Solarstrom aus dem All? Was einst visionäre Träumerei war, rückt immer mehr in die Nähe des Machbaren. Nun unterstützen US-Marines diese Idee. (Foto: rtr)
-von forgsight
Die Forschungsabteilung der US-Marine NRL (Naval Research Laboratory) arbeitet nun intensiv daran, den im Weltall erzeugten Strom mittel Satelliten an die Erde zu funken. Die Technologie könnte helfen, ein wichtiges Versorgungsproblem der Marine-Soldaten zu lösen. Denn sie operieren bekanntermaßen oft weit entfernt von den heimischen Basen. Dieselgeneratoren werden häufig genutzt, sie setzen aber eine kontinuierliche Versorgung mit Kraftstoff voraus. Die Energieversorgung aus dem All würde die Mobilität und Reichweite der US-Marines erhöhen. Eine solche Technologie bedeutet zudem strategischen Vorteil im Kampf.
Die wichtigste Kenngröße bei seinen Untersuchungen ist die Masse des Moduls je erzeugtem Watt. Deshalb komme es darauf an, die Solarmodule so leicht wie möglich zu gestalten. Ein Sonnenkraftwerk im Orbit könnte auch von der immer weiter gesteigerten Effizienz von Solarzellen profitieren. Für den Massenmarkt produzierte Panels wandeln etwa 15 Prozent des Sonnenlichts in Strom um. Im Labor wurden Werte von 44 Prozent erreicht.
Die im Orbit gewonnene Energie soll mit Radiowellen oder Mikrowellen zur Erde „gebeamt“ werden. Die Dimension eines Solarparks in einem geostationären Orbit wäre enorm: ein Quadratkilometer große Fläche ist durchaus denkbar. Auf einem Nasa-Kongress 2012 hat eine Privatfirma das Konzept eines gigantischen, trichterförmigen Gebildes bestehend aus Zehntausenden dünnen Spiegeln vorgestellt. Sie sollen einzeln steuerbar sein und das Sonnenlicht auf die Solarzellen an der Rückseite des Satelliten leiten.
Jürgen Werner, Leiter des Instituts für Photovoltaik an der Universität Stuttgart, führt an, dass der Betrieb von Solarzellen im Vakuum des Weltalls kein Problem darstelle. Problematisch könne allerdings die harte Strahlung werden, die dem Material zusetze. Werner sieht eine goldene Zukunft für die Photovoltaik – allerdings auf der Erde. Die Kosten pro Kilowattstunde seien mittlerweile niedriger als bei Kohlestrom, sagte er auf der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin. Wenn es gelänge, Solar- und Windenergie intelligent mit flexiblen Gaskraftwerken zu koppeln, sei eine klimaschonende Stromproduktion machbar und bezahlbar.
Die Geschichte zeigt, dass der Wettbewerb um die militärische Vormachtstellung ein Katalysator für technologischen Fortschritt ist, der verzögert auch das zivile Leben erreichen und verbessern kann. Daher wäre es wünschenswert, wenn man über den Einsatz dieser Technologie für den zivilen Bedarf konkret nachdenkt. Denn sie könnte für ländliche oder dünn besiedelte Gebiete der Welt eine Möglichkeit sein, um die Menschen dort kostengünstig und dauerhaft mit Strom zu versorgen. Genauso könnte es den Energiebedarf von Metropolen decken, die immer mehr gigantische Maße erreichen. (Spiegel/DTJ/forgsight)