Das Ziel und damit die Strategie der Pariser Klimakonferenz ist die Abkehr von fossilen Energieträgern bis zum Jahr 2100. Der Weg dorthin führt über eine Suffizienzstrategie. In der Schweiz läuft dazu ein Ideenwettbewerb. In Deutschland gibt es schon eine ganze Bewegung. (Foto: Beyond My Ken)
Tiny House, Repair-Cafés, Share Economy, Upcycling, Food Waste-Initiativen, 3D-Drucker oder Fahrrad-Cargos – das sind nur einige Praxisbeispiele, die auf die Frage nach dem Überfluss in einer Gesellschaft eine Lösung anbieten. Mit Blick auf die postfossile Gesellschaft, die von G20-Nationen als Ziel ausgerufen wurde, gewinnen diese Pionier-Projekte zunehmend an Bedeutung.
Noch lange kein Massenphänomen
“Zwar sind die Trends und Entwicklungen für mehr Suffizienz viel versprechend und könnten langfristig Breitenwirkung entfalten, in der gesellschaftlichen Diskussion sind sie aber noch lange kein ‘Massenphänomen’.”, führt die Risiko-Dialog-Stiftung aus der Schweiz in einem Gastbeitrag an. Um diese Breitenwirkung zu erzielen, hat die Schweizer Stiftung einen Ideenwettbewerb gestartet, um Suffizienzstrategien zu stärken und zu verbreiten.
Im Rahmen von drei „Ideen-Werkstätten“ soll Suffizienz im Kontext der Bereiche “Wohnen”, “Mobilität” und “Konsum” reflektiert werden. Dabei können kreative Köpfe zu jedem Themenfeld innovative Projektideen zur Suffizienz vorstellen, die von Experten begutachtet werden. “Etwa: Gartenlauben aus alten PET-Flaschen, die gemeinsame Velo-Benutzung durch eine Bürogemeinschaft oder ein Kühlschrank in einer Mietergemeinschaft mit Lebensmitteln für jedermann, die man selbst nicht mehr braucht.”, führt die Stiftung als Beispiele an. Die Werkstätten finden im Frühling und Sommer dieses Jahres statt.
Alles beginnt mit einer kleinen Zahl von Bürgern
Wie sieht es in Deutschland aus? Gibt es hierzulande ähnliche Wettbewerbe oder Initiativen, die die Breitenwirkung von Suffizienz-Strategien und -Konzepte durchsetzen wollen? “Noch besser als Wettbewerbe sind Transition-Town-Initiativen”, führt Dr. Thomas Köhler vom Pestel-Institut an. Über 1.000 Transition-Town-Initiativen gibt es weltweit. Und alle treibt die gleiche Sorge um: Die Städte auf die Herausforderungen vorbereiten, die durch das Ölfördermaximum (Peak Oil), den Klimawandel und die Wirtschaftskrisen entstehen.
“Eine Transition-Town-Initiative beginnt damit, dass sich eine kleine Zahl motivierter Bürger innerhalb eines Gemeinwesens zusammenschließt. Diese Initiative arbeitet an der Herausbildung einer Gemeinschaft, dessen Bewohner immer bewusster alle möglichen Anstrengungen unternehmen, um der Wirtschafts-, Ressourcen- und Klimakrise auf lokaler Ebene Paroli zu bieten. Auf diese Weise soll die Widerstandsfähigkeit gegen die Stressmomente der Krisen gestärkt werden.”, fasst Köhler den Zweck der Initiative zusammen.
Sufi.ZEN in Hannover
Konkret geht es um die drastische Reduzierung der Naturverbräuche, Ausbau des Gemeinwesens und der Gemeingüter, Stärkung der lokalen Autonomie und Aufbau überregionaler Netzwerke der Solidarität. Jede “Town” allerdings setzt eigene Schwerpunkte und die Prozesse dazu verlaufen sehr unterschiedlich.
In Hannover beispielsweise wird seit 2014 an Plänen für ein “Suffizienz-Zentrum” gearbeitet, das unter dem Namen “Sufi.ZEN” diskutiert wird. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem neue Grundlagen für zukunftsfähige Lebensweisen erlernt werden können. Dafür werden auch weiträumige Flächen für Gemeinschaftsgärten, Seminarräume und Earthships hergerichtet.
Schön zu lesen, dass es eine Initiative gibt, die sich damit beschäftigt von der Wegwerfgesellschaft wieder zu einer Siffizienzgesellschaft zu kommen. Noch in meiner Kindheit war es zumindest in ländlichen Regionen üblich, mit Ressourcen sparsam und effizient um zu gehen. Es gab keinen bis sehr wenig Müll. Auch zur Wegwerfgesellschaft wurden wir erzogen.