Umdenken in den deutschen Hörsälen. Dies geht zumindest aus einer neuen Studie hervor. Wo junge Leute früher noch in die risikoreiche freie Wirtschaft drängten, wollen sie nun in den sicheren Staatsdienst. (Foto:rtr)
-von forgsight
Die Unternehmensberatung EY veröffentlichte vor einigen Wochen eine Studie über die beruflichen Präferenzen junger Leute in Deutschland nach dem Studium. Das Ergebnis überrascht. Knapp ein Drittel aller Studenten sieht für sich eine berufliche Laufbahn im öffentlichen Dienst. Bei Frauen (36%) sogar mehr als bei Männern (23%). Während bei den Studentinnen Tätigkeiten in Kultureinrichtungen (24%) und der Pharmaindustrie (21 %) folgen, sehen sich die männlichen Vertreter der Zunft eher in der Autoindustrie (20%) oder in der Beratung (18%). Bei beiden folgen auf den vierten Plätzen eine weitere Karriere in der Wissenschaft. Von den leistungsstarken Studenten mit sehr guten Noten wollen jedoch nur 18% in den öffentlichen Dienst.
In die freie Wirtschaft wollen nur knapp 47 % der 4.300 Befragten. Expertinnen, wie Ana-Cristina Grohnert, Partnerin von EY, interpretieren dies als “Scheu vor der freien Wirtschaft”. Die Jobs seien “zeitaufwendig, unsicher und mit privaten Belangen schwer vereinbar”. Kriterien, die widersprüchlich sind zu den Sehnsüchten der Studentinnen und Studenten. Für sie steht ein sicherer Arbeitsplatz (61%) im Vordergrund, erst danach kommt das Gehalt (59%) und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (57%).Es liegt also eine Abkehr von den Werten der New Economy vor. Selbstständiges Arbeiten oder ein innovative Unternehmen sind nicht mehr gefragt. Es hat ein Wertewandel stattgefunden. Darunter leidet insbesondere die Finanzwirtschaft. Trotz höherer Einstiegsgehälter, streben lediglich 6% aller Studierenden eine Beschäftigung in diesem Bereich an.(faz/dtj/ forgsight)