Hochfrequenzhandel ist der neue Trend an den globalen Börsen. Innerhalb Millisekunden lässt sich Profit akkumulieren. Die hochkomplexen Transaktionen sind von Menschen nicht mehr auszuführen. Computer haben ihre Rolle übernommen. (Foto: rtr)
-von forgsight
Im Wertpapierhandel spricht man von einem Spread bei der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Dieser Unterschied ergibt sich unmittelbar nach dem Kauf- bzw. Verkauf einer Aktie. Die unglaublich hohen Gewinne akkumulieren die Händler durch hochwertige Computer, deren Programme den Weltmarkt stets im Auge behalten. Wo andere Händler schon längst ausgestiegen sind, erkennen Computer permanent profitable Aktien und Optionen, was den Preise umgehend ansteigen lässt und verkaufen diese innerhalb von Millisekunden an einer anderen Börse wieder. Die Computer scannen dabei mehrere Faktoren, wie Nachrichtenticker und kalkuliert wie sich eine Nachricht auf Aktienpreise auswirken können. Bei einer Zinssenkung wird umgehend wieder verkauft.Die Gewinne pro Aktie sind gering und der Profit beläuft sich bei wenigen Cents. Summieren sich diese Geschäfte jedoch zu mehreren Millionen täglich, lassen sich rasch Millionen-, wenn nicht sogar Millardengewinne erzielen.
Hochfrequenzhandel heißt diese Methode und sorgte erstmals vor vier Jahren für Furore, als Händler durch diesen Deal den amerikanischen Dow Jones binnen weniger Minuten um neun Prozent fallen ließen und so eine Billion Dollar verbrannt wurden. Vermeintliche Fehlkalkulationen der Computer. Bei unsicherer Marktlage jedoch kaufen die Programme ein und bremsen so den Abschwung. Dadurch entstehen bessere Preise und Vorteile für die Anleger, die weniger warten müssen und durch die ständige Arbitrage stabile Preise für Aktien und Optionen erhalten
Die einzelnen Handel sind dabei so schnell, dass sie für Menschen kaum noch greifbar sind. Es kommt auf jede Millisekunde an. Seit 2006 hat sich die Zeitspanne einer Transaktion von 21 auf 0,3 Millisekunden reduziert. Dies hat die Börsen zum Umbau der Räume gezwungen. Damit kein Händler über einen Wettbewerbsvorteil verfügt, gibt es nun separierte Datenräume, die alle den gleichen Abstand zum Server haben. Diese geographische Komponente war für den Hochfrequenzhandel bisher ein Faktor. Da es nun nicht mehr drauf ankommt, wie nah ein Computer am zentralen Server positioniert ist, gewinnt die Verarbeitungsgeschwindigkeit an Priorität. Daten sollen nun per Mikrowellen oder Laser übertragen werden, statt über Glasfaserkabel. Gegen Insiderhandel und Betrug wirken bei den meisten Unternehmen Überwachungssysteme entgegen.
Europas größter Hochfrequenzhändler Optiver ist in Amsterdam. Mit 735 Mitarbeitern das Schwergewicht in der Branche denn bei der Konkurrenz arbeiten nicht mehr als 20 Beschäftigte pro Unternehmen. Knapp die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet in der Zentrale in Amsterdam, während der Rest die Börsen auf der ganzen Welt im Blick. Sie sind nicht selbst aktiv, wie herkömmliche Broker, sondern warten und beobachten die Computer. Je effizienter dies geschieht, desto höher der Profit. Daher erfreuen sich Physiker, Mathematiker und Informatiker besonderer Beliebtheit bei den Unternehmen und nicht mehr die üblichen Volks- oder Betriebswirte. Nur die besten werden genommen. Je jünger desto besser, das sie in den Unternehmen weiter ausgebildet werden. Das Durchschnittsalter in der Branche liegt zwischen 25 und 35 Jahren. Die Gehälter fürstlich mit mehr als 100.000€ pro Jahr plus Boni. Dabei handeln die Unternehmen nicht im Auftrag von Kunden, weshalb sie die Öffentlichkeit scheuen. Das Geld stammt von den Eigentümern und Mitarbeitern.
Die hohen Investitionen in Technik und Personal stellen die Unternehmen jedoch vor enorme Herausfoderungen. Außerdem profitieren Hochfrequenzhändler von Schwankungen an der Börse, also wirtschaftlichen Krisenzeiten. Optiver allein erzielte 2008 nach der Pleite der Lehman-Brothers einen Gewinn von 300 Millionen Euro. Die wirtschaftliche Stabilität, lassen die Unternehmen des Hochfrequenzhandels dicht machen. So können sich dauerhaft nur fünf bis sechs globale Firmen halten. Zudem bereitet den Führungsetagen eine mögliche Finanztransaktionssteuer Kopfzerbrechen. (faz/ forgsight)