Biografie: Die Welt nach 44 Jahren Gefängnishaft (Video)

Wir wirkt die Welt auf einen Menschen, wenn er nach 44 Jahren aus dem Gefängnis freikommt? Genau das hat Otis Johnson erlebt. Mit sich selbst sprechende Menschen waren nicht das einzige, was er aufarbeiten musste. (Foto: YouTube)

Mancher Visionär, Buchautor oder Filmemacher in den 1970er und 1980er Jahren hatte die Vorstellung, dass die Menschen nach der Jahrtausendwende in fliegenden Autos zur Arbeit fahren oder bereits das Weltall besiedelt haben werden. Das waren die Optimisten. Die Apokalyptiker vermuteten, dass Seuchen und Naturkatastrophen die Menschen von der Welt dahinraffen werden. So oder so – soweit ist es nicht gekommen.

Trotzdem hat sich das Leben der Menschen in den 40 Jahren grundlegend verändert. Smarte Telefone, mit der man Pizza bestellen kann, ohne mit der Pizzeria zu telefonieren. Das Internet, durch das die Menschen ihre Weihnachtseinkäufe erledigen, ohne das Haus zu verlassen. Und “Heimarbeit” ist nicht mehr eine Arbeitsgelegenheit für Hausfrauen, die die Haushaltskasse aufbessern möchten.

Sanfter Wandel mit ruppigen Folgen

Im Rückblick erscheinen diese Veränderungen radikal. Trotzdem hat man sich an sie gewöhnt. Der soziale und technologische Wandel ist sanft in den Alltag der Menschen eingedrungen, aber umso ruppiger hat er auf das Leben der Menschen nachgewirkt.

Wie würde ein Mensch unsere Welt heute erleben, wenn er aus einem 40 Jahre dauernden Schneewittchen-Schlaf aufwachen würde?

Kein Schneewittchen-Schlaf aber doch so ähnlich

Es war zwar kein Schlaf, der Otis Johnson vom normalen Leben abgehalten hat. Aber so ähnlich muss es auf ihn gewirkt haben; nach über 40 Jahren Gefängnisaufenthalt hinter dicken Mauern entdeckte er die Welt vom Neuen. Mit Ausnahme seiner Lieblingserdnussbutter, so Johnson, hat sich nahezu alles andere verändert.

Die Kollegen vom englischsprachigen Al Jazeera-Fernsehen haben Otis Johnson begleitet, wie er eine für ihn neue Welt Stück für Stück wiederentdeckt. Am meisten hat er sich über die Menschen gewundert, die auf der Straße mit sich selbst gesprochen haben. “Dann habe ich genauer hingeschaut und gesehen, dass sie anscheinend alle irgendetwas in den Ohren haben … Und ich habe mich gefragt, ob jetzt jeder CIA-Agent geworden ist. Denn das war die einzige Erklärung, die mir einfiel.“  

Johnson musste nicht nur den technologischen Fortschritt aufarbeiten, die für uns selbstverständlich geworden ist. 40 Jahre Jenseits von Freiheit und Selbstbestimmung muss er in ein Leben zurückfinden, in dem er sämtliche Kontakte zu seiner Familie verloren hat.