Ein Junge hasst Löwen, weil sie die wertvollen Nutztiere töten, von denen seine Familie abhängig ist. Statt Löwen zu jagen und zu töten, erfindet er die “Löwenlichter”. Die Geschichte einer Erfindung aus Afrika. (Foto: Elvira)
Im Nairobi Nationalpark teilen sich Menschen und Tiere einen gemeinsamen Lebensraum. Neben Zebras, Löwen, Elefanten, Giraffen, Geparden und Nashörnern trifft man dort auf Nutztiere. Sie sind für das Überleben der Menschen unerlässlich. Neben Fleisch liefern sie vor allem Milch, Wolle und auch Wärme.
So kommt es häufig vor, dass Löwen im Schutz der Dunkelheit Nutztiere auf den Bauernhöfen reißen. Die Zäune, die Haus, Hof und Tiere schützen sollen, stellen für die Löwen kein großes Hindernis dar. Die Menschen, die von diesen Tieren abhängig sind, entwickeln nicht selten Hass gegenüber den Tieren. Der Bestand der Löwen im Nairobi Nationalpark ist daher vor allem durch die einheimische Bevölkerung gefährdet.
Töten löst das Problem nicht
Auch Richard Turere hasst Löwen. Er ist Mitglied des Massai-Stammes und musste als Neunjähriger erleben, wie das einzige Kalb der Familie durch einen Löwen gerissen wurde. Doch während andere Löwen jagen, erkennt er, dass dieses Problem nicht auf diese Weise gelöst werden kann. Also fängt er an zu experimentieren.
Seine erste Idee war, mit Feuer die Löwen zu erschrecken. Aber die Idee ging völlig nach hinten los. Das Feuer erleichterte den Löwen die Jagd, die so ihre Opfer besser erkannten. Dann stellte er eine Art Vogelscheuche auf. “Doch die Löwen sind sehr klug.”, sagte Turere auf seinem Tedx-Vortrag, den er bereits 2013 gehalten hatte. Denn die Löwen erkannten nach wenigen Nächten, dass diese Vogelscheuchen sich nicht von der Stelle rühren.
Doch macht er die entscheidende Beobachtung, die ihn auf die Lösung brachte. Löwen fürchten sich zwar nicht grundsätzlich vor Licht oder Feuer, sie halten aber Abstand, wenn sie eine Lichtquelle beobachten, die sich bewegt. Vielleicht vermuten sie einen Menschen, der sich im Dunkeln der Nacht mit einer Taschenlampe fortbewegt. Also sind die Tiere vorsichtig und gehen auf Distanz.
Mit Solarenergie Haus und Hof schützen
Dieses Prinzip ahmt der damals 13jährige Turere nach. Dafür benötigt er eine Autobatterie, die Vorrichtung eines Motorradblinkers, diverse LED-Lampen und eine Solarpanele. Energie, die mit der Solaranlage erzeugt wird, wird in der Autobatterie gespeichert. Die Motorradblinker steuern die verschiedenen Led-Lampen, die sich abwechselnd ein- und ausschalten. Diese sind an den Zäunen des Bauernhofs seiner Familie angebracht. Seitdem haben die Löwen ihre Tiere in Ruhe gelassen.
Diese Erfindung sprach sich rum. Erst wollte eine ältere Nachbarin die “Löwenlichter”. Später kamen noch weitere sechs Bauernhöfe im Umland hinzu, die diese Technik eingesetzt haben. Für seine Kreativität und Erfindungsreichtum wurde Richard Turere mit einem Schulstipendium belohnt.