“Wir können vielleicht Kraft und Inspiration von der Weiblichkeit holen?”

Serkan Deniz – Heavy Metaller, Weltenretter und Familienmensch. Er hat gerufen und alle sind gekommen: 2013 veranstaltete er gemeinsam mit seinem Freund Erol Yıldız das 1. Turkish Metal Battle Festival in Deutschland – und das mit großem Erfolg. (Foto: Stefan Maria Rother)


1. Seien wir mutig und blicken in die Zukunft: Es ist der 31. Dezember 2037. Wie werden Sie Sylvester feiern?

Nachdem ich aus’m Fitness-Studio raus bin, mein Eiweß-Shake getrunken und mit dem solarbetriebenen, schwebenden „Hovomobil“ meine Enkelkinder vom Kindergarten abgeholt habe, um meine hart arbeitenden Kinder zu entlasten, werden wir mit der ganzen Familie gemeinsam kochen und einen gemütlich-besinnlichen Abend machen – in irgendeiner ruhigen Kleinstadt irgendwo auf der Welt.


2. Software, die mit dem Menschen denken. Searchbots im Internet. Roboterarme in der Industrie. Roboter bald auch in der Pflege, im Klassenzimmer und an der Kasse. Es gibt Leute, die sagen, dass wir Menschen in der Zukunft mit Robotern leben werden. Wie soll Ihr persönlicher Roboter in der Zukunft aussehen?

Darf ich zwei haben und Cyborgs daraus machen!? Unser männlicher Cyborg trägt eine schwarze Lederhose, hat Totenkopfschmuck, Tattoos, Nieten, Ketten und lange Haare. Die weibliche Version ebenso.

Neben Animationsdiensten (sie spielen Heavy Metal und machen Headbanging) und der Hausarbeit tauschen wir uns beim gemeinsamen Tee aus. Dabei erhalten wir von ihnen konstruktives Feedback und werden bei Denkfehlern/-mängeln korrigiert. Sie helfen uns bei der Lösungsfindung für eine friedliche und gerechte Welt – die idealen Konfliktmanagement-BeraterInnen und personal Coaches.


3. Altkanzler Helmut Schmidt sagte mal, wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen. Welche Vision von der Zukunft würden Sie Ihrem Arzt erzählen?

So zynisch bin ich zwar noch nicht, aber ich frage mich: Ist etwas eine Vision, wenn es eine Selbstverständlichkeit ist?

Gerechte Verteilung von Ressourcen, so dass alle davon profitieren. Nein, ich bin kein Kommunist, Sozialist oder Ähnliches. Ich halte mein Gewissen nur an der kurzen Leine.

Aber eine Idee hätte ich vielleicht doch: Anstatt Pflicht-Wehrdienst müssen alle Bürgerinnen und Bürger ein Auslandsjahr machen. Was glauben Sie wie viel alle davon profitieren werden. Was der Staat hier investiert, wird er doppelt und dreifach rausholen!


4. Hand auf’s Herz. Was stinkt Ihnen an der Gegenwart?

Der Müll, wenn ich ihn nicht beseitige…

Im Ernst: Die Unzuverlässigkeit und manipulative Einseitigkeit scheinbar fast aller Informationsquellen. Dass es Obdachlose gibt, während ich ein wunderbares Leben führe. Die Masken der Scheindemokraten, die in Deutschland auf ihre Rechte pochen während sie die Verstümmelung dieser Freiheiten in anderen Ländern unterstützen.


5. Warum wäre es denn wirklich schlimm, wenn der technologische Fortschritt die Menschen verdrängt?

Es muss gar nicht schlimm sein, wenn wir optimieren. Die menschliche Energie, die man dafür einspart, kann man für höhere Zwecke und mehr Wohlstand nutzen. Ich schließe nicht aus, dass der technologische Fortschritt für mehr Menschenwürde genutzt werden kann. So hat der Mensch womöglich mehr Zeit und Energie sich anderen oder neuen Aufgaben zu widmen, die zu seiner Erfüllung und Weiterentwicklung beitragen.


6. Es ist 1. Januar 2042. Wie verlaufen die Grenzen Europas?

Warum gerade 2042? Zu viel „Snowpiercer“ gesehen? Der Film spielt allerdings im Jahr 2031. (lacht) 

Ich wünschte, es gäbe keine Grenzen: Europa vereint sich zu einer Heavy Metal-Nation. Es herrschen keine Existenznöte. Die Menschen leben in echter Freiheit, Würde, konstruktivem Austausch miteinander, unterstützen sich gegenseitig. Sie halten zusammen.


7. Unsere Leserinnen und Leser sind sehr auf die Antwort dieser Frage gespannt: Wie machen Sie sich fit für die Zukunft?

Indem ich die Gegenwart lebe, sie aufsauge und von ihr lerne. Das ist mein Werkzeug für die Zukunft. Die Zeiten (Zeit, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) sind womöglich nicht zufällig weiblich im Deutschen. Wir können vielleicht Kraft und Inspiration von der Weiblichkeit holen? Sprich: von der weiblichen Intuition, dem Mutterinstinkt, der Güte, dem Verantwortungsbewusstsein und… Ich glaube, das reicht. (lacht)

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Trailer zum 1. Turkish Metal Battle Festival (Youtube)

Reportage zum 1. Turkish Metal Battle Festival (Quelle: Tagesspiegel.de)