In unserer Medien- und Internetgesellschaft ist Sexualität allgegenwärtig. Die Annahme, dass immer mehr Jugendliche immer früher Sex haben, bestätigt sich nicht – im Gegenteil. Eine Studie zur Jugendsexualität.
Immer mehr Jugendliche haben immer früher Sex, lautet eine weit verbreitete Meinung. Schließlich ist Sex und Sexualität überall präsent. Im Fernsehen werben drei halbnackte Frauen für den “klaren Blick” mit High Definition-Fernseher, in dem sie mit eindeutigen Sexposen, viel Schaum und dicken Schwämmen einen dreckigen Sportwagen sauber machen.
Während das Fernsehen Sexualität kommerzialisiert, hat das Internet den Zugang zur Pornografie deutlich gesenkt. Von A bis Z haben nicht nur Erwachsende umfassende Einblicke in alle denkbaren Sexneigungen. Und durch die sozialen Medien können Sexthemen schneller und breiter verbreitet werden, als es auf dem Schulhof oder im Jugendzentrum je möglich wäre. Es ist doch naheliegend: Die Welt der Jugendlichen von heute ist voll mit Sex und Lust.
Partnerschaft ist den jungen Menschen wichtig
Die Studie der Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Jugendsexualität räumt mit einigen Vorurteilen auf: Die Jugend von heute geht mit ihrer Sexualität weit verantwortungsbewusster um, als die Jahrgänge davor. „Annahmen, wonach immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht“, betont Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. „Positiv ist auch zu sehen, dass eine feste Partnerschaft jungen Menschen beim ‘ersten Mal‘ wichtig ist.“
Etwa 67% der befragten Mädchen und jungen Frauen geben an, dass sie mit dem Sex warten wollen bzw. gewartet haben, bis sie “den Richtigen” gefunden haben. “Zu schüchtern” (34%), “bin noch zu jung” (29%) und “Angst vor Ungeschick” (28%) sind die anderen wichtigen Gründe, um mit dem Geschlechtsverkehr zu warten.
“Angst vor den Eltern” wichtiger Grund für Zurückhaltung
Eine etwas abweichende Motivationslage konnten die Autoren der Studie bei Befragten mit Migrationshintergrund feststellen. Neben “Fehlen des Richtigen” (59%) sind die wichtigsten Gründe “bin noch zu jung” (29%) und “vor der Ehe nicht richtig” (28%). Die “Angst vor den Eltern” spielt bei Befragten mit Migrationshintergrund eine deutlich wichtigere Rolle als bei Befragten ohne Migrationshintergrund.
„Das Elternhaus spielt bei der Sexualaufklärung eine wichtige Rolle. Eltern sind für ihre Kinder wichtige Vertrauenspersonen und eine zentrale Beratungsinstanz in Verhütungsfragen.“ sagt Dr. Thaiss. Je nach Herkunft leisten Eltern unterschiedliche Aufklärungsarbeit. Für Jungen mit Migrationshintergrund stellen Lehrerinnen und Lehrer die wichtigsten Bezugspersonen bei der Aufklärung.