Was für ein Luxus: Jedem Bundesbürger stehen durchschnittlich 45 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Das ist ein Rekordwert! Wird dieser Trend in der Zukunft anhalten – oder werden die Wohnungen wegen der Wohnungsknappheit immer kleiner?
Sind 45 Quadratmeter für eine Person zu viel oder doch genau richtig? Fakt ist, seit 1972 bis heute hat sich die Wohnfläche je Bundesbürger verdoppelt. Lebte in den 1970er Jahren ein Bundesbürger durchschnittlich auf rund 26,4 Quadratmeter, sind es heute 45 Quadratmeter. Und das ist ein Rekordwert!
Bauministerin: “hauptsächlich zum Schlafen in ihren Wohnungen”
Auf der Grundlage des Mikrozensus hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung diesen Wert ermittelt. Die Forscher sehen für diese Entwicklung in zwei Ursachen begründet: Zum einen im gewachsenen Anspruch der Menschen an die Wohnungsgröße und zum anderen in der veränderten Haushaltsstruktur. Lebten in den 1970ern durchschnittlich 2,74 Personen in einem Haushalt, verringerte sich diese Zahl auf 1,88 Personen in der Gegenwart.
“Wie die Analyse weiter ergibt, steigt die Wohnfläche pro Kopf mit zunehmendem Alter kontinuierlich an.”, heißt es weiter in der Pressemitteilung des Bundesinstituts weiter. “Die sich verbessernde ökonomische Situation bei Menschen ab 18 Jahren führt zu einem größeren Anspruch an den Wohnraum. So steht Minderjährigen im Schnitt rund 30 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, 65-Jährigen hingegen etwa 55 Quadratmeter. Erhebliche Unterschiede gibt es auch zwischen den Geschlechtern.”
Wird sich diese Entwicklung auch in der Zukunft fortsetzen, so dass die Größe der Wohnfläche pro Person zunehmen wird? Im Interview für die Tageszeitung “Die Welt” weist die Bundesbauministerin Barbara Hendricks darauf hin, dass junge Leute – im Gegensatz zu Älteren ab 55 Jahren – auf deutlich kleineren Wohnflächen leben. “Junge Berufstätige brauchen doch meist nicht mehr als 30 bis 35 Quadratmeter Wohnfläche, weil sie ja hauptsächlich zum Schlafen in ihren Wohnungen sind.”, führte sie im Interview an.
Alters- und Wohlstandeffekt
In der Analyse des empirica Instituts zur Entwicklung der “Wohnflächenachfrage in Deutschland” sind zur Erkenntnis gelangt, dass diese Entwicklung vom Alters- und Wohlstandseffekt angetrieben wird:
Mit zunehmenden Alter nimmt auch der Bedarf an größerer Wohnfläche zu. Was als Single-Haushalt beginnt, teilt man später die Wohnung mit einem Lebenspartner. Später kommen in der Regel Kinder hinzu, so dass der Bedarf nach einer größeren Wohnung zunimmt. Viele Ältere verzichten auch dann nicht mehr auf den gestiegenen Lebensstandard, wenn die Kinder als Erwachsene das Haus verlassen.
Unabhängig vom Alter, Wohnstatus und Haushaltstyp kann ein positiver Trend in der Wohnflächenachfrage beobachtet werden, so die Autoren der Analyse: “später geborene Haushalte bewohnen jeweils größere Flächen als vorhergehende Geburtsjahrgänge derselben Altersklasse”. Die Autoren unterstellen, dass auch künftige Generationen ähnliche Lebenslaufmuster unter Einwirkung der Alters- und Wohlstandseffekte durchlaufen werden. In diesem Lichte gehen sie davon aus, dass die Wohnflächenachfrage auch in der Zukunft zunehmen wird.
Eine Entwicklung der Vergangenheit ist nicht automatisch in die Zukunft verlängerbar, wie empirica schreibt. Denn der Anteil von Menschen mit geringen Einkommen wird in der Zukunft steigen, das Stichwort ist hier Altersarmut. Gleichzeitig sind die Wohnkosten stark angestiegen und die Elterngeneration, die nach Auszug der Kinder ihre Nachkriegseigenheime mit hohen Wohnflächen pro Kopf bewohnt, verlässt aus Altersgründen die Immobilie.
Daher ist eher von einem Absinken der Pro-Kopf-Wohnfläche auszugehen, ein Trend, der in einigen Städten in Deutschland auch statistisch bereits nachweisbar ist.