Lebensmittel-Retter oder Hygiene-Falle: Berliner Behörden haben Auflagen formuliert, die das Ende der Initiative Foodsharing bedeuten könnten. Die Macher bitten jetzt um Hilfe. Das ist die Geschichte.
Lebensmittelverschwendung stoppen und Lebensmittel weitergeben, ist der Zweck der bundesweiten Organisation “Foodsharing”. Die Initiative macht Sinn: In Deutschland werden jedes über 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Dies macht 82 Kilogramm je Einwohner in Deutschland. Der Erfolg der Initiative ist daher wenig überraschend, zumal die Macher von Foodsharing unkonventionelle Wege gehen: statt nur aufzuklären, packen sie an.
Dafür bewegt und koordiniert die Initiative 9.000 Foodsaver bundesweit. Sie suchen nach weggeschmissenen Lebensmitteln, sammeln und sortieren sie, um sie dann bei einem der 350 Fairteilern einzulagern. Das sind öffentlich zugängliche Orte mit Regalen und Kühlschränken. Jeder, der will, kann die Lebensmittel dort abholen. Diese Fairteiler stehen nun im Blick der Berliner Verwaltung: sie hätten Hygiene-Bedenken.
Unhygienische Zustände oder doch übertrieben?
Die Lebensmittelaufsichten in den Stadtteilen Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow hätten in den betroffenen Fairteilern unhygienische Zustände vorgefunden. Dazu gehören unverpackte Brote, unbeschriftete Verpackungen oder welke Salate. Auch hätten sie Zweifel, ob die Kühlkette bei den Milchprodukten beachtet wird. Die Konsequenz: die Fairteiler sollen als Lebensmittelunternehmer eingestuft werden.
Ist es das Ende von Foodsharing?
Für Foodsharing bedeutet dies vor allem Bürokratie, Kosten und noch mehr Bürokratie. Die Regale und Kühlschränke müssten dann in Geschäftsräumen stehen, in denen Verantwortliche über Eingänge und Abgänge der Lebensmittel dokumentieren. Würde dieser Fall eintreten, wäre dies das Ende von Foodsharing in Berlin.
Nur seltsam, dass in den anderen Städten, in denen Fairteiler aufgestellt sind, keine Probleme gemeldet werden. Foodsharing erwidert, dass Putzpläne und Regeln der Lebensmittelaufbewahrung existieren. Auch würden die bürokratischen Auflagen die Idee von Foodsharing sinnentleeren. Die Kühlschränke sind schließlich niedrigschwellige Angebote, die rund um die Uhr erreichbar sind. Eine Einschränkung durch förmliche Geschäftszeiten, würde dazu führen, dass das Angebot von deutlich weniger Menschen in Anspruch genommen wird.
Die Verantwortlichen von Foodsharing bitten nun um Hilfe. Wer den Kampf der Lebensmittel-Retter unterstützen möchte, kann sich an der folgenden Petition beteiligen.