Vielleicht, vielleicht auch nicht

Im deutschsprachigen Raum wurde immer wieder versucht ein Schlagbegriff zu finden, der eine Generation beschreiben soll. Von “Babyboomern”, über “Generation Golf” bis hin zu aktuellen Deutungen, wie der “Generation Praktikum”, “Generation doof” usw.. Ein soeben erschienenes Buch von Oliver Jeges beschreibt nun in seinem gleichnamigen Buch die “Generation Maybe”. (Foto: Willem Poelstra / Hollandse Hoogte / Laif)

-von forgsight

Jeges, Jahrgang ‘82, spannt seine Idee aus einem, vor zwei Jahren in der Welt erschienenen Artikel, weiter über eine unentschlossene Generation junger Erwachsener im Alter zwischen 20 und 35 Jahren, die sich im “Entweder-oder verrannt” hätten. Was diese Generation einzig vereint, sei das Fehlen einer “gemeinsamen Eigenschaft”.

Bezeichnend seien unter anderem, dass diese Generation zwar nicht unpolitisch sei, sich jedoch in kein bestimmtes politisches Spektrum drängen lässt, geschweige denn aktiv am politischen Leben partizipiert oder gar offen die Diskussion zu suchen, obwohl man sich bemühe trotzdem politisch korrekt zu sein. So ernährt man sich manchmal auch vegetarisch oder vegan, macht aber keine Ideologie daraus und ganz auf Fleisch verzichten will man auch nicht. Man passt sich eben an. So auch im Berufsleben: Gut ausgebildet, fleißig, vielseitig interessiert, aber es fehlt am letzten Quäntchen Ehrgeiz, dass man bereit ist zu geben, weil einem die “Work-Life-Balance” mindestens ebenso wichtig ist, wie Bildung und Beruf. Häufig haben diese jungen Leute deshalb auch keine feste Arbeitsstelle, beziehungsweise betätigen sich vielseitig im Berufsleben, weshalb sich eine gewisse eigene Leistungsskepsis schon viel früher einstellt. Sprach man früher noch von “Midlife-Crisis”, spricht man heute schon von der “Quarter-Life-Crisis”

Obwohl von Jeges nicht erwähnt, sind solche Eigenschaften in der öffentlichen Debatte durchaus nicht fremd, da sie vielen auch von der so genannten “Generation Y” (auf englisch ausgesprochen “why”, also “warum”) teilt, allen voran die gemeinsame Altersstruktur. Das Jugendwort des Jahres 2012 “YOLO” als englische Abkürzung für “Man lebt nur einmal”, kann also als Motto einer skeptischen Generation verstanden werden, die durchaus kritisch hinterfragt bevor sie sich den gesellschaftlichen Zwängen hergibt. Die Journalistin Ursula Kosser erkennt ein “stilles Aufbegehren”: Freizeit ist mindestens genauso wichtig geworden, wie ein guter Job oder eine gute Ausbildung, wohingegen Jeges eher eine gewisse Ratlosigkeit für das unentschlossene Handeln seiner Generation ausmacht. Es herrscht also eine Konkurrenz zwischen der “Generation Me” und der Generation “We”.

Eindeutig zu definieren welche Generation denn nun vorherrscht, ist jedoch schwierig. Wie der Politologe David Bebnowski in seiner Studie “Generation und Geltung” zeigt, sei die öffentliche Wahrnehmung von dem, was eine Generation ist, die Verflechtung von gemeinsamen Handlungen und Ereignissen. Dies kann je nach Perspektive variieren, so dass sich die einzelnen Generationen schnell abwechseln können (von der Generation iPhone zur Generation iPod etc.)(NZZ/Welt/dtj/forgsight)