Vor knapp zehn Jahren offenbarte die so genannte PISA-Studie enorme Defizite der deutschen Bildung im internationalen Vergleich und sorgte für einen Aufschrei. Dass die Bundesrepublik seitdem aufgeholt hat, ja sogar in vielen Aspekten Vorreiter ist, zeigt die jüngst veröffentlichte jährliche Bildungsstudie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Allerdings zeigt sie auch, wo noch Nachholbedarf besteht… (Foto: rtr)
-von forgsight
34 Mitglieds- und Partnerländer der OECD wurden anhand von 150 Indikatoren, wie Bildungsbeteiligung nach Altergruppen, Ausgaben pro Schüler oder der Anteil der Bevölkerung an der Bildung untersucht und miteinander verglichen. Neu ist in diesem Jahr, dass auch Daten zu privaten Bildungseinrichtungen und die allgemein herrschenden Voraussetzungen für die Aus- und Weiterbildung des Lehrerberufs berücksichtigt wurden.
Die Bundesrepublik könne sich viele Länder als Beispiel nehmen, so Heino von Meyer, Leiter des OECD-Zentrums. Damit schließt er an die gemischten Fazite vorangegangener Bildungsberichte an. So gäbe es immer noch viel zu wenig Studenten, gemessen am Gesamtanteil der Bevölkerung. Auch hinsichtlich der Bildungsmobilität, also die Anzahl junger Menschen, die die ersten Studierenden ihrer Familie sind, schneidet die BRD verhältnismäßig schlecht ab. Grund hierfür sei die mangelhafte Bildungsgerechtigkeit, so von Mayer.
Kritiker, wie Martin Spiewak von der Zeit weisen jedoch daraufhin, dass die Zahl der Kinder in Kitas und Krippen überdurchschnittlich hoch sei. Auch der Anteil forschender Nachwuschswissenschaftler liegt über dem Gesamtdurchschnitt. Zudem liegt Deutschland zusammen mit den stets vorbildlichen Skandinaviern in der Spitzengruppe bezüglich eines Schulabschlusses mit Hochschulzugangsberechtigung (Abitur etc.). Allein zwischen 2008 und 2011 hat die BRD ihre Bildungsausgaben um zehn Prozent gesteigert.
Spiewak verweist auf eine zweite Bildungsexpansion, in deren Phase sich die BRD gerade befände. So besuche heutzutage fast jeder Vorschüler eine Kita und ein erheblicher Teil der Schüler besuche ein Gymnasium oder schaffe das Abitur. Zudem gebe es zahlreiche Initiativen um junge Menschen aus bildungsfernen Familien zum studieren zu bringen. Dies untermauert auch eine Studie des arbeitgebernahen Instituts für Deutsche Wirtschaft hat noch im Januar ergeben, dass knapp 40% aller Personen zwischen 35 und 44 Jahren einen höheren Bildungsabschluss hat, als ein oder beide Elternteile. Nur jeder Elfte könne demnach als “Bildungsabsteiger” bezeichnet werden. Angesichts der Zahl der heutigen Studienanfänger, wird sich die Zahl der Akademiker in Deutschland in zehn Jahren verdoppelt haben.
Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob es tatsächlich nötig sei, dass wirklich alle studieren. Vielmehr sollte man einen Mittelweg finden um auch “klassische” Berufssparten in der Pflege oder dem Erziehungsbereich zu professionalisieren, wie es im Ausland bereits geschieht. Vorbild könnte die bereits praktizierte duale Ausbildung sein, welche mit einer der Hauptgründe für die geringe Jugendarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik ist. Diese “hybriden” Ausbildungsformen gehöre die Zukunft, weil Ein so genannter “Akademisierungswahn” sei dabei nicht zu befürchten. Promovierte Taxifahrer seien mehr Ausnahme, denn Regel. Akademisierung sei notwendig um einen gewissen Lebensstil unterhalten zu können. So haben Arbeitnehmer mit 2012 74% mehr verdient als solche ohne einen Hochschulabschluss. (zeit-online/ faz-online/ oecd/ forgsight)
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