Nur 2% der Frauen in Indien benutzen eine Monatsbinde. Alle anderen benutzen Sägenspäne, Lumpen, Blätter oder Pflanzenhülsen. Um dies zu verändern, hat ein Mann aus Indien ein unglaubliches Abenteuer unternommen.
Die Männer in Deutschland sind daran gewöhnt. Wenn nicht die Aufklärung in der Schule es geschafft hat, weiß der Mann es spätestens aus den Fernsehwerbungen. Frauen haben ein monatliches Bedürfnis, das Männer nicht haben. In Indien ist die Menstruation ein großes Tabuthema. In manchen Kasten verlassen Frauen den Haushalt, wenn sie ihre Tage haben, und kommen zurück, um dann zuallerst das Haus zu putzen und mit Kuhdung das Haus vor bösen Geistern zur einigen.
Ein Lappen als Hygenie-Artikel
So ist es nicht verwunderlich, dass Arunachalam Muruganantham eine Überraschung erlebte, als er mit Nachdruck wissen wollte, was seine Frau hinter ihrem Rücken vor ihm versteckt hat. Er war schockiert, als erfuhr, dass seine Frau einen Lappen als Hygenieartikel benutzt, die er nicht mal verwenden würde, um sein Motorrad damit zu reinigen. Doch da ahnte er nicht, welche Folgen dieses Schlüsselerlebnis für ihn noch haben wird.
Es tat ihm umso mehr leid, als er erfahren musste, dass seine Frau auf die Monatsbinden verzichtet, damit sie genug Geld für Milch haben. Um die Gunst seiner Frau zu gewinnen, und sie wahrscheinlich auch um den Scham zu erleichtern, den er verursacht hat, hat er im nächsten Laden Monatsbinden als Geschenk gekauft. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er so etwas angefasst und war erschrocken: “Und ich dachte mir, weißes Material, aus Baumwolle – oh mein Gott, die Materialien sind vielleicht einen Penny wert und der Typ verkauft das Zeug für jede Menge Dollar.”
630 Maschinen in 23 Bundesstaaten und 1 Million Arbeitsplätze
Doch aus einer Aktion, seine Frau zu beeindrucken, wurde eine unternehmerische Mission, je mehr er erfahren musste, unter welchen Bedingungen Frauen in Indien ihre besonderen Tage aushalten müssen. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, Monatsbinden selber herzustellen – und zwar so günstig, dass jede Frau in Indien sie leisten kann. Doch auf dem Weg der Problemlösung hat seine Frau ihn verlassen, seine Familie und seine Nachbarn haben ihn verschmäht und die potenzielle Geldgeber ihn ausgelacht. Am Ende aber hat er es geschafft. Und eigentlich viel mehr.
Er hat nicht nur eine Monatsbinde hergestellt, sondern auch die Maschine dazu, die sie produziert. Dafür hat er kein Unternehmen gegründet. Mit den Maschinen sollten die armen Frauen in seinem Land nicht nur ihre eigenen Binden herstellen, sondern auch etwas Geld verdienen.
Über 630 Maschinen sind in über 23 Bundesstaaten aufgestellt. Sie kann man inzwischen in sechs verschiedenen Ländern wiederfinden. Muruganantham hat es zum Ziel gesetzt, auf diese Weise eine Million Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen. “Ich werde Indien”, so Muruganantham, “in ein 100%-Monatsbinden verwendendes Land verwandeln.”
Über sein großes Abenteuer ist 2013 sogar eine Dokumentation erschienen.