Die Welt blickt gespannt nach Brasilien, wo die Spieler von jedem der 32 teilnehmenden Nationen nur ein Ziel haben: Die Weltmeisterschaft. Doch hießen die Spieler, die in den 90er Jahren den Pokal in die Höhe reckten noch Jürgen, Klaus oder Karl-Heinz, heißen die Helden von heute Mesut, Sami oder Jerome. (Foto: picture alliance/Sport Moments/Voß)
-von forgsight
Die australischen “Informationsdesigner” von codehesive haben sich eine originelle Grafik ausgedacht, in der man sehen kann, wie viele Spieler eines Landes ausländische Wurzeln besitzen und woher sie stammen. Dass sich die “Nati”, also die schweizer Nationalelf, überhaupt für die WM qualifiziert hat, wäre ohne Spieler mit Migrationshintergrund wohl nicht möglich gewesen. Von den 23 Spielern im Kader haben 21 ihre Wurzeln in einem anderen Land. Während die Abwehr von “Latinos” und mediterranem Flair geprägt ist (Torhüter Benaglios Großeltern stammen aus Italien, Rodriguez ist Halb-Spanier, Halb-Chilene und Senderos ebenfalls halber Spanier), wirbeln vorne Spieler, die vom Balkan stammen (Seferovic, Gavranovic, Shaqiri Drmic stammen aus Bosnien, Albanien oder Kroatien). Diese Quote erscheint verblüffend vor dem Hintergrund, dass die Schweiz gerade erst per Volksentscheid eine Begrenzung der Zuwanderung durchgesetzt hat.
Gefolgt wird die Schweiz in dieser Grafik von Australien (19 Spieler), Algerien, Bosnien-Herzegowina und Frankreich (jeweils 16 Spieler). Interessant dabei: Die 16 Spieler der Algerier sind allesamt in Frankreich geboren, während zum Beispiel der französische Sturmstar Karim Benzema sich erst neulich zu seiner algerischen “Heimat” bekannte. Insgesamt hätten 47 Spieler bei diesem Turnier auch für Frankreich auflaufen können.
Dass die Integration von Spielern mit Migrationshintergrund sportlichen Erfolg bringt, hat die deutsche Nationalmannschaft (6 Spieler) bewiesen. Spieler wie Podolski, Klose (Polen), Özil (Türkei) oder Jerome Boateng (Ghana) gehören seit Jahren zu den Leistungsträgern der Nationalelf und der sportliche Erfolg bei Turnieren stellte sich ein, nachdem diese Spieler in den Kader integriert wurden. Auch die belgische Nationalmannschaft (15 Spieler), profitiert sportlich vom Nachwuchs aus den ehemaligen Kolonien. Konnte man sich jahrelang nicht für ein großes Turnier qualifizieren, ist man nun sogar Geheimfavorit, seitdem man zahlreiche Talente mit Wurzeln im Kongo oder Nordafrika aufweisen kann.
Wer in einem Land keine Perspektive sieht, läuft dann halt für das andere auf, wie Jerome Boatengs Bruder Kevin-Prince, der ebenfalls in Berlin geboren wurde, jedoch seit 2010 für die ghanaische Nationalmannschaft spielt. Ashkan Dejagah und Fabian Johnson haben sich, nachdem sie 2009 mit Deutschland noch U-21 Europameister wurden, inzwischen für die iranische bzw. amerikanische Nationalmannschaft entschieden.
Der “multikulturellste” Spieler des Turniers ist übrigens Manchester Uniteds Shootingstar Adnan Januzaj (19), der zwar für Belgien spielt, aufgrund seiner Eltern und Großeltern jedoch auch für Albanien, den Kosovo, Serbien und die Türkei spielberechtigt gewesen wäre. (Ruhr Nachrichten/dtj/forgsight)
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