Bewerbungen ohne Fotos sind heikel und Bewerbungsverfahren ohnehin ungerecht. Nicht selten wird bei Bewerbungen zwischen Hochschulabsolventen und Geringqualifizierte unterschieden.
-von forgsight
Seit mehreren Jahren wird nicht nur in Deutschland versucht, die Gleichberechtigung bei Bewerbungen zu optimieren und die Diskriminierung zu beseitigen. Verschiedene Ansätze werden heiß diskutiert. Erste Unternehmen setzen diese ein. Auf der einen Seite gibt es Unternehmen, die diese Methode zweifelsfrei befürworten, andere sind der Meinung, dass diese Lösungsansätze nicht realistisch sind.
Ulf Rinne forscht am Institut der Zukunft der Arbeit in Bonn. Laut dem Forscher sei die Gleichberechtigung beim Auswahlsverfahren je nach Unternehmen und Verfahren unterschiedlich. Viele Bewerbungsverfahren seien zudem auch noch „ungerecht“. Es herrsche eine Diskriminierung zwischen den Bewerbern. Hier werde zwischen den vorgewiesenen Abschlüssen unterschieden. Demnach sei die Diskriminierungsrate zwischen Hochschulabsolventen und Geringqualifizierten bedeutend hoch. Noch drastischer sei diese Zahl bei Ausbildungberufen.
Eine Gruppe, die besonders von Diskriminierung betroffen ist, sind Frauen, Bewerber mit Migrationshintergrund, Behinderte und Ältere. Doch die geringe Chance auf eine Einstellung bei gleicher Qualifikation der Bewerber dieser Gruppe sei kein Einzelfall und weltweit vertreten.
Vorurteile spielen bei Bewerbungen immer noch große Rolle
Die Forscher an der Universität Konstanz fanden bei einer Studie heraus, dass die Chance auf eine Gesprächseinladung bei Bewerbern mit türkischen Namen um 14 Prozent geringer sei. Laut Rinne sei die schriftliche Bewerbung die „kritische Stufe“, denn hier würden die „Vorurteile eine stärkere Rolle“ spielen.
Ein Unterschied lässt sich nach Rinne auch zwischen großen und kleinen Unternehmen erkennen. Große Unternehmen setzten auf Diversity und würden soziale Vielfalt bevorzugen. Bei kleineren Unternehmen sei Diskriminierung eher der Fall.
Eine gute Lösung gegen Diskriminierung stellen zum Teil anonymisierte Bewerbungsverfahren dar. Eine Bewerbung ohne Bild und Namen lässt erst keine Vorurteile zu. Der Bewerber hat eine größere Chance zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Laut Rinne sei es auch essentiell bei einer Bewerbung gut über das Unternehmen informiert zu sein. Rinne betont, dass „kein perfektes Verfahren“ existiert um die „Qualifikation vielfältig und absolut fair“ einschätzen zu können.
Immer mehr Einwandererkinder gefragt
Allerdings steigt das Interesse an in Deutschland geborenen Einwandererkindern in verschiedenen Unternehmen immer mehr. So lud der deutsche Außenminister Steinmeier Studenten mit Migrationshintergrund ins Auswertige Amt. Besonders Einwandererkinder seien hier gefragt. Außerdem betonen verschiedene deutsche Journalistenverbände, wie wichtig so genannten “Neudeutsche” in dieser Branche seien. So betonte Bernd Lammel, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Journalistenverbanden Berlin, bei einer journalistischen Fortbildung, dass der Hintergrund dieser Menschen im Vordergrund stehen sollte. “Wir sind auf sie angewiesen und sie auf uns.” (forgsight/ zeit-online)