Denis Baro hat in Frankfurt am Main, Bologna und in London Politik-,Rechtswissenschaft und Internationale Beziehungen studiert. Derzeit ist er als Analytiker und Autor für forgsight.com tätig und absolviert ein Postgraduiertenstudium an der Deutschen Universität für Verwaltung in Speyer. Auf einen Roboter in der Zukunft könnte er glatt verzichten. Zukunftstechnisch steht Bildung für ihn an erster Stelle.
-von forgsight
1. Seien wir mutig und blicken in die Zukunft: Es ist der 31. Dezember 2037. Wie werden Sie Sylvester feiern?
Ich bin mir sicher, dass ich auch in der Zukunft das neue Jahr mit meiner Familie oder mit meinen Freunden begrüßen werde. Dabei wird dann natürlich gut gespeist, getrunken und gelacht. Manche Traditionen sollte man doch beibehalten.
2. Software, die mit dem Menschen denken. Searchbots im Internet. Roboterarme in der Industrie. Roboter bald auch in der Pflege, im Klassenzimmer und an der Kasse. Es gibt Leute, die sagen, dass wir Menschen in der Zukunft mit Robotern leben werden. Wie soll Ihr persönlicher Roboter in der Zukunft aussehen?
Ich wüsste gar nicht, ob ich einen Roboter haben möchte, der sich ständig um mich herum bewegt und Aufgaben für mich erledigt oder zu meiner Unterhaltung dient. Da ich aber grundsätzlich faul bin, würde ich wohl schnell damit klar kommen. Der individuelle Hausroboter der Zukunft ist Allzweckwaffe im Alltag. Er hilft beim Haushalt, ist persönlicher Buchhalter, aber auch Unterhalter. Ich sehe der Robotisierung des Alltags positiv entgegen.
3. Altkanzler Helmut Schmidt sagte mal, wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen. Welche Vision von der Zukunft würden Sie Ihrem Arzt erzählen?
Ich würde mir wünschen, dass ich ihm eine Vision von der Zukunft erzählen könnte, in der wir grundlegende Probleme der Menschheit in den Griff bekommen haben. Armut, Hunger, Krankheiten, Diskriminierung und Kriege sollte es dann nicht mehr geben. Durch eine weitestgehend komplette Automatisierung unseres Alltags (selbstfahrende Autos, Haushaltsroboter, körperliche Arbeit wird überflüssig) bleibt viel Zeit für andere Dinge: Bildung zum Beispiel. Sie ist der Schlüssel für eine aufgeklärte Gesellschaft, die den Fortschritt vorantreibt und oben genannte Probleme lösen kann.
4. Hand auf’s Herz. Was stinkt Ihnen an der Gegenwart?
Die Hektik und die Ignoranz. Alles muss schnell gehen und in der Eile bleibt nicht viel Zeit sich nach links und nach rechts umzuschauen und vielleicht neue Ideen zu sammeln. Ich glaube, dass es früher nicht so war. Wenn der Mensch in Zukunft mehr Freizeit haben sollte, hoffe ich, dass es wieder so wird. Offenheit und Dialog sind wichtig. Wir haben das Privileg, dass wir die erste Generation sind, die per Mausklick das gesamte Wissen der Menschheit zugreifen kann. Dennoch lassen sich viele von blankem Populismus und Verschwörungstheorien im Internet in die Irre führen.
5. Warum wäre es denn wirklich schlimm, wenn der technologische Fortschritt die Menschen verdrängt?
Man sollte keine Endzeitszenarien an die Wand malen, nur weil Roboter omnipräsent werden. Andererseits muss man auch Augenmaß bewahren und darf den zwischenmenschlichen Kontakt nicht ignorieren. Für die emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist das besonders wichtig.
6. Es ist 1. Januar 2042. Wie verlaufen die Grenzen Europas?
Europa ist ein Kontinent und seine Grenzen sind allein schon geographisch vorgegeben. Dramatisch viele Länder werden da nicht mehr hinzukommen. Die Balkanländer, die Türkei, vielleicht die Ukraine. Wichtig ist mir, dass Europa auch dann gemeinsame Werte hochleben lässt: Freiheit, Demokratie, Menschenwürde. Jedes Land und jeder Mensch, unabhängig von Religion, Hautfarbe oder Herkunft, hat dann einen Platz hier. Zwei Katastrophen im 20. Jahrhundert haben Europa dahin gebracht, wo es heute ist: die autoritären Systeme des Nationalsozialismus und des Kommunismus. Bis 2042 werden die meisten Zeitzeugen dieser Regime nicht mehr unter uns weilen. Es wird ein Umdenken stattfinden müssen, wie man die Erinnerung und das Erbe an die vielen Opfer, die dagegen angekämpft haben, konserviert. Nur indem man auf die oben genannten gemeinsamen Werte pocht, kann man radikale Tendenzen bekämpfen und ein Vorbild für andere Länder oder Kontinente sein. Für die EU bedeutet das aber auch, dass sie selbstkritischer mit sich sein muss, wenn das Projekt dauerhaft eine Chance haben will.
7. Unsere Leserinnen und Leser sind sehr auf die Antwort dieser Frage gespannt: Wie machen Sie sich fit für die Zukunft?
Für mich persönlich hat zunächst einmal die Bildung den Vorrang. Im Laufe dieses Jahres werde ich meinen zweiten Master in Verwaltungswissenschaften abgeschlossen haben. Danach hoffe ich im Bereich internationaler Think-Tanks oder Organisationen tätig sein zu können. Allgemein fit für die Zukunft mache ich mich durch Reisen und Lesen. So kann ich mir neue Perspektiven und Erfahrungen aneignen.