In der Studie des Pestel-Instituts wird kritisiert, dass Deutschland sein Ziel nicht erreicht habe, für breite Schichten Wohneigentum zu schaffen. Hiervon sei insbesondere die jüngere Generation betroffen, die durch Flexibilisierung des Arbeitsmarkts kaum die Möglichkeit hat, Wohneigentum zu bilden. Dabei bietet Eigentum viele Vorteile und beugt Altersarmut vor. Die Autoren stellen fünf Forderungen an die Politik.
“Mit der Abschaffung der Eigenheimzulage im Jahr 2006 wurde die Wohneigentumsförderung in Deutschland faktisch eingestellt.”, wird im Fazit der Studie “Eigentumsbildung 2.0” des Pestel-Instituts resümiert. Dies ist aus Sicht der Autoren nicht sinnvoll. Untersuchungen und Erfahrungen zeigen an, dass Haushalte mit Wohneigentum höheres gesellschaftliches Engagement, höhere Lernerfolge und Bildungsabschlüsse der Kinder, höhere Sparquoten und damit eine geringere Gefährdung durch Altersarmut aufweisen. “Insgesamt gelten Eigentümerhaushalte als Stabilitätsfaktoren in Wohnquartieren.”, stellen die Autoren fest.
Ganz unten neben Schweden und der Schweiz
Infolgedessen werden jüngste Trends in der Eigentumsbildung als nicht wünschenswert beurteilt. Bis vor zehn Jahren hat die Schaffung von Wohneigentum eine sehr hohe Priorität in der politischen Agenda der Bundesrepublik Deutschland genossen. Doch nicht nur im europäischen Vergleich hat Deutschland sein Ziel verpasst, Wohneigentum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen. Gemeinsam mit Schweden und der Schweiz teilt sich Deutschland die hinteren Ränge. Länder wie Frankreich (58% Wohneigentumsquote), Großbritannien (64%) oder Italien (72%) führen die Spitzenränge an.
Dabei ist Wohneigentum für den Lebensabend besonders wichtig. Es eignet sich, um Altersarmut vorzubeugen. In Anbetracht dessen rücken die Autoren vom Pestel-Institut die Gruppe der 25- bis 45-Jährigen in den Fokus. Denn insbesondere in dieser Altersgruppe sei die Wohneigentumsquote von 2008 bis 2013 deutlich zurückgegangen. Die Autoren der Studie kritisieren vor allem, dass dieser Rückgang auf politische Entscheidungen zurückzuführen ist.
“So führte die Flexibilisierung der Arbeitswelt mit Erleichterungen bei der Einstellung von Personal auf Zeit sowie die Ausweitung der Leiharbeit zu erhöhter Unsicherheit beim Eintritt ins Erwerbsleben.”, heißt es in der Studie. Dieser Umstand würde durch die verlängerten Ausbildungszeiten zusätzlich verschärft. Die Zeitspanne, sich für ein Wohneigentum zu entscheiden, nehme auf diese Weise zu.
Verbändebündnis stellt fünf Forderungen
Doch die erschwerten Rahmenbedingungen, in der sich die Gruppe der 25- bis 45-Jährigen befindet, sind eine Baustelle, die aus Sicht des Pestel-Instituts eine angemessene Reaktion erfordern. Gemeinsam mit dem “Verbändebündnis Wohn-Perspektive-Eigentum”, in dem die Bundesarchitektenkammer (BAK), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), der Immobilienverband IVD und der Verband Privater Bauherren (VPB) sich zusammengeschlossen haben, werden fünf Forderungen an die gegenwärtige wie neue Bundesregierung gestellt, die nächstes Jahr gewählt wird.
- Schwellenhaushalte sollen beim Eigenkapital durch Zuschüsse unterstützt werden. Zudem muss es eine deutliche Ausweitung der Wohneigentumsprogramme der KfW geben – mit einer Erhöhung des individuellen Kreditvolumens und einer langfristigen Zinsbindung.
- Kein Überdrehen der Auflagen für die Immobilienfinanzierung: Die bestehende Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie muss entschärft werden. Das angekündigte Gesetz gegen eine mögliche Überhitzung des deutschen Immobilienmarktes darf die Wohneigentumsbildung nicht ausbremsen.
- Bundesweite Absenkung der Grunderwerbsteuer – und Freibeträge beim Erwerb einer selbst genutzten Wohnung.
- Förderung der Infrastruktur in Ballungsräumen – mit einem akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis. Die „Speckgürtel-Anbindung“ an Metropolen soll so gesichert werden.
- Eine Bauland-Offensive für Wohneigentum: Insbesondere Kommunen sollen ihre Grundstücksreserven mobilisieren.