Bildung erfolgt geordnet und innerhalb eines festen Rahmenprogramms, doch stellt dies zwangsläufig auch den Weg zum großen Erfolg dar? Eine Karriere ohne Uni-Abschluss ist für viele undenkbar, auch wenn dieser Gedanke veraltet ist. (Foto: www.uncollege.org)
-von DTJ-ONLINE
Für Dale Stephens, den Gründer von UnCollege.com und Autor des Buches „Hacking your Education“, lauft alles auf eine Frage hinaus: „Wenn Sie über die Bildung nachdenken, dann sollten Sie sich auch fragen, was bringt mir das für einen Mehrwert?“
In seinem Buch hält er an der aussagekräftigen These fest: Junge Menschen sollen sich ihre Bildung selbst zusammenstellen, denn die Vorstellung, man könne nur mit einem Uni-Abschluss erfolgreich sein, sei völlig veraltet.
Wie so viele andere fühlte sich Stephens vom konservativen Bildungssystem eingeengt. Die Vorstellung, innerhalb streng vorgegebener Normen ein gewisses Wissen zu erlangen, ohne diesen auf seinen nützlichen Inhalt überprüft zu haben, stellt auch so manchen Studenten vor eine schwierige Aufgabe. Viele lernen nur für die Prüfung. Wissen wird kurzfristig geschluckt, um es gleich wieder auszuspucken.
Der Lerndruck insbesondere auf den Universitäten ist heute enorm hoch. Gelernt wird aber heute weniger des Wissens als der alles entscheidenden Note wegen. Das Zertifikat, sei es ein Bachelor oder Master, steht klar im Vordergrund für einen Studenten, der zunächst die Bildungsleiter emporsteigen muss, um es dann auch in der Karriere hoch hinaus zu schaffen.
Das ist bedrückend und für viele eine lange Qual hin zum langersehnten Erfolg. Stephens gehört zu denen, die sich dazu entschieden, auszusteigen. Erfolg auch ohne Uni-Abschluss, so nennt er seine Profession.
Heute macht er die Gesellschaft auf ein alternatives Bildungssystem aufmerksam: Selbstbildung ist ein System, in dem wir auf eigene Faust Verantwortung für unser Lernen und Vernetzen übernehmen. Gelernt wird besonders selektiv und nur das, was wir wirklich brauchen.
Wie die Universität Kreativität und Dynamik erstickt
Das traditionelle Bildungssystem braucht ein neues Gesicht, denn nicht jeder kann seine Stärken innerhalb starrer Institutionen zum Besten entfalten. Oft genug erleiden junge Menschen bereits während des Studiums Burnout. Die einseitige Belastung wirkt auf viele destruktiv und mündet in einigen Fällen in akademische Abbrüche.
Vor allem darf Bildung aber eines nicht sein: zu theoretisch. Die Universität bildet junge Menschen hauptsächlich wissenschaftlich aus, ohne jeglichen Praxisbezug. Das liegt auch daran, dass einige Professoren in Fächern wie Marketing oder Entrepreneurship nie praktisch gearbeitet haben.
Der Arbeitsmarkt aber sucht keine Theoretiker, sondern vielmehr anpackende Problemlöser. Er verlangt nach Menschen, die kreativ sind, die gelernt haben, eigene Ideen auch zu entwickeln und letzten Endes Projekte zu verwirklichen.
Stephens auf den Spuren Peter Thiels
Unternehmen haben erkannt, dass es den Besten der Unis oft auch an wichtigen Kompetenzen fehlt. Die bloße Wiedergabe von Wissen ist lange kein Erfolgsgeheimnis mehr. Daher müsse auch der Glaube, erst komme ein gutes Abitur, dann eine gute Uni-Note und dann der Traumjob, der tief in unserer Gesellschaft verankert ist, relativiert werden.
Selbstbildung heißt, sich das nötige Rüstzeug für ein individuelles Anliegen anzueignen. Das geht mittels des Studiums der nachgefragten Buchlektüre oder sogenannter Moocs (Massive open inline courses) an Universitäten. Da kann sich jeder aussuchen, was er wann und wie schnell lernt.
Für Dale Stephens ist der unabhängige und selbstständige Student ohne Uni zum Geschäftsmodell geworden. Etwas Ähnliches hatte vor ihm bereits der PayPal-Erfinder Peter Thiel gewagt, der Schulabgängern Geld dafür bot, nicht gleich an eine Uni zu gehen, sondern erst ein Unternehmen zu gründen. Was Stephens aber auszeichnet, ist, dass er den Aussteigern der traditionellen Bildungswege eine Heimat gibt. Auch sie können sich entfalten und es zu was bringen, auch wenn sich Selbstbildung nicht ganz so einfach anhört.