Peak Stuff: Genug ist genug ist nicht genug

Jeder Haushalt in Deutschland besitzt 16.000 Produkte im Schnitt. So überrascht die Aussage des Nachhaltigkeits-Chefs vom schwedischen Möbelhaus IKEA wenig, dass im Westen ein “Peak Stuff” erreicht wurde. Aber welche Geschäftsstrategien haben Unternehmen wie IKEA in westlichen Postwachstumsgesellschaften? (Foto: Diariocritico de Venezuela)

Kapitalismuskritik von Kapitalisten hat es früher schon gegeben. Trotzdem verfehlen sie ihren Überraschungseffekt nicht, wenn profitorientierte Unternehmen sich kapitalismuskritisch äußern. So geschehen bei Steve Howard, dem Nachhaltigkeits-Chef des schwedischen Möbelhauses IKEA. Auf einer Veranstaltung der britischen Zeitung “The Guardian” soll er gesagt haben, dass die westlichen Gesellschaften den “peak stuff” erreicht haben.

Geschenkeläden – Sinnbild für Überflüssiges

Angelehnt an Peak Oil meint er mit Peak Stuff die unbegrenzte Anhäufung von Konsumwaren. Jeder Haushalt in Deutschland besitzt durchschnittlich 16.000 Produkte. Das ist immens. Dabei stehen Geschenkeläden, die mehrfach in jeder Einkaufsstraße einer Großstadt existieren, sinnbildlich für diesen Überfluss. Sinnloses und Überflüssiges werden als Geschenke gekauft und verschenkt, da das Nützliche in allen Haushalten im Übermaß vorhanden ist.

“Diese Produktsättigung führt aktuell zu einem schnelleren Austausch von Einrichtungen, da mit Möbeln die Dinge verstaut werden können, aber auch dies trifft – wie immer – auf Grenzen des Wachstums.”, sagt Dieter Behrendt vom Pestel-Institut. Wachstumspotenziale insbesondere für Konsumwaren existieren nur noch in den so genannten emerging markets aus Asien und Südamerika.

Schrumpfende Schränke als Gegenstrategie?

Wie die westlichen Volkswirtschaften werden jedoch auch sie eine Sättigung erreichen. Welche Strategien bieten sich für Waren- und Möbelhäuser dann an? Für Dieter Behrendt wären eigentlich “schrumpfende Schränke” die Konsequenz. Wenn in einem solchen Schrank kein Platz mehr ist, dann müssen seine Besitzer überflüssige Produkte teilen, weggeben, verkaufen oder entsorgen.

“Aber das ist natürlich nicht möglich.”, kommentiert Behrendt seinen eigenen Vorschlag. “Für Unternehmen wie IKEA bleibt als eine Wachstumsoption nur noch die Ausweitung des Angebotes auf die ‚Möbelumgebung‘. Damit ist der Bau oder Kauf und die Vermietung komplett eingerichteter kleiner Wohnungen – von etwa35 Quadratmeter pro Kopf – in wachsenden Städten gemeint, wie es beispielsweise in Manhattan bereits üblich ist.”

Schrumpfen, Recyceln, Tauschen und Teilen

Produktinnovationen bei Konsumwaren, die nur das Design oder die Spezifikation von Funktionen betreffen, werden schnell die Grenzen des Wachstums erreichen. Nachhaltige Geschäftsmodelle, die diese Wachstumsgrenzen überwinden, haben das Schrumpfen und die Perfektionierung des Recyclings sowie das Tauschen und Teilen zum Ziel, so Behrendt. “Für Möbelproduzenten wie IKEA sind die anderen derzeit bereits vorhandenen Geschäftsmodelle weniger sinnvoll.”, fasst Behrendt die Innovationspfade und -perspektiven der Schweden zusammen.