Kognitionsforschung: Gehirne von Tagträumern arbeiten effektiver

Gehirne von Tagträumern haben keinen Aussetzer, wenn sie mit ihren Gedanken abschweifen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben herausgefunden, dass bei Tagträumen bestimmte Hirnstrukturen effektiver zusammenarbeiten. (Foto: Steve Wilson, CC BY 2.0)

Weil Menschen oft Fehler unterlaufen, sobald sie die Konzentration auf ihre Umgebung verlieren, galten Tagträume lange als Aussetzer. Heute weiß man, dass man dieses Phänomen differenzierter betrachten muss: Neben dem ungewollten, spontanen Abschweifen der Gedanken existiert eine weitere Form. Tagträume dienen uns als eine Art mentale Probebühne, auf der wir gedanklich zukünftige Ereignisse durchspielen oder aktuelle Probleme lösen.

Tagträume als mentale Probebühne

Was bisher jedoch nur aus Verhaltensstudien bekannt war, konnten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Universität York nun anhand von Hirnstrukturen und -funktionen belegen: „Wir haben herausgefunden, dass bei Menschen, die häufig gewollt mit ihren Gedanken abschweifen, der Stirnbereich der Großhirnrinde dicker ausgebildet ist“, erklärt Johannes Golchert, Doktorand am Leipziger Max-Planck-Institut.

Kontrolliert Tagträumen

Wenn beide Netzwerke stärker miteinander verknüpft sind, kann das Kontrollnetzwerk stärker auf unsere losen Gedanken einwirken und ihnen so eine stabilere Richtung geben. Das ist der Beleg dafür, dass unsere geistige Kontrolle im Falle des gezielten Tagträumens keineswegs aussetzt.

„Unser Gehirn scheint hier kaum einen Unterschied darin zu machen, ob unsere Aufmerksamkeit nach außen auf unsere Umgebung oder nach innen auf unsere Gedanken gerichtet ist. In beiden Fällen ist das Kontrollnetzwerk eingebunden“, so der Psychologe. „Tagträume sollten also nicht nur als etwas Störendes betrachtet werden. Kann man sie gut kontrollieren, kann man den größtmöglichen Nutzen aus ihnen ziehen.“

Fragebögen und Hirnstrukturen

Untersucht haben die Neurowissenschaftler diese Zusammenhänge mithilfe von Fragebögen und anschließender Magnetresonanztomografie. Zunächst sollten sich die Studienteilnehmer selbst einschätzen, wie stark Aussagen wie „Es passiert mir häufig, dass meine Gedanken spontan abdriften“ oder „Ich erlaube mir, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen“ zutreffen. Ihre Angaben zu den Tagträumen wurden dann in Zusammenhang mit ihren Hirnstrukturen und deren Zusammenwirken gebracht. (VM/HR, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften / forgsight)

 

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