Happiness: Weniger Facebook, mehr Lebensfreunde?

Facebook ist ein Megaprojekt, das die Welt vernetzt. Doch ein Experiment aus Dänemark zeigt, dass es die Menschen unglücklicher macht. Hand aufs Herz: Wie geht es Ihnen? 

Im August meldete der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, stolz, dass eine Milliarde Menschen weltweit gleichzeitig auf Facebook online waren. “Und das ist erst der Anfang.” verkündete er. Im Monat davor teilte das Unternehmen mit, dass Facebook bereits 1,49 Milliarden Nutzer hat. Davon nutzen 986 Millionen das soziale Netzwerk täglich. 844 Millionen griffen auf ihr Profil mit mobilen Endgeräten zu.

Die Welt vernetzen

Mark Zuckerberg möchte aber weitergehen. Etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung haben keinen Internetzugang. Das ist schlecht für die Ziele des Unternehmens, dessen Leitbild “connecting the world” heißt. So reist Zuckerberg persönlich durch ausgewählte Länder und spricht mit ihren Regierungen. Unter der Projektwebsite www.internet.org werden Projekte vorgestellt, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Wie wichtig Facebook dieses Ziel ernst nimmt, kann auch daran erkannt werden, dass jeden Dienstag die Internetgeschwindigkeit in der Facebook-Zentrale auf 2G verlangsamt wird. Denn das ist das Geschwindigkeitsniveau, mit dem die Menschen in Indien ins Internet gehen. So sollen die Entwickler mehr Empathie für ein Land entwickeln, das die zweitgrößte Einwohnerzahl der Welt beheimatet.

Auch Facebook: Shitstorms, Stalking, Hasspostings

Doch Facebook hat Schattenseiten. Wo Menschen sich begegnen und sich vernetzen, dort können neben Freude und Glück auch Reibungen entstehen. Shitstorms gegen Politiker, Hasstiraden gegen ethnischen und religiöse Gruppe, Stalking von Freunden und Verwandten, nervenzehrende Debatten über gesellschaftspolitische Ereignisse und vieles mehr. Das Soziale Netzwerk ist zu einem einzigen großen Facebook-Parlament geworden, in dem die Mitglieder über alles und jeden ungehalten reden und streiten können.

Die Denkfabrik “Happiness Research Institute” aus Dänemark hat jetzt untersucht, wie groß der Effekt von Facebook auf die Lebensfreunde der Menschen ist. Zum Experiment gehörten 1.095 Menschen, von denen nahezu alle jeden Tag Facebook nutzten. Die eine Hälfte wurde angewiesen, eine Woche lang auf Facebook zu verzichten. Die andere Hälfte sollte weitermachen wie bisher. Nach einer Woche wurden alle Teilnehmer nach verschiedenen Aspekten der Lebenszufriedenheit befragt.

Höhere Zufriedenheit ohne Facebook

Das Ergebnis: Die zeitweiligen Facebook-Aussteiger gaben im Durchschnitt eine höhere Lebenszufriedenheit als die Kontrollgruppe an. Auch ihre Konzentrationsfähigkeit habe sich gebessert, das Stressempfinden sei gesunken und das Bewusstsein für “Hier und Jetzt” wurde gestärkt. Insgesamt kommen die Autoren zum Schluss, dass 39% der Facebook-Nutzer in ihrem Experiment sich weniger glücklich gefühlt haben.

Facebook ist ein Zivilisationsprojekt, aber es muss scheinbar noch stärker daran arbeiten, das subjektive Glücksempfinden seiner Nutzer zu verbessern.