Künstliche Intelligenz: Menschen können das Niveau der Maschinen übertreffen

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Künstliche Intelligenz: Menschen können das Niveau der Maschinen übertreffen

Juli 17, 2017
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Digitalisierung,Robotik,Technologie

Werden Maschinen die Fähigkeiten von Menschen übertreffen? Für Gero Presser, Experte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und Mitglied der Geschäftsführung eines Dortmunder IT-Unternehmens, ist die Entwicklung noch offen. Dabei könnten Menschen die Maschinen übertreffen, führt er als mögliches Szenario im exklusiven Interview für forgsight.com an.

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Es steht außer Frage: Dr. Gero Presser ist ein Dortmunder Junge. Zwar ist er in Frankfurt geboren, seine Eltern sind nach Dortmund gezogen als er zwei Jahre alt war. Er liebt das Ruhrgebiet und ist in dieser Region “sehr glücklich”, wie er im Gespräch mit forgsight.com ausdrücklich betont. “Ich schätze den Menschenschlag im Ruhrgebiet: sie sind offen, ehrlich und integer.

Sein eigentliches Karriereziel war die Wissenschaft. “Für mich war klar, dass ich eines Tages Uni-Professor werde.” Doch es sollte für den Familienvater von zwei Kindern anders kommen. Er hat zur Entscheidungstheorie promoviert, nachdem er Informatik und Naturwissenschaft an der Technischen Universität Dortmund studierte. “Die Entscheidungstheorie ist ein Bereich, der hängt zwischen allen Welten. Bereits da habe ich gemerkt, dass ich in der Welt der Theoretiker der Pragmatiker war. Theoretiker lieben komplette und globale Optima. Eine reale Welt mit beschränkten Ressourcen kann man allerdings nie exakt modellieren. Das war für mich der Wiedereinstieg in die pragmatische Realität der Praxis.”

 

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Gemeinsam mit Dr. Norbert Jesse und Dr. Thomas Biskup gründete Dr. Presser 2001 den IT-Dienstleister Quinscape GmbH. Heute zählt das Dortmunder Unternehmen über 140 Mitarbeiter und erhielt in den vergangenen Jahren mehrere Auszeichnungen: Global Partner of the Year von BI-Anbieter Talend, Finalist des Dortmunder Wirtschaftspreises, bester Partner von Intrexx – und dreifacher Arbeitgeber des Jahres im Wettbewerb “Great Place to Work@”.

Im Gespräch mit forgsight.com, dem Innovations-Magazin für Manager, spricht er über Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, datengetriebene Geschäftsmodelle – und darüber, welche Fähigkeiten Unternehmen in den nächsten fünf Jahren aufbauen müssen.

forgsight.com: Welche heutigen Technologien werden die Welt von morgen verändern?

Es ist immer schwierig, verlässliche Prognosen zu geben. Was aber aus meiner Sicht nicht mehr von der Hand gewiesen werden kann, ist die wachsende Fähigkeit von Maschinen.

forgsight.com: Ist das nicht entfernte Zukunft, vielleicht sogar Science Fiction?

Das mag auf den ersten Blick so wirken, aber ganz so einfach von der Hand zu weisen ist es nicht. Man kann recht objektiv sagen, dass die Fähigkeiten von Maschinen im Zeitablauf schneller wachsen als diejenigen von Menschen, insbesondere fallen Maschinen nicht zurück. Das, was Maschinen können, wird kontinuierlich mehr.

Credit: futureorg Institut/forgsight.com

Dr. Gero Presser ist Mitglied der Geschäftsführung von Quinscape GmbH mit Sitz in Dortmund. Der Anbieter von Softwarelösungen beschäftigt über 150 Mitarbeiter und ist als „bester Arbeitgeber“ mehrfach ausgezeichnet worden. Mehr Info: www.quinscape.de

Also werden Maschinen eines Tages die Menschen übertreffen?

Das ist aus meiner Sicht noch ein offener Prozess. Wenn man die Fähigkeiten von Mensch und Maschine als Kurven extrapoliert, dann stellt sich tatsächlich eine Kernfrage: Bleibt die Kurve von Maschinen dauerhaft unterhalb derjenigen von Menschen oder übertrifft die Leistungsfähigkeit von Maschinen ab einem Zeitpunkt diejenige von Menschen?

Was schätzen Sie?

Jede Diskussion darüber wäre zu diesem Zeitpunkt eine Philosophische. Aber man kommt nicht umhin zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit Maschinen lernen und ihr Können ausbauen. In der Vergangenheit sind viele einfache Meilensteine in der Entwicklung der Maschinen gefallen.

Können Sie dazu konkrete Beispiele nennen?

Früher war ein Metapher für menschliche Intelligenz das Schachspiel. Das hat man inzwischen über Bord geworden, als man festgestellt hat, wie schnell Maschinen mit Algorithmen das Spiel gelernt haben. Damals war man glücklich, sagen zu können, dass Maschinen viele Dinge des Alltags nicht beherrschen können, die uns Menschen leicht fallen, wie beispielsweise Sprache oder Bilder erkennen.

Naja, Spracherkennung und Bilderkennung, ja sogar Gesichtserkennung gehören inzwischen zu den selbstverständlichen Fähigkeiten meines Smartphones.

Ja, genau! Darauf möchte ich hinaus. Auch diese Momente des Übergelegenheitsgefühls fallen aktuell reihenweise weg. In diversen Wettbewerben zwischen Maschinen und Menschen zeigt sich, dass Maschinen immer besser geworden sind. Und im gewissen Umfang übertreffen sie die Menschen sogar.

Nehmen wir an, die Maschinen übertreffen die Menschen. Was bedeutet dies für unsere Zukunft?

Wenn immer mehr solche Fortschrittsmomente zusammenkommen, dann können Maschinen die Welt substanziell verändern. Allen voran dürfte unsere klassische Erwerbsarbeit betreffen, weil viele Anforderungen durch Maschinen übernommen werden könnten. Das wäre von fundamentaler Bedeutung, weil Arbeit Sinn und Identität in einer Gesellschaft stiftet. Diese Entwicklung kann die Tür in eine neue Gesellschaft aufstoßen.

Also werden wir Menschen in der Zukunft nicht mehr arbeiten?

Nein, ich möchte damit nicht sagen, dass es in der Zukunft keine Arbeit geben wird. Ich glaube allerdings schon, dass wir uns etwas vom klassischen Modell  verabschieden müssen. Vor diesem Hintergrund kann ich die Diskussionen über das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen nachvollziehen. Vielleicht vermischen sich Tätigkeiten aus Arbeit und Hobby stärker. Vielleicht müssen wir wichtige Dienste in unserer Gesellschaft anders honorieren, wie beispielsweise die Betreuung von Senioren und Kindern. Ich glaube, da kommt viel auf uns zu.

Und worauf müssen Unternehmen sich in den nächsten fünf Jahren einstellen?

Künstliche Intelligenz möchte ich nennen, muss aber klarstellen, dass sie ein sehr weites Feld betrifft. Manche verstehen im engen Sinne darunter Chatbots. Das ist damit nicht gemeint. Künstliche Intelligenz ist mehr eine Methode als Technologie, um Maschinen eine Fähigkeit beizubringen, die man gemeinhin als „intelligent“ bezeichnet. Wie die Entwicklungsperspektiven auf diesem Gebiet aussehen werden, ist meines Erachtens ein offener Prozess, über den man zurzeit nur spekulieren kann. Klar ist aber, dass diese Methode Einzug in nahezu alle Produkte und Dienstleistungen findet.

Was ist das Thema, das sehr konkret am Horizont sichtbar ist?

Maschinelles Lernen. Dieses Thema hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Darunter versteht man Maschinen, die auf der Grundlage von Daten Muster erkennen und hieraus lernen. Diese Technikbereich ist nach meiner Einschätzung ein sehr wichtiges Thema und ein ebenso wichtiges Kompetenzfeld, auf das Unternehmen sich in den nächsten fünf Jahren – vielleicht sogar noch viel früher – einstellen müssen.

Welche Bedeutung haben Daten in Sachen Maschinelles Lernen?

Sie spielen eine fundamentale Rolle. Egal, was Unternehmen in der nahen Zukunft machen, sie müssen anfangen, datengetriebener zu denken. Sie müssen Daten als wichtiges Gut betrachten. Daher sind Unternehmen gefordert, Daten systematisch zu erheben und zu speichern. Mehr noch: sie müssen die Fähigkeit aufbauen, diese Daten für die Wertschöpfung einzusetzen. Die Daten sind aber nicht nur der Rohstoff für maschinelles Lernen sondern darüber hinaus für die elektronische Vernetzung von Geschäftsbeziehung.

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Was meinen Sie damit konkret?

Unternehmen müssen grundsätzlich verstehen, dass sie durch Daten in die Lage versetzt werden, gute Entscheidungen zu treffen. Im Handel kann man diese Entwicklung beobachten. Retailer ermitteln Daten über Konsumenten, um ihnen passgenaue Produkte und Rahmenbedingungen anzubieten, und so eine positive Kaufentscheidung herbeiführen. Wenn für einen Konsumenten die Lieferzeiten ein wichtiges Kaufkriterium ist, können Algorithmen im Hintergrund diesem Kunden ein entsprechendes Angebot unterbreiten. Auch bei der Vernetzung von Geschäftsbeziehung ist die Rolle von Daten enorm.

Stimmen Sie der Aussage zu, dass amerikanische Unternehmen in Sachen Datenkompetenz den Deutschen weit überlegen sind?

Es ist ganz interessant, wenn man deutsche Unternehmen mit amerikanischen Unternehmen vergleicht. Viele amerikanische Unternehmen, vor allem die Silicon Valley-getriebenen Unternehmen, kommen ausschließlich von der digitalen Seite.Deutsche Unternehmen sehen hier im Vergleich das klassische Geschäft gelegentlich als Altlast und würden sich gerne ausschließlich mit dem Digitalen beschäftigen. Vielleicht liegt aber gerade in der Kombination die herausragende Chance für uns in Deutschland.

Wir haben hier ein sehr starkes industrielles Geschäft – und darin sind wir richtig gut. Unsere Chance besteht darin, dass wir unsere Industriekompetenz in das digitale Zeitalter erweitern müssen. Ich glaube, wir müssen die beiden Welten – Industrie und Digitales – miteinander kombinieren. Ich bin überzeugt, dass wir damit auch erfolgreich werden.

 

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