Gruppendynamik: Feindseligkeit gegenüber Minderheiten kann anstecken

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Gruppendynamik: Feindseligkeit gegenüber Minderheiten kann anstecken


Mai 17, 2018
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Konflikte,Lebenswelten

Mit dem “Joy of Destruction Game” untersuchten Forscher der Max-Planck-Gesellschaft feindseliges Verhalten von Gruppen gegen Minderheiten. Mit überraschenden Erkenntnissen. Die Forscher mahnen Politik und Gesellschaft, sensibel zu reagieren, wenn Vorurteile gegenüber Minderheiten zunehmen.

Ethnische Konflikte eskalieren oft überraschend schnell. Welchen Einfluss das Umfeld darauf hat, dass sich Menschen plötzlich feindselig verhalten, haben Forscher kürzlich mithilfe von Experimenten untersucht. Dabei stellten sie fest, dass Anfeindungen gegenüber anderen ethnischen Gruppen deutlich mehr Nachahmer finden als Anfeindungen gegen Mitglieder der eigenen sozialen Gruppe.

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Ob in Bosnien, Liberia oder Ruanda – immer wieder brechen plötzlich gewalttätige Konflikte zwischen Volksgruppen aus, die lange friedlich zusammengelebt haben. Bisher gibt es keine befriedigende wissenschaftliche Erklärung, warum Aggressionen eine solche Dynamik entfalten können.

Jana Cahlíková vom Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen hat nun gemeinsam mit Kollegen aus Tschechien und der Slowakei ein neuartiges Experiment entwickelt, um zu testen, wie das soziale Umfeld feindseliges Verhalten gegenüber einer anderen ethnischen Gruppe beeinflusst. Untersucht wurden Jugendliche aus Schulen in der östlichen Slowakei und ihr Verhalten gegenüber Angehörigen der Roma – eine Minderheit, gegen die es latente Vorurteile gibt und in den letzten Jahren auch zunehmend Aggressionen. Das Besondere an dem Test war, dass die Teilnehmer innerhalb ihres sozialen Umfelds agieren konnten.

Mitspieler dürfen Boshaftigkeiten ausleben

Um diskriminierendes Verhalten zu untersuchen, ließen die Forscher die Jugendlichen ein so genanntes „Joy of Destruction game“ spielen: ein Spiel, in dem die Teilnehmer – wenn sie wollen – ihre Boshaftigkeit ausleben können. Zwei Spieler erhalten jeweils zwei Euro und sollen gleichzeitig entscheiden, ob sie 20 Cent ausgeben, um den Betrag des jeweils anderen um einen Euro zu verringern, oder das Geld einfach nur behalten möchten. Die Spieler bleiben dabei anonym, und spielen jeweils nur einmal gegeneinander.

Anhand einer Liste mit typischen Namen informierten die Forscher die Teilnehmer darüber, ob das Gegenüber ein Angehöriger der slowakischen Mehrheitsbevölkerung oder der Roma-Minderheit war. Zudem gestalteten die Wissenschaftler den Spielverlauf so, dass jeweils drei Jugendliche aus der gleichen Schulklasse kurz nacheinander ihre Entscheidung fällten. Die nachfolgenden Spieler wussten jeweils, wie ihre Klassenkameraden gehandelt hatten.

Eigene Gruppe wird  verschont

Dabei stellte sich heraus, dass boshaftes Verhalten der Mitschüler einen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung der Jugendlichen hatte: Die Bereitschaft, ebenfalls aggressiv zu agieren, wuchs deutlich. Auffällig war, dass sich dieser Einfluss mehr als verdoppelte, wenn sich die Feindseligkeit gegen Roma richtete statt gegen die eigene soziale Gruppe.

In einem zweiten, darauf aufbauenden Versuch ließen die Forscher Jugendliche aus derselben Region bewerten, ob das feindselige Verhalten, das ihre Altersgenossen im ersten Versuch gezeigt hatten, angemessen war. Dabei wurde auch hier deutlich, dass das Verhalten des Umfelds wesentlich dazu beiträgt, ob eine Handlung als sozial angemessen bewertet wird oder nicht. Hatten Spieler in einem Umfeld ohne feindselige Vorbilder entschieden, wurde ihr aggressives Verhalten gegenüber Roma oder gegenüber der eigenen sozialen Gruppe in ähnlichem Ausmaß negativ bewertet.

Individuelles Verhalten gegenüber Minderheiten kann sich plötzlich verändern

Wussten die Jugendlichen jedoch, dass ein Spieler destruktives Verhalten zeigte, nachdem sich seine Klassenkameraden feindselig gegenüber Roma verhalten hatten, bewerteten sie dessen Verhalten eher als angemessen. Gleichzeitig bewerteten sie feindseliges Verhalten, dass sich gegen ein Mitglied der eigenen sozialen Gruppe richtete, als weniger angemessen, auch wenn der Spieler vorher destruktives Verhalten im Umfeld beobachtet hatte.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass fragile soziale Normen dazu führen, dass sich das individuelle Verhalten gegenüber anderen ethnischen Gruppen plötzlich verändern kann – von gutem Zusammenleben hin zu Aggression“, sagt Max-Planck-Wissenschaftlerin Jana Cahlíková. Daher sei es wichtig politisch motivierte Straftaten konsequent zu verfolgen und zu bestrafen. Sie und ihre Kollegen weisen zudem darauf hin, dass Politik und Gesellschaft sehr sensibel reagieren sollten, wenn Vorurteile und Feindseligkeiten gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen zunehmen. (mpg/forgsight)

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