Braucht Deutschland ein Einwanderungsmuseum?

Heute, im Jahr 2014, besitzen ein Fünftel der Gesamtbevölkerung einen sogenannten Migrationshintergrund. Daher wird es Zeit, die Geschichte Deutschlands als Einwanderungsland aufzugreifen und in einem Museum zu verewigen. (Foto: rtr)

-von forgsight

Die deutsche Migrationsgeschichte begann bereits in den 1880er Jahren, da der Bedarf nach Arbeitskräften in Deutschland anstieg. Von da an fanden immer wieder Einwanderungswellen nach Deutschland statt. Die Migrationsbewegungen waren von Zwangswanderung, Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte nach dem 2. Weltkrieg als auch Aussiedler- und Asylwanderung geprägt. Jedoch begann erst in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein Umdenken und die bis dahin entwickelte Einwanderungssituation wurde wahrgenommen und akzeptiert.

Der leitende Redakteur des Tagesspiegels, Malte Lehming, macht in seinem Artikel: “Deutschland braucht ein Einwanderungsmuseum” darauf aufmerksam, dass Länder, wie die USA und Kanada, die historischen Ereignisse der Zuwanderung in ihr Land in mehreren Museen zum Thema gestellt haben, da sie ein wichtiger Bestandteil für die Entwicklung ihres Landes und im Besonderen für ihre Bevölkerung darstellen. Beispielsweise das Ellis Island Immigration Museum in New York, bietet für Nachfahren von Einwanderern die Möglichkeit in dem elektronischen Archiv über Vorfahren zu recherchieren.

Daher stellt sich für Lehming die Frage, aus welchem Grund bisher in Deutschland noch kein Einwanderungsmuseum eröffnet wurde, da es durch seine Einwanderungsgeschichte sehr stark geprägt ist. Christoph Stölzl, der Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums und heutiger Präsident der Musikhochschule in Weimar sagte in einem Interview, dass er bezweifle, dass ein Museum die richtige Form ist und die richtige Methode, um dieses Thema noch bekannter zu machen und das Thema möglicherweise über eine Online-Plattform besser vermittelt werden könne. Des Weiteren gäbe es viele Konflikte über die Thematik der Ausstellungen und die Finanzierung eines solchen Vorhabens.

Deutschland hat bereits eine Art Einwanderungsmuseum

Jedoch gibt es bereits ein Archiv, das zuweilen auch als Museum fungiert. Das „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.“ oder kurz DOMiD genannt wurde von vier, aus der Türkei stammenden, Migranten aus dem Wunsch heraus, die Einwanderungsgeschichte Deutschland darzulegen, im Jahr 1990 gegründet.

Die Sammlung bezieht sich auf die Zeit des ersten Anwerbeabkommens in den 1950er Jahren. Die Besucher können in der Bibliothek und den Archiven frei recherchieren und Eindrücke über die Zeit der Einwanderungswelle der Gastarbeiter gewinnen. Das Archiv umfasst Publikationen, Filme, Fotografien, Tonbandaufnahmen, Flugblätter und andere Ausstellungsstücke, die die Migration und ihre Auswirkung auf Deutschland begreifbar machen. Derzeit arbeitet das DOMiD zusammen mit dem LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum arbeitet an einer Ausstellung, mit dem Schwerpunkt „Fußball und Migration“, die im Sommer 2015 in der Zeche Hannover in Bochum der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.

Das DOMiD ist Vorreiter der Einwanderungsmuseen in Deutschland einen interessanten Ansatz bei der Aufbereitung der Wanderungsgeschichte der 1950er Jahre. Allerdings wäre es wünschenswert die gesamte Einwanderungsgeschichte Deutschlands ab dem 19. Jahrhundert in einem Museum zu verewigen und für die Gesamtbevölkerung auszustellen. Denn sie ist ein Teil unserer Geschichte und wird auch weiterhin die Bevölkerung in Deutschland prägen. (tagesspiegel/dtj/forgsight)