Auf der Suche nach erdähnlichen Planeten sind die Wissenschaftler auf ein bisher unerklärliches Phänomen gestoßen. Die Debatte darüber wirft auch einen langen Schatten auf unseren eigenen Planeten und seine Zukunft. (Foto: André Hageböcker)
Wir wollen es genau wissen: Sind wir alleine im Universum oder gibt es andere intelligente Zivilisationen? Um dies herauszufinden, nimmt die Menschheit einige Anstrengungen auf sich. Das SETI-Programm beispielsweise.
In der Annahme, dass intelligente Zivilisationen genau wie wir Technologien für Kommunikation verwenden, die Radiosignale ins Weltall ausstrahlen, suchen Wissenschaftler weltweit nach diesen Signalen. Der wohl aufregendste Fund des SETI-Programms ist das WOW!-Signal, das 1977 empfangen wurde.
Auf der Jagd nach erdähnlichen Planeten
Seit einigen Jahren liegt der Schwerpunkt nicht mehr auf der Suche nach intelligenten Zivilisationen. Die Aufmerksamkeit gilt zunächst Planeten, die wie die Erde in einer geeigneten Entfernung zu ihrer Sonne liegen, so dass sich Wasser und damit Leben gebildet haben könnten. Dafür können die Wissenschaftler auf ein ganzes Arsenal von Instrumenten und Methoden zurückgreifen.
Eine Methode ist die Transitmethode: Jedes Mal wenn ein Planet aus unserer Sicht an seinem Stern vorbeizieht, verdunkelt er ihn etwas. Diese Methode ist derart erfolgreich, dass seit 1989 knapp 2.000 Exoplaneten gefunden werden konnten.
Nun sorgt eine solche Entdeckung für großes Aufsehen. Normalerweise verdunkelt ein Planet seinen Stern auf einem sehr geringfügigen Niveau. Schließlich ist ein Planet um Vielfaches kleiner als seine Sonne. Doch der Exoplanet KIC 8462852 verdunkelt seinen Stern in unregelmäßigen Zeitabständen um bis zu 22%. Das ist immens – und unnatürlich.
Ein Schwarm aus Megastrukturen?
Seit der Entdeckung suchen Wissenschaftler nach Erklärungen: Staubwolke, Trümmerhaufen, Kometen usw. Doch die bisherigen Untersuchungen sind nicht zufriedenstellend. So war es absehbar, dass früher oder später ein Wissenschaftler die Idee anführen wird, dass es sich um eine außerirdische Superzivilisation handeln könnte, die für die Anomalie verantwortlich ist.
Ein “Schwarm aus Megastrukturen” könnte dem Exoplaneten folgen, der von einer außerirdischen Intelligenz errichtet wurde, um Sonnenenergie zu gewinnen – so die Vermutung. Es wird noch Jahre dauern, bis die Geheimnisse von KIC 8462852 zufriedenstellend gelüftet werden. Viel spannender ist aber der Grund, wieso ein Astronom überhaupt auf eine solche Idee kommt.
Der russische Astrophysiker Nikolai Kardaschow hat 1964 eine Kategorisierung vorgeschlagen, außerirdische Zivilisationen nach ihrem Energieverbrauch zu identifizieren und einzustufen. Sein Vorschlag baut auf der Beobachtung auf, dass der Energiebedarf der Menschen stetig gewachsen ist und weiterhin wächst. Es wird irgendwann der Punkt kommen, dass die Menschen alle Energiequellen des Planeten erschlossen haben werden. Er wird gezwungen sein, die Ressourcen seines Sterns und der anderen Planeten im Sonnensystem zu erschließen.
Die Kardaschow-Skala
Darauf bauen die drei Kategorien nach Kardaschow auf:
- Stufe 1: Die Zivilisation ist dabei alle Energiequellen seines Planeten systematisch zu erschließen. (Auf diesem Weg befinden sich die Menschen.)
- Stufe 2: Die Zivilisation nutzt die Energieleistung seiner Sonne. (Hierauf baut die Vermutung von der “Schwarm der Megastrukturen” auf, die so etwas wie Solaranlagen sein könnten, um die Energie der Sonne zu nutzen.)
- Stufe 3: Die Zivilisation nutzt die Energieleistung der gesamten Galaxie.
Klar! Bis die Menschheit überhaupt in der Lage sein wird, die Stufe 2 zu erreichen, wird es vielleicht noch Jahrtausende von Jahren benötigen. Trotzdem bieten die Kardaschow-Skalen eine interessante Gegenwartsanalyse an:
Bereits heute wetteifern die Weltraum-Mächte wie die USA, Russland, China und Indien, als erster die Ressourcen des Monds zu erschließen. Außerdem werden die Pläne immer konkreter, in wenigen Jahrzehnten erste Menschen auf den Mars zu schicken. Mit “Mars Exploration Rover” macht die NASA nicht nur außergewöhnliche Landschaftsfotografien. Sie kundschaftet auch, welche Ressourcen der Mars zu bieten hat. Die Suche nach Wasser ist dabei nur ein Ziel.
Wo sind Europa und Deutschland?
Jene Nation, der es gelingt, wichtige Rohstoffe über unseren Planeten hinaus zu erschließen, wird eine politische und ökonomische Vormachtstellung haben. Voraussetzungen dafür sind:
- Raumfahrt-Programm
- Hochtechnologie in der Rohstoffgewinnung sowie in der Energieerzeugung/-speicherung,
- freier Handel und
- Steuerung und Organisation einer komplexen, heterogenen Gesellschaft
Diese Voraussetzungen werden zurzeit nur von wenigen Nationen erfüllt. Gehören Europa und Deutschland dazu?