten. Er hätte es so lange benutzt und wisse nicht einma, was es war. Für junge Kubaner war ZunZuneos Ursprung genauso mysteriös wie das plötzliche Verschwinden der Plattform. (ard/dtj/forgsight)