Die Royal Academy schrieb jüngst eine Professorenstelle für Public Engagement, also dem Mitwirken an Strategien zur Wissenschaft aus. Dies spotte sowohl der wissenschaftlichen Expertise, als auch der der wissenschaftlichen Kommunikation, findet Alice Bell, eine freie Journalistin. (Foto: rtr)
-von forgsight
Die Royal Society hat eine Professorenstelle in Public Engagement der Wissenschaft ausgeschrieben. Gesucht werde “ein etablierter Wissenschaftler mit außergewöhnlichen wissenschaftlichen Kommunikationsfähigkeiten und Erfahrung mit Medien um das öffentliche Engagement in der Wissenschaft zu fördern”. Dabei ergäben sich jedoch zwei Probleme.
Erstens schiene es so als wolle jemand PR betreiben und kein öffentliches Engagement. Es bestünde ein großer Unterschied zwischen beiden. Als wesentliche Punkte bei der Jobbeschreibung werde jemand gesucht, der auf die Notwendigkeit der Wissenschaft innerhalb der Gesellschaft aufmerksam macht, so dass die Forschung auch finanziell unterstützt wird. Allerdings bestünde öffentliches Engagement in mehr als nur auf etwas aufmerksam zu machen. Es ginge nicht um Publicity, sondern darum Raum für Diskussionen und Mitwirken zu schaffen. Die Erfahrung habe ohnehin gezeigt, dass gute Publicity sich selten auch wirklich rentiere. Die Wirkung sei wechselseitig und nicht top-down. So sollte die Wissenschaft innerhalb der Gesellschaft nicht einmal als eines dieser Modelle erfasst werden. Engagement sollte die Wissenschaft für eine breitere und lautere Diskussion öffnen, als dass jemand von oben herab Entscheidungen trifft. Dieser Gedankenansatz sei dabei nichteinmal sonderlich neu. Innerhalb der britischen Wissenschaftspolitik würde seit nunmehr 15 Jahren darüber debattiert.
Zweitens, würde das Problem bestehen, dass ein professorenbasierendes Modell der wissenschaftlichen Kommunikation ein wenig tollpatschig daherkäme. Inhaber von Lehrstühlen in öffentlichem Engagement mit Verständnis für Wissenschaft führten häufig dazu interne Probleme innerhalb des Wissenschaftsmanagements elegant zu umgehen und somit die Rolle des Public Engagements bei der wissenschaftlichen Arbeit zu umgehen. Durch die Erfahrungen der letzten 25 Jahre müsste jeder in der Academy wissen, dass Wissenschaft mehr ist als nur Forschung und dass es an der Universität mehr Expertise gibt als nur die Professoren. Traurigerweise stecke das britische System bezüglich Karrierefortschritt tief in einem wirren Publikationsmatsch fest, und viel zu viele Akademiker ignorierten ihre Kollegen in Presse- und Öffentlichkeitsabteilungen, würden aber schnell hellhörig werden, wenn es um Professorentitel geht. Dies funktioniere zwar an einigen Universitäten, ist aber falsch und die die Royal Society müsste es eigentlich besser wissen.
Es bräuchte Institutionen, kulturellen Wandel und professionelle Unterstützung um das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu verbessern. Professorenstellen dafür zu besetzen sei nur einfacher und günstiger. Visionäre Public Engagement-Arbeit funktioniere aber auch ohne Lehrstuhl. (guardian/ forgsight)
Mehr Wissen?