Afrika hat im letzten Jahrzehnt große Fortschritte erzielt. Die Erfolgsgeschichte könnte weitergehen. Die Wachstumschancen auf dem geschundenen Kontinent sind größer als in den gesättigten Märkten des Westens – aber nicht risikofrei. (Foto: rtr)
-von DTJ-ONLINE
Lange ging Afrika als verloren geglaubter Kontinent und trauriger Fleck einer systematischen Ausbeutung in die Geschichte der Welt ein. Lediglich Krieg, Armut, Korruption und Krankheit schienen auf dem Kontinent zu prosperieren. Doch nach einem Jahrzehnt in den 90er Jahren, die noch die Folgen einer gewissen Rückständigkeit erkennen ließen, trat Subsahara-Afrika schließlich Mitte der letzten Dekade ins Rampenlicht. Mit einem realen Wirtschaftswachstum von 5 Prozent 2013 und voraussichtlich 6 Prozent in 2014 rangiert die Region seit 2012 nach dem Spitzenreiter Asien an zweiter Stelle.
Diese insgesamt günstige Entwicklung lässt Subsahara-Afrika als vielversprechenden Markt mit attraktiven Lokalitäten aufblühen, der unzählige Möglichkeiten für Im- und Exporte bietet und zunehmend ausländische Investoren anzieht, die mittelfristig die Chancen für die Region erhöhen.
Afrika geht heute voran und steht der Boomregion Asien keineswegs nach. Selbst die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hat auf dem südlichen Kontinent kaum Spuren hinterlassen. Während die Wirtschaftskraft der Industriestaaten in den letzten Jahren kaum zulegen konnte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Ländern südlich der Sahara konstant an.
Nicht stark von Finanzmarkt- und EU-Krisen getroffen
Auch wenn die letzten Ausbrüche interreligiöser Gewalt in Nigeria, im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik Beobachter durchaus beunruhigten: Blutige Bürgerkriege, wie man sie im letzten Jahrzehnt noch in Afrika gewohnt war, sind deutlich weniger geworden. Insgesamt lässt sich heute eine zunehmend belastbarere und gute politische als auch wirtschaftliche Stabilität auf dem schwarzen Kontinent verzeichnen.
Der sogenannte „Doing Business Indikator“ der Weltbank veranschaulicht zudem, dass eine große Zahl afrikanischer Regierungen in den Bereichen Bildung, Korruptionsbekämpfung und Investitionsklima beachtliche Fortschritte machte. So wurden Unternehmensgründungen und Investitionen in den letzten sieben Jahren beispielsweise in Ghana, Ruanda und Tansania erheblich vereinfacht und den internationalen Standards angepasst. So sind etwa die FDI-Projekte in Subsahara-Afrika von 2007 bis 2012 um über 22 Prozent angestiegen. Das meiste frische Kapital mit einer Zuwachsrate von 51 Prozent an neuen FDI-Projekten konnte Ghana auf sich vereinigen.
Zwar blieb die Inanspruchnahme des internationalen Kapitalmarktes durch Adressen aus Subsahara-Afrika bislang überschaubar, doch das könnte zunehmend besser werden. Die Finanz- und Bankenmärkte sind in erster Linie lokal orientiert, damit fielen natürlich vor dem Hintergrund der letzten Finanzkrise viele Transmissionskanäle aus. Die Krise schwappte daher aber auch nur peripher in die Dritte Welt. Auch ist die Exportabhängigkeit Afrikas von der nach wie vor ökonomisch lahmenden Europäischen Union mit nur 20 Prozent eher gering, schreibt die Commerzbank in einer Studie. Dementgegen ist die Abhängigkeit von Rohstoffpreisen hoch.
Ungeachtet eines Wachstumseinbruches 2009 profitieren vor allem die rohstoffreichen Länder Afrikas von den immer noch hohen Rohstoffpreisen und entwickeln sich zunehmend zu lukrativen Wachstumsmärkten, die internationales Interesse erwecken. Besonders vielversprechend für einen nachhaltigen Aufschwung sind die Perspektiven in einigen Staaten im westlichen und südlichen Afrika, aber auch die dynamischen Märkte im östlichen Afrika dürfen nicht unterschätzt werden. Jedoch besonders erfreulich ist, dass immer mehr internationale Gelder in den Dienstleistungs- und weniger in den Rohstoffsektor fließen.
Finanzen, Konsumgüterbranche und Infrastruktur als Renditehoffnungen
Rein von den Zahlen her ist Afrika zwar attraktiv, doch Analysten warnen vor zu viel Optimismus. Der Nachholbedarf in Afrika ist immer noch allgegenwärtig: Lediglich die Hälfte aller Länder Afrikas besitzen eine eigene Börse. Fonds haben es schwer, in Afrika an Aktien zu kommen und Anlegern bleibt nur eine geringe Auswahlmöglichkeit. Findet man keine guten Anleihen, ist es trotz gestiegener Werte für kleine Anleger praktisch unmöglich, Direktinvestitionen in Afrika zu tätigen. Nichtsdestotrotz sehen Investoren auch dahinter ein enormes bisher ungenutztes Entwicklungspotenzial.
Auf Afrika wartet noch die Zukunft. Verglichen mit den Schwellenländern liegt Afrika noch vor 20 bis 30 Jahren der Entwicklung. Stets muss in Afrika zwischen einer guten Rendite und einem höheren Ausfallrisiko abgewogen werden. So ist beispielsweise Südafrika zwar ein Land mit einer hohen politischen und wirtschaftlichen Stabilität, doch es weist im Vergleich mit Nigeria nicht die gleichen Wachstumspotenziale auf. Nigeria dagegen weist eine geringe Rechtssicherheit und ein höheres Maß an Korruption auf.
Die interessantesten Unternehmen Afrikas für Investoren verteilen sich vor allem auf die Finanz- und Konsumgüterbranche, aber auch auf den Bau und die Telekommunikation. Seitdem die afrikanischen Länder verstärkt in ihre Infrastruktur investieren, wurden Investoren schnell hellhörig. Denn sobald das Einkommen in Afrika steigt, wandert es in den Konsum. Schließlich könnte das Bruttoinlandsprodukt, das sich maßgeblich aus den Konsumausgaben eines Volkes zusammensetzt, höhere Wachstumsraten erklimmen.
Potenzial durch Leapfrogging
So werden etwa in Mosambik und Nigeria derzeit Infrastruktur-Projekte in der Größenordnung von 32 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 96 Milliarden Euro umgesetzt. Kenia indes macht enorme Fortschritte bei der Stromversorgung und gilt schon heute als größter Akteur bei den erneuerbaren Energien.
Auch könnte Afrika vom sogenannten Leapfrogging profitieren und sich von der Abhängigkeit der Bodenschätze lösen. Leapfrogging bedeutet, dass technologische Errungenschaften nicht aufgeholt, sondern direkt übersprungen werden. Das größte Potenzial dabei liegt im Bereich der Erneuerbaren Energien und der Kommunikationstechnologien.
Dank einer starken demografischen Entwicklung, den reichlich vorhandenen Bodenschätzen und dem gegebenen Potenzial durch Leapfrogging könnte aus dem ewigen Strohfeuer Afrika endlich eine dynamische Region wirtschaftlicher Prosperität werden. Ganz ohne Risiko und Gefahren wird Afrikas aufbäumen jedoch nicht ablaufen. Krisen jeglicher Art können das Schicksal des schwarzen Kontinents schnell in eine ungeahnte Richtung wenden.