Seit heute ist die Industriemesse in Hannover geöffnet. Ein relativ neuer Begriff steht dabei im Zentrum: Industrie 4.0. Er steht für technologische Umwälzung, die die Produktionsarbeit revolutionieren soll. (Foto: rtr)
Wir leben in einem Zeitalter der unsichtbaren Vernetzung. Wir haben immer mehr Dinge, die miteinander kommunizieren: Im Jahr 2020 bereits sollen das 50 Milliarden Geräte tun. – Aber wir leben auch in Zeiten gewaltiger wirtschaftlicher Umschichtungen: Die Massenproduktion ist beinahe komplett nach Asien ausgewandert, und in Europa kann Wirtschaft (sagen die Fachleute) nur noch bestehen, wenn sie hochwertige Produkte individualisiert – und das aber zu tragfähigen Preisen: Sachen wie das aus zigtausend Einzelkomponenten konfigurierte Auto aus Wolfsburg über den selber ferngestylten Turnschuh bis hin zur Müslimischung via Internet.
Für die nach individuellen Wünschen gestaltete Ware ist eine flexible Produktionsweise nötig, die notfalls sogar Einzelstücke rentabel produzieren kann. Nach bisheriger Vorgehensweise der industriellen Produktion ist so was unmöglich.
Industrie 4.0 nun bedeutet nichts weiter als die völlige Umkehrung der bisherigen Produktionslogik – mit der den Maschinen fest einprogrammierten Steuerung – der sogenannten SPS.
Früher musste die Maschine für jedes Werkstück neu eingestellt, zur Zeit zumindest neu programmiert werden – und zwar jede Maschine einzeln.
Das Werkstück soll künftig vereinfachen, dass zwei Maschinen von verschiedenen Herstellern untereinander Daten austauschen können und die Maschine soll darauf frei reagieren können. Damit das Werkstück mit der Anlage kommunizieren kann, wird ihm bei Produktionsbeginn ein kleiner Funkchip angeklebt – der ist inzwischen ziemlich klein zu bauen und sieht aus wie ein schlichtes Etikett, deshalb heißt er auch Smart Label. Und damit lässt sich der Rohling von einer Maschine zur nächsten transportieren (wobei er sich seinen Weg durch die Anlage selbst sucht) und fordert die verschiedenen Produktionsschritte ein.
Damit nun die jeweilige Maschine flexibel auf die Wünsche eingehen kann, ist ein reiches Arsenal von Mikrocomputer mit Sensoren und eigenen Kommunikationsschnittstellen nötig, mit denen alle beteiligten Komponenten (also das Werkstück, die Bearbeitungsmaschinen, auch die Transportmittel) über das Internet miteinander kommunizieren.
Aber vor allem brauchen internetfähige Industriemaschinen eine gemeinsame Sprache.