Disney-Prinzessinen brauchen keine Männer mehr

Auch das Bild von Disney Prinzessinnen verändert sich. Egal ob in „Die Eiskönigin“, in „Maleficent” oder im neuen Pixar Film „Inside Out” – die Disney-Prinzessinen von heute sind taffe, unabhängige Frauen! Romantik kommt hier erst an zweiter Stelle. (Foto: rtr)

-von DTJ-ONLINE

Rapunzel erschlägt ihren Geliebten mit einer Bratpfanne, Dornröschen erwacht durch den Kuss der bösen Fee und die Eiskönigin rettet ihre Schwester durch ihre Liebe. Männer spielen hier nur die Nebenrolle. Das sind die Disney-Prinzessinen von heute: taffe, unabhängige Frauen! Romantik kommt hier erst an zweiter Stelle. Die Filmemacher, die durch ihre eigenen Töchter inspiriert werden, wollen den jungen Mädchen von heute eine andere Lebensperspektive vermitteln.

„All die Disyney-Heldinnen, die Prinzessinnen, sind ein Produkt ihrer Zeit“, sagte Linda Woolverton, die „Malificent“ schrieb. „Die Prinzessinnen, die in den 1940ern und 50ern entstanden, zeigten andere Seiten, die ein perfektes Mädchen zu erfüllen hatte: Das liebe Mädchen, das sang und tanzte während es kochte und putzte. Doch heute sind wir nicht mehr so. Wir lassen uns nichts mehr gefallen!“

Woolverton reflektiert diesen neuen Gedanken in ihrer Arbeit. Sie dachte an die Liebe zu ihrer Tochter während sie den „Wahren Kuss der Liebe“ in „Maleficent“ schrieb. „Diese Liebe unterscheidet sich von der romantischen Liebe“, sagte sie, „und es wäre viel mächtiger den Zauber durch diese Art der Liebe zu brechen.“ Don Hahn, ein leitender Produzent von „Malificent“ sagte, dass es „absolut unangemessen” wäre eine moderne Dornrösschen-Geschichte zu zeigen, die auf einen Prinz Charming reduziert werden würde. „Wir können keinen Film auf die Leinwand bringen, wo die Protagonistin fast den ganzen Film über schläft und am Ende durch den Kuss eines Mannes erwacht, der ihr somit sagt: ‘Ok du kannst jetzt dein Leben beginnen’. Solch eine Geschichte möchte ich meiner Tochter nicht erzählen.“

Charaktere, mit denen man sich identifiziert

Jennifer Lee dachte ebenfalls an ihre Tochter, als sie die Geschichte zu „Die Eiskönigin“ schrieb. Sie wollte Charaktere kreieren, mit denen man sich identifizieren kann. Die Verbindung zwischen der beiden Schwestern in dem Film sollte stärker sein als die zwischen einer Frau und einem Mann. Lee wollte außerdem wahre Mädchen in ihrer Geschichte reflektieren, deshalb mussten typische Prinzen erst einmal zurück bleiben.

Obwohl sich Anna anfangs in einen Prinzen verliebt, wird sie, wie Elsa, durch familiäre Liebe motiviert und angetrieben. Anfangs handelte es sich bei diesen beiden Charakteren nicht um Prinzessinnen, so Lee. „Wir entschieden uns später dafür, um Druck auf sie auszuüben. Prinzessin zu sein, bedeutete in diesem Fall Verantwortung für ein komplettes Königreich zu übernehmen.“

Auch in dem neuen Disney, der 2015 erscheinen soll, spielt ein junges Mädchen die Hauptrolle. „Moana“ ist eine Abenteurerin in dem neuen Animationsfilm. Autor und Regisseur des Films Pete Docter sagte, dass seine Tochter ihn zu diesem Pixar-Film inspirierte, welcher von einem jungen Mädchen handelt, das aus den Gefühlen in ihrem Kopf reift und dazu lernt. Die Geschichte hat nichts mit Romanze zu tun, so der Regisseur. „Dies gehört nicht zur Geschichte meiner Tochter. Diese Geschichte hat mit Erwachsenwerden zu tun.“

Ziele jenseits von Romanze

Hahn berichtete von einigen Sorgen unter den Produzenten. „Wir fragten uns, was die Disney-Fans denken werden, da der Prinz in den Filmen eigentlich nicht fehlen durfte. Doch die Idee, die dahinter steckt, zeigt, dass dieser nur ein Bestandteil deines Lebens ist.“

Lee erhofft sich mehr unabhängige Mädchen auf dem Bildschirm zu sehen mit Zielen, die über Romanze hinaus gehen. Dies werde dabei helfen, den Druck von Mädchen zu nehmen, die glaubten das ideale Frauenbild annehmen zu müssen. „Je mehr wir wahre Charaktere erschaffen, die morgens zerzaust aufwachen und etwas tollpatschig sind, umso weniger müssen wir uns Gedanken über das perfekte Frauenbild machen“ , sagte sie.

Auch Woolverton erwartet mehr realistische und starke weibliche Charaktere, da immer mehr Frauen die Rolle der Autoren und Regisseuren übernehmen. „Natürlich stellen sich Künstlerinnen selbst als Protagonistinnen dar.“ Hahn gaubt, dass sowohl Mädchen als auch Jungen von unabhängigen Frauencharakteren profitieren. „Es zeigt, dass man als Mann kein Ingenieur oder ein Wissenschaftler sein muss und als Frau keine großartige Köchin, die gleichzeitig ihre Kinder erzieht.“

Sollte es mit den Disney-Filme so weiter gehen, so kann man sich in der Tat darauf verlassen, dass aus den jungen Mädchen, die immer davon träumten Disney-Prinzessinnen zu sein, starke und selbstbewusste Frauen werden, die wissen, dass es viele Arten von Liebe gibt, die uns auf unserem Weg begleiten und dass es weit mehr Aufgaben im Leben gibt, als den idealen Prinzen zu finden.