Skype: Simultanübersetzung macht die Welt kleiner

Heimlich, still und leise findet mit der neuen Version des Videotelefonprogramms Skype eine Revolution ihren Weg in die weltweiten Haushalte und die Geschäftswelt statt.  (Foto: Heinrich Böll Stiftung/FlickR)

Bisher nur in der Testphase, könnte die Simultanübersetzung des Programms Sprachbarrieren einreißen und Zukunftsvisionen wahr machen. Man kennt das vielleicht von der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise. Menschen kommunizieren problemlos mit Außerirdischen aus fernen Galaxien ohne Verständigungsprobleme. Logikprobleme? Schlampigkeit der Drehbuchautoren? Nein.

Das Gesprochene in Echtzeit übersetzen

Im Star Trek-Universum übersetzen kleine Transponder an der Kleidung simultan Dialoge unter den Völkern. Momentan ist das nur Zukunftsmusik aus Hollywood, aber die ersten Grundsteine sind bereits belegt worden und sind für jedermann in der Bundesrepublik zugänglich.

Im vergangenen Jahr kündigten Sprecher von Skype, das seit einigen Jahren zu Microsoft gehört, eine Funktion der Simultanübersetzung für ihr Programm an. Nutzer könnten demnach per Videotelefon miteinander kommunizieren ohne die Sprache ihres Gegenübers beherrschen zu müssen, denn das Programm übersetzt in Echtzeit. Seit Juni ist diese Funktion in einer Betaversion im Programm enthalten, allerdings noch auf wenige Sprachen begrenzt.

Mit Englisch, Spanisch und Mandarin dürfte jedoch ein großer Teil der Weltbevölkerung abgedeckt sein, zumal beide Sprachen auch wichtige Geschäftssprachen sind. Außerdem stehen noch Französisch und Italienisch zur Verfügung.

Deutschsprachige Nutzer müssen sich damit begnügen, dass ihre Sätze zwar nicht in diese Sprachen übersetzt werden, aber immerhin werden die anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt. Für die Messengerfunktion des Programms, also den reinen Textnachrichten, stehen sogar 50 verschiedene Sprachen zur Verfügung.

Ein Gespräch zwischen einem Bayern und einem Sizilianer

Für die Übersetzung selbst gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: Entweder gibt das Programm das Gesprochene selbst sprachlich übersetzt wieder oder das Übersetzte wird simultan mit Untertiteln angezeigt. Wer herkömmliche Programme der Sprachaufnahme oder der Textübersetzung nutzt, wird sicherlich auch die Probleme kennen.

So kommt es häufig vor, dass das Programm manche gesprochenen Wörter nicht erkennt oder die Satzsyntax verzerrt wiedergibt. Dadurch entsteht dann häufig ein schwer entzifferbares Kauderwelsch. Besonders problematisch könnte es werden, wenn zwei Personen mit starken Dialekten miteinandersprechen würden. Ein Gespräch zwischen einem Bayern und einem Sizilianer könnte das Programm vor unglaubliche Hürden stellen.

Die Nutzer können, nachdem sie sich dazu bereit erklärt haben, dass das Gespräch aufgezeichnet wird, die Qualität der Übersetzung bewerten, so dass Analysen zur Qualitätsoptimierung angefertigt werden können.

Mängel der Technik heute sind keine Hindernisse der Zukunft

Für die hektische Geschäftswelt oder für politische Konferenzen ist das Programm also noch ungeeignet. Es wäre schlichtweg zu riskant und zeitaufwendig in diesen Bereichen, wo Entscheidungen möglichst schnell und präzise getroffen werden müssen, ständig bei Missverständnissen nachhaken zu müssen.

Darüber hinaus sind die technischen Voraussetzungen des Programms und des Internets noch eine kleine Hürde, die es zu nehmen gilt. Jeder weiß, dass die ersten Minuten eines Skypegesprächs damit verbracht werden um zig Mal „Hörst du mich?“ oder „Kannst du mich jetzt sehen?“ zu fragen, weil die Internetverbindung schlecht ist oder das Programm hakt.

In einer Gesellschaft, wo immer mehr junge Leute ins Ausland gehen und Freundschaften in die ganze Welt schließen, dürfte das Programm jedoch herzlich aufgenommen werden. Ein Auslandsjahr während des Studiums ist mittlerweile normal und unkompliziert mit den Freunden in der ganzen Welt kommunizieren zu können, ist da ein Segen. Da stören auch kleine Übersetzungsfehler nicht großartig.

Wird die Arbeitswelt, die Geschäfts- und politische Kommunikation radikal verändern

Sollte das Programm jedoch ausgereift sein, könnte es sich als revolutionär erweisen. Wo heute von jungen Arbeitnehmern beim Berufseinstieg verlangt wird, ein oder mehrere Fremdsprachen zu beherrschen, könnte dies bald schon überflüssig sein, wenn das Programm Videotelefonkonferenzen simultan übersetzt oder die Technik später Debatten im Europaparlament von Computern simultan übersetzt werden könnten.

Ein ganzer Berufszweig könnte dadurch in Gefahr stehen, wenn sich Englisch als weltweite Lingua Franca durchsetzt und den Rest Computer übernehmen. Fremdsprachen zu beherrschen könnte somit nur ein nettes Gimmick werden für Reisende.

Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter weg. Solange das Programm nämlich nicht in der Lage ist, kulturelle sprachliche Besonderheiten zu erfassen und zu übersetzen, wie Sprichwörter oder Redewendungen, dürfte das Programm in der Geschäftswelt nur begrenzten Anklang finden. (db)