Scott Gallaway, Professor für Marketing an der New Yorker Universität, hat in München über die Zukunft der „Vier Reiter der Digital Economy„, Amazon, Apple, Facebook und Google, referiert. (Foto: Samykolon)
Galloways Vortrag beginnt stürmisch, indem er erklärt, dass er in 900 Sekunden stolze 90 Folien über den Bildschirm jagen werde, so dass sich die Zuschauer besser anschnallen sollten. Er und sein Team bei der New York University (NYU) haben einen Algorithmus entwickelt, der mehr als 800 Daten in den vier Dimensionen der Webseite, des Digitalen Marketings, sozialer und mobiler Charakter untersucht. Diesen Algorithmus haben sie bei 1.300 Marken angewandt und die Gewinner und Verlierer der Digital Economy ermittelt. Die Forscher sehen sich selbstironisch als „trainspotter“, also Leute, die sich mit belanglosen Dingen auseinandersetzen.
Galloway argumentiert, dass es genauso wichtig sei über Verlierer auf dem schnelllebigen digitalen Marktplatz zu sprechen wie über die Gewinner. Er sieht Apple und Facebook als Gewinner und Amazon und Google als Verlierer der Studie. Als Gewinner bezeichnet er solche, die es schaffen, ihren Einfluss und Wert zu vergrößern, wohingegen Verlierer die seien, denen es umgekehrt ergeht. Seine Bewertung ist dabei relativ: Jeder dieser „Riesen“ könnte in den nächsten zehn Jahren verlieren und dennoch unfassbar wichtig sein. Sie seien alles „großartige Unternehmen“ und er hebt hervor, dass die vier genannten Unternehmen so dominant seien, dass ihr addierter Börsenwert größer sei, als das Bruttoinlandsprodukt von Südkorea (1,3 Billionen US-$). Sie haben einen Börsenwert von 5 Millionen US-$ pro Angestellten.
Apple und Facebook als Gewinner
Apple sei laut Galloway ein Gewinner, da man sowohl bei den Online- als auch bei den Applestores sehr dominant ist. Das Konzept sei vertikal und global. Das Unternehmen könne gestärkt aus der Zukunft hervorgehen, da die Chance bestehe zu einer globalen Luxusmarke zu werden. Reiche Leute auf der ganzen Welt würden die selben Dinge bevorzugen und Apple habe alles, was eine Luxusmarke benötige: Kunstfertigkeit, einen ikonischen Gründer, einen außergewöhnlichen Preispunkt, ausdehnende Gewinnspanne, vertikale Vertriebskontrollen und habe einen großen Wiedererkennungswert. Damit sei man auf dem besten Weg zur größten Luxusmarke zu werden, auch mithilfe der früheren CEOs von Burberry und Yves Saint Laurent, Angela Ahrendts und Paul Deneve. Die iWatch – das jüngste Produkt aus dem Hause – diene als bestes Beispiel: Laut Prognosen werde kein anderes Unternehmen der Welt 2015 so viele Uhren absetzen, wie Apple.
Facebook hingegen sei laut Galloway die Plattform im Internet, auf der die Menschen aller Altersklassen am meisten Zeit verbringen würden. Berichte über Facebooks allmählichen Niedergang seien Quatsch. Es habe in Europa einen hohen Erfolg, wo 90% der Nutzer sozialer Plattformen Facebook bevorzugen würden. Facebook besitze die Fähigkeit Nutzer zu identifizieren und sich je nach Präferenzen dieser anzupassen. Eine Fähigkeit, die in der Form sonst nur Google besitzt. Erfolgreich wurde eine Lockvogelstrategie für andere Unternehmen angewandt, damit diese in Facebook-Communities investieren und dann für den Zugang bezahlen mussten. Galloway befürwortet den Kauf von Instagram und Whatsapp. Instagram sei die am größten anwachsende soziale Plattform der Welt.
Galloways Verlierer: Google und Amazon
Galloway sieht zwei wesentliche Entwicklungspunkt bei Amazon, die sich negativ für den Onlinehändler auswirken können. Einerseits, sei die Tatsache, dass Amazon ein Onlinehändler ist, ein Nachteil, da Galloway die Zukunft im Multikanal-Handel sieht, also wie bei Apple, wo man sowohl bequem von zu Hause aus einkaufen kann als auch in jeder Großstadt einen Händler vor Ort hat. Der „Ein-Kanal-Handel“ werde auf Dauer verschwinden. Komischerweise habe ein Umdenken stattgefunden und der Kunde das klassische „echte“ Warenhaus wieder für sich entdeckt. Diese hätten die Zeichen der Zeit erkannt und die Preise ebenfalls angepasst sowie eine sofortige Verfügbarkeit von Produkten ermöglicht. E-Commercer, wie Fab.com, Gilt und Net-a-porter hätten in jüngster Vergangenheit in den USA Insolvenz angemeldet, wohingegen etablierte Warenhäuser, wie Macy’s Erfolg gehabt hätten, weil sie beides ausgebaut hätten: den Handel im Internet und vor Ort. Die andere Entwicklung sei der kostenlose Versand, welcher nicht nachhaltig und letztendlich eine Abwärtsspirale sei.
Google habe ebenfalls mehrere Schwachstellen. Obwohl Google im Bereich der Suchmaschinen Marktführer sei, drängten andere Unternehmen in Googles sonstige Marktbereiche. Facebook habe mittlerweile 1 Milliarde Suchanfragen pro Jahr im Gegensatz zu den 3 Milliarden von Google. Außerdem liefen zwei Drittel der Suchen von Produkten über Amazon. Zwischen den Suchkapazitäten für Mobilgeräte und Computer immer noch Welten. Mit Google Glass und Google+ seien zwei Premiumprodukte von Google massiv gescheitert. Letzteres bezeichnet Galloway sogar schon als tot.