Medien: Über die Macht von Bildern (Video/TED)

Das Bild des kleinen Aylan Kurdi hat die ganze Welt bewegt – und schließlich auch die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union verändert. Bilder haben große Macht und können die Welt verändern, sagt Jonathan Klein in einem eindrucksvollen TED-Vortrag.

Bilder vermitteln nicht nur Informationen. Sie können so stark sein, dass sie sich in unser Gedächtnis einbrennen, unsere Wahrnehmung von Ereignissen stark beeinflussen und unser Handeln bestimmen. In manchen Fällen benötigt man nicht einmal diese Bilder. Ihre Beschreibung mit wenigen Worten reicht aus, um das Bild vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Das Bild überwindet den bloßen Empfang einer Information und verursacht Emotionen.

Jonathan Klein ist Mitgründer von Getty Images, bei dem es sich um die größte Online-Bildagentur handelt. Für TED-Talk, ein Veranstaltungsformat für Innovationen, hat Klein bereits 2010 über die Macht von Bildern referiert. “Bilder bewegen uns oft dazu, unsere inneren Grundsätze und unsere Verantwortung füreinander zu überprüfen.”, führt er in seinem Vortrag an.

Die Zerstörungskraft von Natur und Menschen

Er stellt dem Publikum eine Reihe von Bildern vor, die die Welt verändert haben. Anhand von verschiedenen Beispielen zeigt er, wie unterschiedlich die Bilder auf den Betrachter gewirkt und wie auf unterschiedliche Weise sie den weiteren Verlauf der Welt verändert haben. In seinem Vortrag stellt er im Grunde drei Gruppen von Fotos vor.

Da sind Bilder, die die Zerstörungskraft der Natur dokumentieren. Dann sind Bilder, die zeigen, wie der Mensch die Natur zerstört. Ein Eisbär auf einer einsamen Eisscholle, der die Folgen des Klimawandels auf die Natur vermitteln will. Oder der gewaltige Gorilla. Sein Leichnam wurde zum Transport „gekreuzigt“. Die dritte Gruppe dokumentiert die Zerstörungskraft des Menschen gegen sich selbst.

Klein zeigt ein Bild vom Holocaust und zitiert dabei den Auschwitz-Überlebenden Samuel Pisar: „Der Holocaust lehrt uns, dass die Natur, selbst in ihren grausamsten Momenten, noch gütig ist im Vergleich zum Menschen, wenn er seine moralische Orientierung und Vernunft verliert.“ Klein setzt seinen Vortrag mit einem Bild fort, das zum Symbol der Studentenproteste der 1960er Jahre wurde.

Die Betrachter machen das Foto

In die Reihe der Bilder, die die Welt verändert haben, kann sich auch nun jenes einreihen, das den kleinen Aylan Kurdi zeigt. Die Unschuld eines kleinen Kindes gepaart mit dem Wissen, dass er auf der Flucht mit seiner Familie nach Europa ertrunken ist und schließlich an den Strand gespült wurde, hat die ganze Welt bewegt – und sicherlich auch die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.

Jonathan Klein kommt am Ende zu einem entscheidenden Punkt: Nicht der Fotograf würde das Foto machen, behauptet er, sondern dessen Betrachter selbst. “Wir bringen in jedes Bild unsere eigenen Werte und Überzeugungen ein, mit dem Resultat, dass das Bild in uns nachschwingt.”