Umfrage: Großteil der deutschen Klassenzimmer lernen offline

Das Internet ist für uns mittlerweile allgegenwärtig. Es bietet Gelegenheit zum Abschalten und zur Unterhaltung. Dabei gerät häufig in Vergessenheit, welch enormes und wichtiges Bildungsinstrument Computer und Internet sind. Eine Umfrage ergab nun, dass sie in den Schulen der Bundesrepublik weitestgehend ignoriert werden. (Foto: rtr)

-von forgsight

E-Mail-Accounts für Lehrende und Lernende, endlose Archive von Zeitungsartikeln, Literatur und Medien oder gar Laptops für Mitarbeiter oder Studenten. Was im Studium oder Beruf mittlerweile fast selbstverständlich ist, ist an deutschen Schulen immer noch Mangelware, so eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Lehrerverbandes VBE.

Demnach nutzen geradeeinmal 19 Prozent der Grundschulen regelmäßig digitale Medien. Rund ein Fünftel nutze gar keine digitalen Medien. Nur sechs Prozent aller Grundschulklassen würden Tablets nutzen. An weiterführenden Schulen seien es nur elf Prozent. Von den 751 befragen Lehrern konnten immerhin gut 72% angeben, dass es an ihren Schulen einen Rechner mit Interentzugang gibt. Rund 77% können zumindest einen Rechner zur Vorbereitung des Unterrichts einsetzen. Allerdings haben 22% gar keine Möglichkeit einen Rechner in der Schule zu nutzen. Etwas besser schneiden zumindest die Berufsschulen ab. Dort verfügen immerhin 81% über schnelles Internet und 77% über einen dienstlichen Computer.

Während PCs, Tablets und Notebooks die Arbeitsgeräte Nummer 1  in Deutschland sind, trifft dies auf Schulen also nicht zu. Betroffen sind dabei nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer. Vorstöße seitens der Lehrer im Unterricht digitale Medien einzusetzen, erfolge häufig nur auf private Initiative. An eine adäquate Weiterbildung, wie man Medien effektiv im Unterricht einsetzen kann, sei nicht zu denken. Dienstliche Internetadressen boten nur die Hälfte der Schulen an und nur 42% könnten auf eine Onlineplattform zur Vorbereitung des Unterrichts oder zum Austausch mit den Schülern oder Eltern zurückgreifen.

Dabei hatte eine Arbeitsgruppe unter dem Namen “Digitale Agenda” im Rahmen der letztjährigen Koalititionsverhandlungen zwischen Union und SPD noch gefordert, dass jedes Schulkind in der Bundesrepublik ein Tablet erhalten solle. Kostenpunkt: eine halbe Milliarde Euro. Weil das teilprivate Projekt nicht genügend Geldgeber aus der Privatwirtschaft finden konnte, wurde es schließlich aus dem Koalitionvertrag gestrichen.

Von der Umsetzung so einer digitalen Agenda, ist man also meilenweit entfernt. Dies liegt zum einen an der mangelhaften technischen Ausstattung der Schulen und zum anderen auch an der Skepsis seitens der Lehrer. So halten nur 52% von ihnen die Arbeit mit dem Tablet für sinnvoll. (Spiegel-online/ forgsight)