Urban Agriculture: Wer hat’s erfunden…?

Die urbane Landwirtschaft kann nicht die konventionelle Landwirtschaft ersetzen, findet das Pestel-Institut. Am Beispiel einer Initiative aus Schweiz zeigt sie aber ihre anderen Vorteile. 

Eine kleine Rechenaufgabe: Rund neun Milliarden Menschen werden im Jahr 2050 erwartet. Um diese Menschen lebenserhaltend ernähren zu können, benötigen sie am Tag durchschnittlich 1.500 Kilokalorien. Die weltweiten Anbauflächen heute, und das ist absehbar, reichen nicht aus, um diese Weltbevölkerung in der Zukunft zu ernähren. Denn bis dahin werden etwa 850 Millionen Hektar Ackerland benötigt. Zum Vergleich: Deutschland ist 37,5 Millionen Hektar groß. In mehr als 30 Jahren wird also eine Ackerfläche benötigt, die 30 Mal größer ist als das heutige Bundesgebiet.

Soziale Bewegungen als Treiber der urban agriculture

Im Lichte dieser Prognosen wird die urbane Landwirtschaft (bzw. urban agriculture) als ein Lösungsansatz gesehen, um ungenutzte Flächen für den Ackerbau zu erschließen. Insbesondere in den westlichen Industriegesellschaften lässt sich eine Vielzahl von sozialen Bewegungen identifizieren, die genau dieses Ziel zur Aufgabe gemacht haben. Für eine solche Bewegung steht beispielhaft der Verein “Urban Agriculture Basel” aus der Schweiz.

In der Selbstdarstellung schreibt der Verein über sich, dass er “lieber heute als morgen Alternativen” anbieten möchte. “Durch die Vernetzung von bestehenden Akteuren aus der Bevölkerung, den Lebensmittelkultivierenden, der Verwaltung und der Politik, ist Urban Agriculture Basel als regionale Vernetzungsplattform, ein in der Schweiz einzigartiges Scharnier. Unser Fokus liegt auf der Kultivierung, der Verarbeitung, der Verteilung, und dem Geniessen von Bio und bio-dynamischen Lebensmitteln.”, heißt es auf der Website.

Landwirtschaft in der Stadt ist kein Ersatz

Ein richtiger Ersatz ist urbane Landwirtschaft zur konventionellen Landwirtschaft nicht. Denn die Versorgung einer Stadt aus sich selbst heraus ist aufgrund begrenzter Flächen nicht möglich: Pro Kopf wird von Vertretern der Selbstversorgung eine gärtnerisch oder landwirtschaftlich genutzte Fläche von 700-1200 m2 gerechnet, was in einer Stadt nicht erreicht werden kann.

Trotzdem ist Urban Agriculture und Urban Gardening wichtig und von Vorteil. Sie sensibilisieren die städtische Bevölkerung für den Wert von gesunden und “gut” produzierten Nahrungsmitteln. Überhaupt sind sie im Zeitalter digitalisierter Büroarbeit von besonderer Bedeutung. Möglicherweise ist dies auch der Grund für den enormen Erfolg von Zeitschriften wie “Landlust”, die den Städtern das Landleben erklären und begeistern.