Obwohl so viele Ausbildungsplätze existieren, finden viele junge Menschen keinen Ausbildungsplatz. Die Länderstudie der Bertelsmann-Stiftung bringt etwas Licht in die Sache. (Foto: Chemie-Verbände Baden-Württemberg)
Im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung haben Wissenschaftler des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI), der Georg-August-Universität Göttingen und des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) untersucht, wie es um die berufliche Bildung in Deutschland bestellt ist.
Eine wesentliche Besonderheit der Studie besteht darin, dass insbesondere Bundesländer als politische Einheiten und sozioökonomische Räume betrachtet wurden. Auf diese Weise konnten die Forscher nicht nur die Situation in den einzelnen Bundesländern betrachten sondern auch die Vergleiche zwischen diesen anführen.
Starkes Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland
So wird in der Studie festgestellt, dass zwischen Ost- und Westdeutschland ein sehr starkes und zwischen Süd- und Norddeutschland ein schwaches Gefälle existiert. In der Studie resümieren die Autoren, dass im “Zeitraum zwischen 2007 und 2013 [..] die Differenz zwischen dem Land mit der höchsten und der niedrigsten Angebots-Nachfrage-Relation um 7 Prozentpunkte von 13 auf 20 Prozentpunkte” sich erhöht hat. “Die Ungleichheiten zwischen den Bundesländern nehmen im Zeitverlauf also eher zu als ab.”, heißt es im Fazit des Ländermonitorings.
Insgesamt wird festgestellt, dass der Ausbildungsmarkt sich entspannt. Allerdings rührt diese Entwicklung weniger durch steigende Ausbildungsaktivität der Wirtschaft sondern durch Verringerung der Nachfrage durch die jungen Menschen. Seit 2007 ist die Zahl der Bewerbung um Ausbildungsplätze von 756.000 auf 613.000 Bewerbern gesunken. Das ist eine Verringerung von 19%. Auch die angebotenen Ausbildungsplätze verzeichnen einen Rückgang von 13%. Das sind 563.000 von einst 644.000 Ausbildungsplätzen.
Starke Beeinträchtigung der Chancengleichheit
Die Studie bietet auch wenig Schmeichelhaftes, was die Chancengleichheit anbelangt. “Bei der Analyse der Chancengerechtigkeit, die sich aufgrund der Datenlage auf die drei Merkmalskategorien Schulabschluss, Staatsangehörigkeit und Geschlecht konzentriert”, führen die Autoren an, “zeigen sich im Ergebnis wesentliche Beeinträchtigungen der Chancengerechtigkeit.”
Bewerber mit maximal Hauptschulabschluss haben genauso geringe Chancen auf dem Ausbildungsmarkt wie ausländische Jugendliche. “In Bremen, Hamburg und Hessen sind die Unterschiede zwischen Deutschen und Ausländern mit jeweils über 25 Prozentpunkten zuungunsten von Ausländern besonders groß.” Auch in der Dimension Geschlecht gibt es Unterschiede, diese beziehen sich jedoch auf Präferenzen. Während junge Männer eine duale Ausbildung vorziehen, strebt ein Großteil der jungen Frauen eine vollzeitliche Ausbildung an.
In einer Stellungnahme beklagt die Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf der Grundlage der Studie, dass “Betriebe [..] nicht über fehlende Fachkräfte und unbesetzte Ausbildungsplätze jammern” dürfen und fordert daher eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen.