In einem Antrag möchte die Frauenorganisation der CDU Social Freezing verbieten. Sie meint, dass es kein Grundrecht auf Kind existiert. Ist die Frauenunion fortschrittsfeindlich oder handelt sie im Sinne des Kindes und der Mutter?
Noch im Juli dieses Jahres habe ich gefragt, ob Social Freezing ein Megatrend oder nur unethisch ist. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das Frauen erlaubt, ihre Eizellen mithilfe der Kryotechnologie einzufrieren. Wenn sie sich entschieden haben, ein Kind zu bekommen, können sie einsetzen.
Je nach Bedingung verlängern Frauen ihre Entscheidungsfreiheit für oder gegen ein Kind bis zum 55. Lebensjahr. Die Wechseljahre sind für eine Frau keine Einschränkung mehr. Mit Blick auf den demografischen Wandel in den westlichen Gesellschaften könnte Social Freezing eine Chance bedeuten. Folgt auf den Geburtenrückgang durch “die Pille” womöglich der Geburtenzunahme durch “Social Freezing”?
Viele moralische Fragen
Aber so einfach ist es nicht. Diese Technologie berührt viele moralische Fragen. Es fängt damit an, dass die Grenze, die die Natur den Menschen durch die Wechseljahre auferlegt hat, keine Rolle mehr spielt. Kann es zudem im Sinne eines Kindes sein, dass es von einer Mutter gehobenen Alters versorgt wird? Die gleiche Frage stellt sich natürlich auch für den Vater.
Es war absehbar, dass die Debatte, die damals durch Apple und Facebook angestoßen wurde, auch die realpolitische Debatte in Deutschland erreichen wird. “Social Freezing” ist keine Fiktion sondern technisch ausgereift. Auch sind die Kosten für Frauen und Paare tragbar. Inzwischen bieten einige Kinderwunschzentren Social Freezing an. Also müssen Regeln für den Umgang damit gefunden werden.
Frauenunion: Kein Grundrecht auf Kind
Viele frauenpolitische Sprecher der Parteien haben sich zu zum Vorstoß von Apple und Facebook zu Wort gemeldet. Die Frauenorganisation der CDU aber möchte für die eigene Partei ein verbindliches Rahmen schaffen. Sie stellt daher auf dem kommenden CDU-Parteitag einen Antrag zu “Social Freezing”.
Er sieht kein grundsätzliches Verbot von Social Freezing vor. Auch soll in der Zukunft für Paare die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung bestehen bleiben, die aus medizinischen Gründen keine Kinder bekommen können. “Dieses von Unternehmensseite geförderte Social Freezing greift massiv in die Entscheidungsfreiheit der Frau ein.”, so der Antrag der Frauenunion, die zudem betont, dass es “kein Grundrecht auf ein Kind” gebe. Die Technisierung der Fortpflanzung beherberge Gefahren für das Wohl von Kind und Mutter.
Während die Grünen eine indifferente Haltung zum Thema haben, lehnt die FDP ein grundsätzliches Verbot mit Hinweis auf die Selbstbestimmung der Frau strikt ab. Das sind Vorzeichen, dass Social Freezing in den kommenden Monaten und Jahren eine umfassende gesellschaftspolitische Debatte anstoßen wird.