„Policía 3.0“: Erfolgreiche Fahndung der spanischen Polizei durch soziale Medien

Eine Behörde, die auf Twitter eine Millionen Follower hat? Kaum zu glauben, aber die spanische Polizei schaffte dies und ihr folgen weitaus mehr Anhänger auf Twitter als dem FBI. Follower der spanischen Polizei können sich auf viel Action und Zusammenarbeit gefasst machen.

 

-von forgsight

 

Mit der Einstellung eines PR-Beraters der spanischen Polizei fing alles an. Eigentlich erwartete man nicht so viel Begeisterung. Es sollte nur ein Account sein, der die Policía Nacional repräsentiert. Die neue Werbung machte sie jedoch so berühmt, dass inzwischen eine Popularität eines Popstars auf Twitter erreicht wurde.

 

Im Jahr 2009 eröffnete Fernández Guerra, früherer Journalist und PR-Berater der spanischen Polizei einen Twitter-Account unter dem Namen „@policia“. In Kürze erreichte das Account eine Anhängerschaft von 1000. Nach einiger Zeit, übernahm 2012 ein neuer Generaldirektor der Policía Nacional, Ignacio Cosidó, die Arbeit und entwickelte einen Netzwerk über Facebook und Youtube, sowie Twitter. Somit stand ein neues Konzept auf den Beinen; die „Policía 3.0“. Neben Fernández wurden weitere acht Personen für die Abteilung eingesetzt. Alle acht sind Polizisten, deren Aufgabe es ist, Nachrichten zu lesen, sie zu bewerten und im Fall der Fälle die Information an zuständige Stellen im Kommissariat weiterzugeben. Im September letzten Jahres wurde die Schwelle von einer Millionen Follower geknackt.

 

Die bislang ungewöhnliche Art der Bürger, an der Arbeit der Polizei beteiligt zu sein, trägt schon seine Früchte. Hauptthemen sind: Trickbetrug, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, Entführung, Kinderpornografie, Internetkriminalität und Drogendelikte. Mithilfe der Bürger, die aufmerksam beobachten und unter dem  spanischen Hashtag #Tweetredada („Tweetrazzia“) Informationen teilten, konnten seit Januar 2012 500 Festnahmen im Drogenmilieu verwirklicht und einige hundert Kilo Rauschgift beschlagnahmt werden. Auch ein gefährlicher Häftling, der geflüchtet war, konnte durch Zahlreiche „Retweets“ innerhalb von zwölf Stunden gefasst werden. Die Zusammenarbeit der Bürger und Bürgerinnen mit der Polizei reicht von anonymen Hinweisen, Verfolgungsjagden, bis über Spendenaufrufen nach Unfällen wie zum Beispiel die Blutspende nach dem Zugunglück von Santiago de Compostela im Sommer 2013.

 

Die populärste Sicherheitsbehörde der Welt nutzt die Plattform auch um kriminelle zurecht zu weisen und tweetet auch mal Nachrichten, die 1200 Mal weitergeleitet werden: „Wenn du es geil findest, ‚Breaking Bad‘ zu spielen, landest du leicht bei ‚Prison Break‘. Im wirklichen Leben endet das Spielen mit Drogen GANZ SCHLECHT.“

 

Deutschland hat kein bundesweites Account auf Twitter. Jedoch besitzt die Polizei Deutschland für fast jede Großstadt einen Polizei-Account. Im Vergleich: Die Berliner Polizei hat 40 000 Follower. Ob die Zusammenarbeit der Polizei und der Bürger sich verbreiten wird und die Polizei einen Popularitätsstatus wie in Spanien erhält, bleibt abzuwarten. (faz/forgsight)