Unternehmergeist, Erfindungsreichtum, Pioniertum? Die USA macht es vor! Dabei zeichnete sich Deutschland lange Zeit als das Land der Erfinder und Pioniere aus. Heute ist es weit davon entfernt. Was kann Deutschland von amerikanischen Vordenkern, Machern und Pionieren lernen. Dazu einige Biografien.
Alfred Krupp, August Thyssen, Werner Siemens, Gottlieb Daimler – deutsche Genies und Erfinder, die nicht nur ihre Erfindungen und Unternehmen sondern auch Deutschland groß gemacht haben, von denen das moderne Deutschland noch heute profitiert. Aber wo bleiben die deutschen Pioniere des 21. Jahrhunderts? Dabei macht uns die USA vor, wie es geht!
Pioniere der Internetökonomie wie Steve Jobs, Larry Page und Mark Zuckerberg haben marktbeherrschende Ökosysteme geschaffen. Hierzu haben nicht nur die große Investitionsbereitschaft und ein großer Binnenmarkt in den USA beigetragen, sondern auch die Skills der Gründer.
Welche sind das? Was können wir von ihnen lernen? Schauen wir uns die Biographien der Visionäre der Internetökonomie genauer an:
Steve Jobs – das Genie
Steve Jobs wurde im gleichen Jahr wie sein späterer Rivale Gates geboren. Er wuchs bei Adoptiveltern im Silicon Valley auf. Die Jobs waren keine Akademiker. Seine leiblichen Eltern rangen ihnen jedoch das Versprechen ab, Jobs den Zugang zum College zu ermöglichen. Seine Adoptiveltern bemerkten früh, dass Jobs schnell lernte. Schon bei der Einschulung in die Monta Loma Elementary konnte er lesen. In den ersten Schuljahren langweilte sich Jobs, bis eine Lehrerin ihm ermöglichte, eine Klasse zu überspringen.
Die Jobs wohnten in direkter Nachbarschaft zu Ingenieuren von Firmen wie Hewlett-Packard und Intel. Jobs begeisterte sich bereits während seiner Schulzeit für Computer. Zudem geriet er in den Bann der Hippie-Bewegung und wurde von deren Maxime „Macht (das heißt Rechner) für alle!“ entscheidend geprägt. 1972 beendete Jobs die High School und wechselte auf das Reed College in Portland, das er jedoch bald ohne Abschluss verließ.
Jobs konzentrierte sich vielmehr gemeinsam mit einem ehemaligen Arbeitskollegen von Hewlett Packard, Stephen Wozniak, in der Garage seiner Eltern auf die Entwicklung des ersten „Personal Computer“. Mit seiner Idee leicht bedienbarer Rechner für jedermann eröffnete er ein neues Computerzeitalter. Die einfache und brillante Geschäftsidee zündete bei Investoren, sodass Jobs zusammen mit Wozniak und einem weiteren Partner 1976 Apple gründete. Mit der grafischen Benutzeroberfläche und der Maus nahm Apple in den 1980er Jahren eine Vorreiterrolle ein. Diese Benutzerfreundlichkeit hatte Apples Mac dem PC von IBM mit Windows und seinen kryptischen Kommandozeilen-Codes zu dieser Zeit voraus. Dennoch gelang es Jobs nicht, seinen Konkurrenten Gates zu übertrumpfen: Der Mac hatte nur wenige Anwendungen – und dafür war er zu teuer.
Jobs wurde aus der Firma gedrängt und gründete 1985 mit NeXT Computer ein neues Unternehmen. Die kommende Zeit, er war 30 Jahre alt, bezeichnete Jobs einmal als seine kreativsten Jahre. Die neue Produktidee des NeXT-Computers beruhte auf dem Konzept der Teamarbeit: Das „Interpersonal Computing“ setzte sich in der ersten Hälfte der 1990er Jahre vor allem wegen des flexiblen Programms NeXTStep durch. 1996 kaufte Apple NeXT und entwickelte es zu seinem Macintosh-Betriebssystem weiter.
Jobs kehrte zu Apple zurück. 1998 wurde unter seiner Führung der iMac mit seinem All-in-One-Gehäuse eingeführt, der den angeschlagenen Konzern in die Gewinnzone zurückbringen sollte. Es war schließlich Jobs mit seinem Genius und nicht ein anderer Apple-Stratege, BCG-Berater oder Marktforscher, der mit dem iPod und dem iPhone das technische Ökosystem für eine neue, mobile Internetökonomie erdachte. Es war Jobs, der mit dem iTunes- und App-Store seinen Arbeitgeber zu einem der weltgrößten E-Commerce-Unternehmen für digitale Güter machte. All dies gelang ihm, weil er aus seinem Fehler lernte und seine Schwäche kompensierte: Er öffnete sein Ökosystem für zahlreiche, innovative Anwendungen, die fortan im Wesentlichen von externen Entwickeln stammten. (Foto: Matthew Yohe)
Bill Gates – der Pragmatiker
Bill Gates wurde 1955 als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Lehrerin in Seattle geboren. In der Grundschule brillierte er vor allem in Mathematik und den Naturwissenschaften. Mit 13 Jahren wurde Gates in die Privatschule Lakeside School versetzt, um sein Talent zu fördern. Hier konnte er mittels eines Fernschreibers bei General Electric Zeit auf einem Großrechner nutzen. Gates gefiel es, den Rechner mit BASIC-Programmen zu programmieren und wurde zur weiteren Förderung teilweise vom Mathematikunterricht freigestellt. Zusammen mit seinem Schulfreund Paul Allen gründete Gates mit 14 Jahren seine erste Firma: Traf-O-Data. Sie entwickelten ein System zur Messung von Verkehrsströmen, welches ihnen 20.000 US-Dollar einbrachte.
1973 ging Gates an die Harvard University. Statt zu studieren, verbrachte er seine Zeit vorwiegend im Computerraum. Dort lernte er auch seinen späteren Geschäftspartner Steve Ballmer kennen. 1975 gründeten Gates und seine Freunde in einer Garage in Albuquerque Microsoft. Sein Studium brach er ab. Das Jahr 1981 legte schließlich den Grundstein seines Imperiums: Gates erkannte das Potential eines Betriebssystems von Seattle Computer Products. Er kaufte es, um im Auftrag von IBM darauf aufbauend 1983 die erste Version von Windows für Personal Computer auf den Markt zu bringen.
Weder Hersteller noch Verbraucher wollten sich zunächst auf Experimente einlassen und bevorzugten weiter Großrechnersysteme, die sie kannten und selbst entwickeln konnten. Ohne Erfolg reiste Gates von Messe zu Messe. Aufträge blieben aus. Unermüdlich arbeitete er über acht Jahre an der Weiterentwicklung von Windows bis zur Version 3.0. Diese erschien 1990 und sah in etwa so aus wie heute. Selbst Skeptiker betrachteten nun den Computer als neu erfunden. Obwohl die Ideen der graphischen Benutzeroberfläche und der Maus von Steve Jobs stammten, wurde Windows mit diesen Zutaten – nicht zuletzt dank zahlreicher Anwendungen und Kooperation mit IBM – das erfolgreichste PC-Betriebssystem der Welt. Gates Verdienst ist es, die Potentiale des Betriebssystems von Seattle Computer Products sowie der Benutzerfreundlichkeit von Jobs Mac erkannt und miteinander verbunden zu haben. Auf diese Weise konnte die Vision „Rechner für jedermann“ realisiert werden. (Foto: World Economic Forum)
Tim Berners-Lee – der Denker
Auch Tim Berners-Lee wurde 1955 geboren. In London wuchs er mit seinen Eltern, beide Mathematiker, die den Rechner „Manchester Mark I“ mitentwickelt hatten, auf. Auch Berners-Lee beschäftigte sich wie Gates und Jobs bereits als Jugendlicher mit Computern. Nach dem Abitur an der Emanuel School in Battersea studierte er bis zu seinem Abschluss 1976 an der University of Oxford Physik. Es folgten zwei Jahre bei Plessey Telecommunications in Poole und drei weitere bei D.G Nash in Ferndown, wo er als Softwareentwickler arbeitete. Von 1981 bis 1984 war er Direktor von Image Computer Systems in Bournemouth.
1984 wurde Berners-Lee für das Europäische Kernforschungslabor (CERN) in Genf tätig. Ein Problem war, dass sich ein Teil der Laboratorien des CERN auf französischem, ein anderer Teil auf schweizerischem Gebiet befand. Beide Länder nutzten unterschiedliche Netzwerk-Infrastrukturen, die den Austausch von Informationen fast unmöglich machte. Berners-Lee entwickelte aufbauend auf dem Arpanet des Pentagons sowie einer NeXT-Workstation und dem Webserver NeXTSTEP von Jobs 1989 eine Lösung. Für die Verknüpfung von Dokumenten ersann er Hyperlinks. Um Dokumente im Netz aufzufinden, entwickelte er Internetadressen. Für die Gestaltung der Dokumente kreierte er die Programmiersprache HTML. Mit diesen drei Grundlagen schuf Berners-Lee den ersten Browser der Computergeschichte, das Word Wide Web. Zudem stammt das Transferprotokoll HTTP von ihm.
Weihnachten 1990 ging die erste Website der Welt online. Damit hatte Berner-Lee den Grundstein für ein neues Medium gelegt. Auf eine lukrative Vermarktung oder gar Patentierung seiner Idee und damit auf einen wirtschaftlichen Gewinn verzichtete er. Vielmehr ging Berners-Lee 1994 in die USA, wo er einer Berufung auf den Lehrstuhl für Computerwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology folgte. (Foto: Paul Clark)
Larry Page – der Senkrechtstarter
Nun betrat eine neue Gründergeneration die Bühne, die die Ökosysteme von Gates, Jobs und Berners-Lee als Infrastruktur für neuartige Geschäftsideen nutzten. Einer der Bekanntesten von ihnen ist Jeff Bezos. Der Kopf von Amazon hat den Internethandel mit digitalen Waren, wie den von Apple und Google, auf reale Güter ausgeweitet. Ein weiterer Bekannter ist Larry Page. Page wurde 1973 geboren. Sein Vater war Professor für Computerwissenschaften an der Michigan State University. Bereits mit sechs Jahren entdeckte Page die gleiche Vorliebe für Computer wie sein Vater. Nach der Schule nahm er ein Studium der Computerwissenschaften an der Universität seines Vaters auf. Bereits zu dieser Zeit war er als Softwareentwickler, zum Beispiel für Management Systems und CogniTek, tätig. Seinen Bachelor-Abschluss bestand Page mit Auszeichnung.
Danach schrieb Page sich für eine Promotion an der Stanford University ein. Im Rahmen einer Forschungsarbeit arbeitete er mit seinem Kommilitonen Sergey Brin die Idee für eine Internetsuchmaschine aus, die von der Stanford University zum Patent angemeldet wurde. Da Page begriff, welch enormes wirtschaftliches Potential in der Idee steckte, beschloss er nach dem Master-Abschluss, seine Dissertation (bis heute) ruhen zu lassen und die Chance zu ergreifen.
1998 gründete Page mit Brin im kalifornischen Mountain View Google. Gegenüber den bestehenden Suchdiensten wie AOL oder Yahoo hatten sie ihre Suchmaschine mit dem Algorithmus „PageRank“ ausgestattet. Dieser führt Qualitätsrankings aus, indem er sich an der Anzahl der Querverweise eines Dokumentes im World Wide Web orientiert. Die ungewöhnliche Geschwindigkeit von Google beruht darauf, dass sich ihre in großer Zahl parallel geschalteten Einzelcomputer gegenüber wenigen Großrechnern als leistungsfähiger, flexibler und weniger anfällig für Störungen erwiesen. Bald konnte Google alle anderen Anbieter in den Schatten stellen. Nach nur 12-jährigem Firmenbestehen erwirtschaftet Google heute – zum größten Teil mit Werbeeinnahmen – einen Gewinn von knapp zehn Milliarden US-Dollar und gilt als wertvollste Marke der Welt. (Foto: Steve Jurvetson)
Mark Zuckerberg – der geniale Idealist
Schließlich kommen Mark Zuckerberg und die Psychologie ins Spiel. Zuckerberg wurde 1984 als Sohn eines Zahnarztes und einer Psychologin geboren. Bereits als Schüler begann er Computerprogramme zu schreiben. Mit seiner Firma Intelligent Media Group entwickelte er unter anderem den Musik-Player „Synapse Media Player“, der mittels künstlicher Intelligenz die Hörgewohnheiten von Benutzern erkennen konnte. Hochdotierte Angebote, für Microsoft und AOL zu arbeiten, lehnte Zuckerberg ab.
Nach Abschluss der High School studierte Zuckerberg Psychologie und Informatik an der University of Harvard. In dieser Zeit programmierte er sein erstes Netzwerkprogramm zum Austausch von Informationen in Lerngruppen. Zeitgleich folgte ein „Hot or Not“-Programm, bei dem User über die Attraktivität ihrer Kommilitonen abstimmen konnten. Hieraus erwuchs seine Vision eines sozialen Netzwerks, in dem jeder über mehr oder weniger Ecken mit jedem verbunden ist und Informationen austauschen kann.
Zuckerberg brach sein Studium ab und gründete 2004 mit Partnern in Palo AltoFacebook. 2006 wurde das Netzwerk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute nutzen knapp eine Milliarde Menschen Facebook. Hiermit hat Zuckerberg den nächsten Sprung der Internetökonomie eingeleitet: Anders als bei Jobs und Bezos sind Konsumenten in sozialen Netzwerken auch Produzenten. In dieser neuen Ökonomie verfügen nicht nur Unternehmen wie Apple, Google oder Amazon über den Produktionsfaktor „Kundendaten“. Vielmehr kann jeder Informationen wie Textbeiträge und Videos, die User auf sozialen Netzwerken hinterlassen, zu Kundenprofilen verarbeiten und für geschäftliche Zwecke nutzen. (Foto: Brian Solis)
Lösung für Deutschland: Elitenförderung
Gates, Jobs, Berners-Lee, Page, Samwer und Zuckerberg: Alle sind oder waren ohne Frage hochbegabt: Ihre außerordentlichen Talente und ihre Weitsicht in jungen Jahren zeugen davon. Alle außer Jobs stammen aus einem bildungs- und leistungsorientierten Milieu. Alle haben eine Elite-Universität besucht und alle außer Berners-Lee und Samwer wurden durch eine Kultur großer Risikobereitschaft geprägt. Die Hypothese ist erlaubt, dass eine Hochbegabung, die Abstammung aus einem leistungsorientierten Milieu, Bildung und Risikoaffinität personelle Erfolgsfaktoren in der Internetökonomie sind.
In Deutschland sind Gründer gleich mehrfach benachteiligt: Hochbegabte Schüler erhalten nur selten die Förderung, die sie brauchen, um ihre Fähigkeiten voll entwickeln zu können. Hinzu kommt, dass es in Deutschland keine Universitäten von Weltrang wie Harvard, Stanford oder Oxford gibt, die geeignet sind, die Leistungsfähigkeit von Hochbegabten voll auszuschöpfen. In Deutschland fehlen Excellence-Programme für Elite-Universitäten und eine risikoaffine Gründungskultur.
Einfache Maßnahmen könnten helfen, diese Benachteiligungen von Gründern hierzulande gegenüber solchen aus anderen Wirtschaftsnationen zu reduzieren. Wenn hochbegabte Kinder in Deutschland mittels IQ-Tests gezielt identifiziert und gefördert würden, könnten sie ihr Potential in der Internetökonomie voll ausspielen. Nur zwei Prozent aller Kinder und Erwachsenen gelten – mit einem IQ von über 130 – als hochbegabt. Sie werden leicht übersehen, da sie sich schnell langweilen, sich lieber interessanteren Stoffen als Schulthemen zuwenden und somit in der Schule nicht selten versagen.
Hochbegabte Mädchen und Kinder aus bildungsfernen Milieus werden besonders häufig übersehen. Würden neben einer schulischen Förderung spezielle Mathematik-Gruppen für begabte Mädchen bereits im Kindergarten eingeführt, interessierten sich diese bereits bei Schulbeginn für mathematische Fächer. Stünden leistungsorientierte Paten zur Verfügung, die begabte Schüler aus bildungsfernen Haushalten für die Erstellung von Hausaufgaben und die Gestaltung von Freizeitaktivitäten in ihr Umfeld holten, kommunizierten solche Schüler bereits bei Berufsstart auf Augenhöhe mit Vertretern des neuen Milieus.
Programmieren könnte Kulturfach werden, so wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Bereits in Schulen könnte eine risikoaffine Kultur durch Gründerwettbewerbe geschaffen werden. Excellence-Programm für Elite-Universitäten könnten gestartet werden, ausgestattet mit Budgets, die dazu geeignet sind, die besten Professoren der Welt aus Bereichen wie Informatik, Betriebswirtschaft, Psychologie oder Biotechnologie anzulocken oder zumindest zu halten. Maßnahmen dieser Art könnten Gründer auch in Deutschland dazu befähigen, zukünftig mehr bahnbrechende „The winner takes it all“-Geschäftsmodelle wie die von Apple, Google oder Facebook hervorzubringen als bisher. (Foto: Techcrunch)
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