Jazz bedient kein Massenpublikum und doch prägt er Rock und Pop genauso so stark wie Tanz und Theater. Die Jazzkünstler aber verdienen weniger als den Mindestlohn. Zu diesem Ergebnis kommt die erste Jazzstudie.
Künstler haben es auf dem Arbeitsmarkt immer schon schwer gehabt. Nicht von ungefähr spricht man auch von “brotloser” Kunst. Was aber bisher einzelne Beobachtungen waren, kann zumindest für Jazzmusiker im Lande mit belastbaren Zahlen unterlegt werden.
Köln und Berlin sind Jazz-Hauptstädte
In der erstmals durchgeführten Jazzstudie wird ersichtlich, wie sehr Jazzmusiker unterbezahlt sind. Ihr durchschnittliches Jahreseinkommen liegt bei 12.500 Euro. Rund die Hälfte der Befragten verdienen sogar weniger als 12.500 Euro – inklusive Verdienste aus nicht-musikalischen Tätigkeiten. Legt man das Mindestlohn zugrunde, dann zeigt die Studie auf, dass Jazzkünstler nicht einmal diesen Stundensatz erreichen.
Über die Verdienstmöglichkeiten hinaus zeigt die Studie noch weitere interessante Erkenntnisse auf. So zeigt sie unter anderem, dass Jazz überwiegend im urbanen Raum geschaffen wird. Köln und Berlin bilden die Jazzmetropolen, wo die meisten der Befragten leben. “Umso problematischer ist der Befund der Studie, dass insbesondere dort professionelle Musiker selten mit mehr als 50 Euro pro Auftritt nach Hause gehen.”, heißt es in der Stellungnahme der Jazz-Vertreter.
Jazzmusik subventionieren – oder nicht?
Gebhard Ullmann, Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker, fordert einen klaren kulturpolitischen Handlungsbedarf ein: „Die Studie zeigt deutlich, dass spezifisch auf Jazz ausgerichtete Fördersysteme fehlen.” Ob eine solche Intervention die gewünschten Effekte erreichen, ist fraglich. Trotzdem zeigt die Studie Handlungsbedarf auf. Die Autoren fordern, dass Spielstätten für professionelle Musiker ausgebaut werden muss. Auch sollen Jazz und improvisierte Musik in allgemeinbildenden Schulen, Musikschulen und Hochschulen eine erhöhte Bedeutung einnehmen.
Die Jazz-Studie (PDF) wurde als Online-Befragung durchgeführt, an der über 2.000 Jazzmusiker aus dem Bundesgebiet teilgenommen haben. Auftraggeber waren das Darmstädter Jazzinstitut, die Union Deutscher Jazzmusiker und die Interessengemeinschaft Jazz Berlin. Sie wurde vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim durchgeführt.