Deutsche Arbeitgeber agieren kurzsichtig. Sie fürchten den Fachkräftemangel, bereiten sich aber kaum darauf vor. Das belegt eine Studie des Arbeitsministeriums. Nur etwa jeder siebte Betrieb plant für länger als drei Jahre. (Foto: rtr)
-von forgsight
Lieber klagen als planen: Das ist offenbar die Devise vieler Arbeitgeber in Deutschland, so lautet es in dem folgenden Artikel aus dem SPIEGEL. Jeder zweite Personalverantwortliche klagt über den Fachkräftemangel, aber nur etwa jeder siebte plant seine Personalentwicklung länger als drei Jahre in die Zukunft.
Das hat eine großangelegte Studie des Bundesarbeitsministeriums und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergeben, die heute in Berlin vorgestellt wird. Die Ergebnisse liegen dem SPIEGEL bereits auszugsweise vor.
Von den 1219 befragten Personalleitern sagten 60 Prozent, sie erwarteten in den nächsten zwei Jahren einen Fachkräfteengpass in ihrem Betrieb. Hohe Lohnkosten, hohe Fehlzeiten und Überalterung wurden auch als mögliche Personalprobleme genannt, aber jeweils nur von rund 25 Prozent der Befragten.
Ein Instrument, um Fachkräfteengpässe zu vermeiden, sei eine vorausschauende Personalplanung, so die Autoren der Studie. Insgesamt haben fast zwei Drittel der Firmen einen Personalplan.
Nur 22 Prozent der Betriebe mit einem Personalplan haben diesen für mehr als drei Jahre ausgearbeitet. Bezogen auf die Zahl aller Firmen ist das nur rund jede siebte.
Als Strategie im Wettkampf um die begehrten Talente nannte jeder dritte Personalchef Social Media. Betriebe, die Fachkräfteengpässe erwarten, nutzen mit 20 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Plattformen wie Twitter, Facebook, Xing oder LinkedIn, um Bewerber zu finden. Jeder zehnte Betrieb rekrutiert außerdem Fachkräfte im Ausland.
Um die Mitarbeiter nicht an die Konkurrenz zu verlieren, setzen zwei Drittel aller Betriebe auf Mitarbeitergespräche – was bei den Angestellten offenbar gut ankommt. Für den zweiten Teil der Studie wurden 7508 Arbeitnehmer befragt. In den Firmen, in denen Mitarbeitergespräche geführt werden, waren die Angestellten engagierter und zufriedener und fühlten sich der Firma stärker verbunden. Mehr als 40 Prozent der Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern möchten mehr Frauen in Führungspositionen haben. Um das zu erreichen, setzen die Firmen vor allem auf flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeit für Führungskräfte und spezielle Weiterbildungsangebote.