Die Regisseurin Canan Turan realisiert eine autobiografische Dokumentation über die Zerrissenheit von Vater-Tochter-Beziehungen. Für dieses Projekt hat sie nun eine Initiative gestartet.
„Ich unterstütze meinen Vater auch im Hier und Jetzt dabei, mehr in Kontakt mit seinem eigenen Freiheitsgefühl zu kommen; genau so, wie er nach meiner Jugendzeit und vielen Krisen zwischen uns anfing mich bei allem, was ich tun wollte, zu ermutigen und mir Kraft zu geben.”, so die Filmemacherin Canan Turan über ihr neues Filmprojekt.
“Balanceakt zwischen den Dingen, die…”
Es soll ein Dokumentarfilm werden. Doch wenn man genau hinschaut, die Beschreibung des Projekts aufmerksam liest und die Rückblenden im Trailer anschaut, in der das junge Mädchen Canan auf einem Fest ihren Vater zum Tanzen anleitet, erkennt man, es wird mehr als ein Dokumentarfilm. Es wird ein Selbstportrait einer Vater-Tochter-Beziehung und ihrer Selbstfindung zu Zeiten, die sie verbunden haben, und an Orten, die sie heute trennen.
Es geht im Filmprojekt um die Verkittung eines zerrissenen Lebens. “Der Balanceakt zwischen den Dingen, die von uns erwartet werden, und jenen, die wir für uns persönlich von Bedeutung ist.”, schreibt Canan, die im Erwachsenenalter erfährt, dass ihr Vater seinen Wunsch in die Türkei zurückzukehren wegen seiner Familie aufgegeben hat.
Mehr als eine Migrationsgeschichte
Es ist ein Film, der sich an alle Menschen richten möchte, denen Familie wichtig ist, die eine Migrationserfahrung gemacht haben und denen individuelle Freiheit sehr viel am Herzen liegt. Trotz der beiden Hauptfiguren, Vater und Tochter haben ihre Wurzeln in der Türkei, und der Filmbeschreibung möchte man den Eindruck vermitteln, dass der Film eine Migrationsgeschichte bzw. die Geschichte von Menschen mit Migrationshintergründen erzählen möchte.
Doch genau an dieser Stelle liest sich das Projektvorhaben technisch. So heißt es an einer Stelle: “Ehemals in der Rolle des “Unterdrückers” und der “Unterdrückten” gefangen, …” oder “ Als Teil der 3. Generation halte ich in meinem Film so auch die (Migrations-)Geschichte der 2. Generation fest.” Genau so liest es sich in Anträgen, wenn man als ein Talent mit der unnötigen Last des Migrationshintergrunds Juroren für eine Förderung des Vorhabens gewinnen möchte.
Blendet man aber in diesem Vorhaben genau den Moment des Migrationshintergrunds aus, wird daraus mehr als ein förderungswürdiges Filmprojekt: Es wird eine Dokumentation über die widersprüchliche Beziehung von Vätern und Töchtern, weil sie vieles verbindet und trotzdem loslassen müssen. Ein Umstand, den alle Töchter auf jeweils ihre eigene Weise erleben. (ks/startnext)